Wolfenbüttel. Gänsehaut-Momente am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG). Die Holocaust-Überlebende Michaela Vidlakova (88) berichtete vor Schülern von ihrem unfassbaren Leid während der NS-Zeit – und warnte eindringlich vor dem Vergessen! Darüber informiert die Schule in einer Presseinformation.
Zum zweiten Mal reiste die Zeitzeugin aus Prag an, um Schülern am THG ihre Geschichte zu erzählen. Der Saal war mucksmäuschenstill, als Vidlakova schilderte, wie sie als Kind von den Nazis erst entrechtet und dann ins KZ Theresienstadt deportiert wurde. „Dort wurde eine Person dann lediglich zu einer Nummer“, erzählte sie. Ihre war die 539.
Von der Schule ins KZ – ein Leben in Angst
Vidlakova war noch ein Kind, als sie miterleben musste, wie Juden nach und nach aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen wurden. Keine Spielplätze, keine Schwimmbäder, kein normales Leben mehr. „Wir durften nur eine Stunde am Tag einkaufen, in der Straßenbahn mussten wir stehen. Und irgendwann durften wir nicht mal mehr mit allen Kindern spielen“, schilderte sie eindrücklich.
Dann der Schock: Deportation nach Theresienstadt. Kurz vor ihrem sechsten Geburtstag wurde sie mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurden viele Insassen weiter nach Auschwitz zur Vernichtung gebracht – doch durch unglaubliches Glück blieb ihr dieses Schicksal erspart.
Ein Holzspielzeug rettete ihr Leben
Es war ein kleines Stück Holz – aber für Vidlakova war es die Rettung! Ihr Vater, ein geschickter Handwerker, hatte ihr zum Geburtstag ein Holzspielzeug gebaut. Seine Fähigkeiten als Zimmermann retteten der Familie das Leben – er wurde gebraucht, durfte bleiben.

Dieses von Vidlakovas Vater gefertigte Holzspielzeug spielte eine wichtige Rolle im Überleben der Familie. Foto: THG Wolfenbüttel
Ein Sturm rettete sie ein zweites Mal: Nach einer Zerstörung im Lager wurden handwerklich begabte Männer für den Wiederaufbau gesucht. Ihr Vater war einer von ihnen – damit überlebte die ganze Familie. Doch viele Freunde und Verwandte nicht.
Ihre Botschaft an die Schüler: „Tut etwas!“
Die Schülerschaft war tief bewegt von Vidlakovas Schilderungen. Besonders als sie von ihrem jüdischen Freund erzählte, den sie in Theresienstadt kennengelernt hatte. Er brachte ihr Deutsch bei – und wurde später in Auschwitz ermordet. Zum Abschluss appellierte die Holocaust-Überlebende eindringlich an die Jugendlichen: „Dinge nicht schweigend hinnehmen, sondern selbst etwas tun!“