UnternehmerFrauen zu Besuch in der Kläranlage Wolfenbüttel


Einen Blick hinter die Kulissen gewannen am Mittwoch die UnternehmerFrauen. Foto: Stadtwerke Wolfenbüttel
Einen Blick hinter die Kulissen gewannen am Mittwoch die UnternehmerFrauen. Foto: Stadtwerke Wolfenbüttel

Wolfenbüttel. Damenbesuch auf der Kläranlage Wolfenbüttel: 15 Mitglieder der UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH), Arbeitskreis Wolfenbüttel, haben sich am vergangenen Mittwoch beim Abwasserbeseitigungsbetrieb Stadt Wolfenbüttel (ABW) über die Reinigung von Abwasser informiert.


Dazu eingeladen hatten die Stadtwerke Wolfenbüttel, denen die Führung des ABW obliegt. „Moderne Klärwerkstechnik kann mehr als Abwasser reinigen“, erklärt Sven Dilba, Teamleiter der Kläranlage, „aus dem Abfallprodukt Klärschlamm gewinnen wir Energie.“ Er betont jedoch auch, dass selbst die modernste Klärwerkstechnik nicht alle Stoffe restlos aus dem Schmutzwasser entfernen kann, andere den Mikroorganismen der biologischen Klärstufe die Arbeit erschweren und wieder andere den technischen Einrichtungen schaden. „Unser Wasser bewegt sich in einem ewigen Kreislauf. Jeder sollte deshalb sehr sorgsam mit dem kostbaren Gut umgehen. Und das fängt damit an, was ins Abwasser gelangt“, informiert er seine aufmerksamen Gäste. Der Durchschnittsmensch verbrauche täglich rund 120 Liter Wasser, etwa so viel wie eine volle Badewanne passen.

Pro Jahr 250 Gäste


An die Kläranlage Wolfenbüttel seien derzeit etwa 53.000 Einwohner angeschlossen, gereinigt werden hier pro Jahr 2,8 Millionen Kubikmeter Wasser. „Die maximale Tagesmenge beträgt 25.000 Kubikmeter Wasser“, sagt Sven Dilba und fügt an: „Die Stadtwerke Wolfenbüttel und der AWB legen großen Wert auf Information und frühe Aufklärung. Es geht bei Wasser schließlich um Daseinsvorsorge. Unser Verhalten beeinflusst unsere künftige Lebensqualität.“ Pro Jahr werden rund 250 Gäste durch die Kläranlage geführt, darunter viele Schulkinder. Auch den Unternehmerfrauen geht es um Wissenserweiterung, Qualifizierung und die Übernahme von Verantwortung. Mitglieder sind Unternehmerfrauen, Meisterfrauen und im Handwerk tätige Frauen, die sich beruflich wie gesellschaftlich engagieren. Die Stadtwerke Wolfenbüttel bieten ihnen regelmäßig Veranstaltungen an.

Fette sind Gift


Für die Reinigung von Abwasser werden vielfältige Verfahren eingesetzt, um Schmutz- und Schadstoffe zu beseitigen. Es gibt im Klärwerk mechanische, biologische und chemische Reinigungsstufen. Bei der ersten Station, dem Rechen, werden grobe Abfälle wie Toilettenpapier abgefangen und beiseite geräumt. Danach geht es in den Sand- und Fettfang; die Strömung des Wassers wird so ausgelegt, dass sich Sand, kleine Steine oder auch Glas am Boden absetzen. Durch gleichzeitig eingeblasene Luft wird erreicht, dass Öl und Fett an die Oberfläche schwimmen und entfernt werden können. „Öle und Fette sind Gift für Abwasserleitungen und Klärwerk“, erläutert der Experte, „Sie verstopfen die Systeme und greifen die Betonbauwerke an.“ Er versteht nicht, dass immer noch so viel Fett in die Kanalisation gelangt: „Essensreste sollte man nicht in die Toilette kippen, auch das Restfett aus der Bratenpfanne nicht; sie gehören in die Biotonne oder in den Restmüll“, appelliert er an die Unternehmerfrauen. Auch ärgert er sich, dass wohl viele Menschen immer noch Feuchttücher in die Toilette werfen. „Die gehören da nicht hin, weil sie sich nicht zersetzen und Pumpen verstopfen oder beschädigen können“, meint Sven Dilba. Auch moderne Kleidungsstoffe mit Kunststoffbestandteilen machen Probleme, wie der Fachmann erklärt. Mikropartikel, die sich beim Waschen lösen, lassen sich in der Kläranlage nicht gänzlich herausfiltern.

Glockentierchen brauchen Sauerstoff


In den nachfolgenden, sogenannten Belebungsbecken beginnt die Arbeit der Mikroorganismen – sicht- und hörbar. Es blubbert. „Unsere Glockentierchen, Amöben, Wimperntierchen und Pantoffeltierchen sind sehr fleißig“, erklärt der Fachmann, „vorausgesetzt sie haben ein ideales Arbeitsklima.“ Dafür müsste der Abwasserbeseitigungsbetrieb Stadt Wolfenbüttel als Arbeitgeber schon sorgen, meint er mit humorvollem Zwinkern. Die Mikroorganismen ernähren sich von Verbindungen, die im Wasser gelöst sind – dazu zählen insbesondere Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen. Die Bakterien brauchen Sauerstoff zum Arbeiten. Deshalb wird Luft in die Becken gepumpt. „Mit Phosphor haben die Tierchen etwas Probleme“, sagt Sven Dilba, „deshalb arbeiten wir hier in der chemischen Stufe zusätzlich mit sogenannten Fällmitteln. Das sind Metallsalze, die den restlichen Phosphor im Schlamm binden.“ Die Qualität des geklärten Wassers wird geprüft, danach darf es in die Oker fließen. Der ausgefilterte Schmutz wird ordnungsgemäß entsorgt; die herausgefilterten Fette und Schlämme wandern in Faultürme. Dort zerlegen Bakterien die organischen Bestandteile und produzieren dabei unter anderem Methan. Aus dem Faulgas wird Strom erzeugt. „Rund 40 Prozent des Eigenbedarfs an Strom erzeugen wir selbst“, erklärt Sven Dilba, „es ist den Stadtwerken Wolfenbüttel und dem ABW wichtig, möglichst effizient und umweltschonend zu arbeiten.“


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