Unterdurchschnittlich wenige Pfleger in Wolfenbüttel - Warnung vor Pflegekollaps

Mehr als 40 Prozent der Pflegefachpersonen in Niedersachsen gehen in den nächsten 15 Jahren regulär in Rente. Im Gegesatz stünden jedoch nicht genug Nachwuchskräfte bereit.

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Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Mehr als 40 Prozent der Pflegefachpersonen in Niedersachsen gehen in den nächsten 15 Jahren regulär in Rente – vorzeitige Berufsausstiege nicht mitgerechnet. Zu diesem Ergebnis kommt die Pflegekammer Niedersachsen in ihrem zweiten Bericht zur Lage der Pflegefachberufe. Zugleich stünden laut Pflegekammer nicht ausreichend jüngere Fachkräfte bereit, um die Berufsausstiege auszugleichen. Nadya Klarmann, Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen zeigt sich in einer Pressemitteilung über die Ergebnisse des Berichts alarmiert. In Wolfenbüttel sei die Lage besonders dramatisch. Dort gebe es umgelegt auf die Einwohnerzahl in unserer Region die wenigsten Pflegekräfte.


„Schon vor der Corona-Pandemie war die Versorgungssituation in einigen Regionen Niedersachsens dramatisch. In der Coronazeit ist die Arbeitsbelastung in der Pflege weiter gestiegen. Pflegende brauchen jetzt dringend Angebote zur Gesundheitsförderung und insgesamt attraktivere Berufsbedingungen. Sonst steigen noch mehr Menschen aus dem Beruf aus und die Versorgung ist in Gefahr. Einen Pflegekollaps müssen wir mit aller Kraft vermeiden“, schildert Klarmann die Lage.

Lage in Wolfenbüttel unter dem Landesdurchschnitt


Laut Pflegekammer kommen in Niedersachsen ca. 11,9 Pflegefachpersonen auf 1.000 Einwohner. Diesen stehen im Durchschnitt 160,5 Pflegebedürftige pro 1.000 Einwohner gegenüber. In einigen Landkreisen ist die Lage besonders prekär: In Osterholz (6,78), Wolfenbüttel (6,95) und Harburg (7,14) liegt der Wert mit etwa 7 Pflegefachpersonen je 10.00 Einwohner weit unter dem Landesdurchschnitt. Versorgungslücken werden in der ambulanten Pflege insbesondere in den Landkreisen Osterholz und Harburg, aber auch für die Region Oldenburg für den Zeitraum 2013 bis 2030 erwartet.

Nachfrage nach Weiterbildung zur Hygienefachkraft gering


Der neue Bericht zu Lage der Pflegefachberufe in Niedersachsen gibt erstmals Aufschluss, wie viele Pflegefachpersonen in Niedersachsen welche Weiterbildungen absolviert haben. „Die Corona-Pandemie hat offengelegt, wie wichtig Hygienefachkräfte in der Pflege sind. Gerade in diesem Bereich sehen wir Nachholbedarf in Niedersachsen“, erklärt Anja Wiedermann, Leiterin des Geschäftsbereichs Pflegeberufeentwicklung der Pflegekammer Niedersachsen. In 2019 haben nur 15 von insgesamt 591 Pflegefachpersonen eine Fachweiterbildung zur Fachkraft für Hygiene in der Pflege oder zur Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention absolviert.

Die Ursachen für die geringe Nachfrage sehe Wiedermann unter anderem in der Angebotsstruktur der Weiterbildungen: „Wir brauchen mehr flexible und wohnortnahe Angebote entsprechend den Bedarfen berufstätiger Pflegender. Einige Teilnehmer, die auf dem Land wohnen, haben lange Anfahrtswege zu Weiterbildungsstätten. Sie brauchen flexible Lösungen.“ Um die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, habe die die Pflegekammer Niedersachsen begonnen, die Weiterbildungsordnung anzupassen.

Umfrage: Hohe Berufsunzufriedenheit in der Pflege


Von September bis November 2019 konnten Mitglieder der Pflegekammer Niedersachsen an der Umfrage teilnehmen, die von der Pflegekammer in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung durchgeführt wurde. Insgesamt wurden Datensätze von insgesamt 2662 Befragten ausgewertet. Rund 17 Prozent der Befragten gaben an, sich vorstellen zu können, in die Zeitarbeit zu gehen. Als Gründe für die Zeitarbeit nannten die Befragten am häufigsten die „Vergütung“ (54 Prozent), gefolgt von „selbstbestimmten und flexiblen Arbeitszeiten“ (50,9 Prozent). Rund 60 Prozent aller Befragten erklärten, unzufrieden oder sehr unzufrieden mit ihrem Beruf zu sein.


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