Landkreis. Das Landkreis-Projekt "Sozialarbeit in Schulen" zahlt sich aus – dies wurde schon jetzt bei der Zwischenbilanz deutlich, die am Montag im Jugendhilfeausschuss des Landkreises gezogen wurde.
Wie Frank Alpert vom Jugendamt berichtete, werde unter „Sozialarbeit in Schulen” ein Angebot der Jugendhilfe verstanden, bei dem sozialpädagogische Fachkräfte an der Schule tätig sind und mit Lehrkräften auf einer verbindlich vereinbarten und gleichberechtigten Basis zusammenarbeiten, um junge Menschen in ihrer individuellen, sozialen, schulischen und beruflichen Entwicklung zu fördern, dazu beizutragen, Bildungsbenachteiligungen zu vermeiden und abzubauen, Eltern und Lehrkräfte bei der Erziehung und dem erzieherischen Kinder‐ und Jugendschutz zu beraten und zu unterstützen sowie zu einer schülerfreundlichen Umwelt beizutragen.
Im Jahr 2010 seien daher sozialpädagogische Fachkräfte an insgesamt sieben Haupt‐ und Realschulen und zwei Förderschulen des Landkreises Wolfenbüttel eingesetzt worden. Seit 2011 arbeiten sozialpädagogische Fachkräfte in Befristungen an neun ausgewählten Grundschulen, sowie seit 2013 in den drei Gymnasien. Die beiden Gesamtschulen IGS Wallstraße und IGS Henriette-Breymann-Gesamtschule verfügen seit August 2013 über jeweils eine Vollzeitstelle.
Die Sozialarbeit in Schulen im Landkreis Wolfenbüttel stelle ein Unterstützungs- und Kooperationsangebot der Jugendhilfe am Ort Schule dar, das seine Wirksamkeit durch den direkten Kontakt mit den Schülern einerseits und aus den vielschichtigen Anknüpfungspunkten an das Netz der JugendhiIfe anderseits erhalte. Durch diese Verbindung könne sowohl eine frühzeitige Problemlösung als auch ein umfassendere Bildungsangebote zur sozialen und persönlichen Kompetenz an Schulen geleistet werden. Sozialarbeit in der Schule sei damit über eine „Feuerwehrfunktion“ in Einzelfällen hinaus in der Lage, lebensweltorientierte Bildungs-‚ Beratungs- und Kooperationsarbeit zu leisten. Sie sei ein sinnvoller Beitrag zur inklusiven Schule.
Sozialarbeit in Schule habe gezeigt, dass sie eine wichtige Lotsenfunktion übernehme, um Kindern, Jugendlichen, Eltern und auch Lehrkräften, Beratung und Unterstützung sowie eine Anknüpfungsstelle an die Jugendhilfe und ihre Ressourcen zu geben. Insbesondere das Beratungsangebot in den Schulen werde von Schülern, Eltern und Lehrkräften als wichtige Ergänzung des schulischen Bildungsauftrages erlebt.
Grundschulen
Die Sozialarbeit in Grundschulen (SiG) sei ein tragfähiges Konzept und ein sinnvolles Angebot der niederschwelligen Prävention von Jugendhilfe in der Grundschule. Da mit einer Aussage über die Finanzierungsbeteiligung des Landes frühestens Mitte/Ende 2015 zu rechnen sei, seien ‐ trotz der generellen Beschlussfassung über den Regelbetrieb - die befristeten Verträge der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in Grundschulen bis Ende 2015 verlängert worden. Die Aufgaben, Maßnahmen und konzeptionellen Handlungsansätze sollten - wie bereits politisch beschlossen - weitergeführt und, wenn die Landesregierung keine Mittel für sozialpädagogischen Stellen zur Verfügung stelle, entfristet werden.
Haupt-, Real-, Förderschulen
Gesichert sei, dass die Wilhelm‐Raabe-Schule und die Lessing-Realschule 2017 schließen. Die Förderschule Teichgarten laufe (voraussichtlich) in den nächsten Jahren aus. Somit würden in den genannten Schulen potenziell drei halbe Stellen sowie die Stelle des Integrationscoachs (35 Stunden) frei. Aufgrund der geringen Schülerzahl der Wilhelm-Raabe-Schule wurde die halbe Stelle bereits an die IGS Wallstraße verschoben. Beratungsangebote und Soziale Gruppenarbeit könnten bei Bedarf abgerufen werden. Weitere Aufgaben könnten durch die Profilierungskraft aufgefangen werden. Dem steigenden Bedarf an der IGS konnte dadurch zeitnah entsprochen werden. Durch die Schließung der Ludwig-von-Strümpell-Schule wurden freigesetzte Stunden eingespart. Die Grundschule Elbe wird mitversorgt aus dem Stundenkontingent der Schule im lnnerstetal. Die Grundschule Halchter wurde aus aktuellem Anlass zeitlich mit zwei Stunden wöchentlich aus dem Stundenanteil der Grundschule Wilhelm-Raabe sozialpädagogisch für erste Schulhalbjahr versorgt. An der Werlaschule in Schladen und der HRS Sickte seien aufgrund der Schülerzahlen, der Hartz IV‐ Fälle 10- unter 18 Jahre, der ASD bekannten Beratungsfälle und der Beratungsfälle an der Schule erhöhte Bedarfe an Sozialarbeit festgestellt worden. An den anderen Haupt- und Realschulen sei der Bedarf derzeit gedeckt.
Gymnasien
Im Projekt Sozialarbeit an den Gymnasien habe sich gezeigt, dass die Schüler sowie deren Eltern vielfältige Zugangsformen zu unterschiedlichen Beratungs- und Unterstützungsangeboten hätten. Auch die Entwicklung sozialer und persönlicher Kompetenzen werde bei dieser Zielgruppe deutlicher von Eltern, Vereinen im erzieherischen Kontext erbracht und weniger durch Angebote von den Sozialarbeitern in den Gymnasien vor Ort. Die Probleme, die thematisch in den Gymnasien bearbeitet würden, lägen seltener im Bereich der allgemeinen Erziehungsberatung, sondern es handle sich um spezielle Probleme, die von anderen Beratungsstellen sowie internen Hilfestrukturen abgedeckt werden könnten. Ein Engagement von Sozialarbeit in Schule im Bereich Sekundarbereich I sei daher aus Sicht der Verwaltung zielführender.
Gesamtschulen
Anders gestalte sich die Situation in den Gesamtschulen. Die angemeldeten Schüler stetllen einen repräsentativen Querschnitt der Schülerschaft dar mit leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Anteilen. Im Vergleich zu den Gymnasien müsse hier soziale und persönliche Kompetenzen vielfach mit Unterstützung der Sozialarbeit noch erworben, vertieft oder erarbeitet werden.
Förderschule
An der Förderschule Am Teichgarten hätten die Schüler besondere sozialpädagogische Förderungs- und Unterstützungsbedarfe. Ein großer Anteil der Kinder und Jugendlichen (über 50 Prozent) sei von sozial‐emotionalen oder psychischen Störungen betroffen und benötige individuelle Förderung, Betreuung und Unterstützung. Der Migrationsanteil an der Gesamtschülerzahl sei überproportional hoch (rund 17 Prozent). Viele Schüler benötigten intensive Hilfe und spezielle Angebote, um aggressiven Verhaltensweisen vorzubeugen oder sie abzubauen. 54 Prozent der Schülerschaft steht im Hartz‐lV-Bezug. Verlässliche Familienstrukturen seien oft nicht vorhanden. Die Unterrichtsversorgung habe sich gegenüber dem Schuljahr 2013/2014 drastisch verschlechtert. Die Stunden, die bislang für die pädagogische Betreuung der Klassen zur Verfügung gestellt wurden, seien ersatzlos gestrichen worden. Aufgaben im Erziehungsprozess, die früher in familiären Zusammenhängen und gewachsenen sozialen Milieus angesiedelt waren, müssten heute von Jugendhilfe und Schule übernommen werden. Die Sozialarbeit in der Schule sei dabei ein wichtiger Baustein. Solange die Schule am Teichgarten in der jetzigen Form bestehe, sollte das Angebot der Sozialarbeit unverändert bestehen bleiben.
Lob von den Ausschussmitgliedern
Einhelliges Lob für die Arbeit gab es von den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses. Holger Barkhau (GRÜNE) wies allerdings darauf hin, dass Sozialarbeit an Gymnasien nicht vernachlässigt werden dürfe. Allerdings sei hier eine andere Art der Sozialarbeit – mit stärkerer Orientierung in Sachen Stessbewältigung – nötig.
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