In Dardesheim - einem Ortsteil der Stadt Osterwieck in Sachsen-Anhalt - ist die Energiewende bereits Wirklichkeit: Mit dem Windpark Druiberg, mit zahlreichen Photovoltaikanlagen und einer Biogasanlage erzeugt die “Stadt der Erneuerbaren Energie” 40 mal so viel Ökoenergie wie die Einwohnerinnen und Einwohner selbst verbrauchen. Dies konnten Heinrich Bartelt, der Geschäftsführer der RegenerativKraftwerke Harz, und seine beiden Kollegen, Ulrich Narup und Thomas Radach, den interessierten Zuhörern im Sickter Herrenhaus bei der Veranstaltung “Windkraft ade? - Windkraft juchhe?” des Ortsverbandes Sickte von Bündnis 90/Die Grünen mitteilen. In Dardesheim sind die Erneuerbaren Energien ein Erfolgsmodell für die Kommune und ihre Einwohnerinnen und Einwohner. “Ein Drittel der Bevölkerung ist an unserem Windpark Druiberg finanziell beteiligt. Jahr für Jahr ergibt diese Beteiligung mindestens 8 % Rendite. Die Erneuerbaren Energien tragen wesentlich zur Wertschöpfung in der Region bei,” berichtete Heinrich Bartelt. 200.000 € Gewerbesteuereinnahmen kämen der Kommune zugute, es seien neue Arbeitsplätze entstanden, die örtlichen Vereine erhielten über einen Förderverein einen Umsatzanteil, die örtliche Wirtschaft werde bei den Investitionen von bisher 80 Millionen Euro besonders berücksichtigt. Durch die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger und die aktive Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Vereinen gebe es eine hohe Identifikation in der Bevölkerung mit “ihrem” Windpark. Die Mitarbeiter der RegenerativKraftwerke machten deutlich, wie sehr in Dardesheim auf ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept gesetzt werde: das “Virtuelle Kombikraftwerk” . Dieses wird verschiedene erneuerbarer Energieerzeuger, steuerbare Verbrauchsgeräte und Energiespeicher in der Region miteinander verknüpfen. Zum Gesamtkonzept gehöre die Nutzung des Pumpspeicherwerkes Wendefurth zur Speicherung erzeugter Energie ebenso wie der Einsatz von Elektrofahrzeugen und die intelligente Nutzung der Energie in Abhängigkeit von der Nachfrage.
Die Veranstaltung der Grünen wurde nach einer Begrüßung durch den Sprecher des Ortsverbandes, Karlheinz Pfeiff, und unter Moderation des Sickter Fraktionsvorsitzenden, Holger Barkhau, durch zwei Beiträge von grünen Mandatsträgern eingeleitet. Bertold Brücher, Fraktionsvorsitzender der Grünen-Fraktion im Kreistag und Kandidat für die Landtagswahl, wies einleitend darauf hin, dass im Landkreis zurzeit ein Konzept für den Umstieg auf Erneuerbare Energien erarbeitet werde. Um das gesetzte Ziel - eine Versorgung durch Erneuerbare Energie zu 90 % - zu erreichen, kämen große Veränderungen auf die Region zu. Dabei sei die Windenergie wegen der hohen Effizienz von besonderer Bedeutung. Dr. Reinhard Gerndt, ebenfalls Mitglied der Kreistagsfraktion und Mitglied in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Großraum Braunschweig, informierte über die Weiterentwicklung des Verfahrens zur Windenergienutzung durch das Regionale Raumordnungsprogramm. Hier würden nach vorher festgelegten Kriterien Vorrang- und Eignungsgebiete zur Windenergienutzung ermittelt und diese dann nach einem vorherigen Beteiligungsverfahren von der Verbandsversammlung als zuständigem Gremium beschlossen.
In der lebhaften Diskussion wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Details zur Umsetzung des virtuellen Kombikraftwerkes erfragt und die Möglichkeiten zur Beteiligung von Bürgerwindkraftanlagen in der Region Sickte beleuchtet. Auch kritische Stimmen zu den gegenwärtigen Planungen von Vorranggebieten zwischen Dettum und Ahlum und möglicherweise zwischen Sickte und Mascherode wurden laut, besonders im Hinblick auf mögliche gesundheitliche Belastungen und einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.
Insgesamt waren die Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer von dem Gesamtkonzept des virtuellen Kombikraftwerkes beeindruckt: “Das klingt wie Sience-Fiction”, bemerkte Diskussionsleiter Holger Barkhau. Die Veranstaltung habe aufgezeigt, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft - und auch die Samtgemeinde Sickte - weiter entwickeln müsse, um die Energiewende zum Nutzen Aller umzusetzen.
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