Wolfenbüttel. Über ihn wurde in Wolfenbüttel schon oft gesprochen: Anton Wilhelm Amo, der erste bekannte Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland, der im 18. Jahrhundert an Universitäten unseres Landes lehrte und dessen Geschichte für uns als ein Geschenk an Herzog Anton Ulrich im Wolfenbütteler Schloss begann. Jetzt soll im Stadtgebiet eine Straße nach ihm benannt werden, doch das in einem der "unattraktivsten Stadtteile Wolfenbüttels", wie die Vorsitzende der Stadtratsfraktion von Bündnis90 / Die Grünen findet.
An der Adersheimer Straße sollen auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerks, in direkter Nachbarschaft zur Ackerstraße, eine Seniorenresidenz mit Pflegeeinrichtung (131 Plätze), eine Wohnanlage für Betreutes Wohnen (46 Wohneinheiten) einschließlich
einer Seniorentagespflege (20 Plätze) sowie ein Wohnquartier mit vier Mehrfamilienhäusern (52 Wohneinheiten) entstehen. Die innerhalb dieses Wohngebietes neu entstehende Straße soll jetzt den Namen "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" tragen. Dafür stimmte der Rat der Stadt Wolfenbüttel auf seiner Sitzung am Mittwochnachmittag und ignorierte damit ohne weitere Aussprache die Einwände der Grünen.
"Geht an der Sache vorbei" - Grüne fordern Mut ein
"Der Rat beschließt mit dieser Vorlage eine Straßenbenennung in einem entstehenden, profanen Wohnkomplex - in einem der - sehen Sie es mir bitte nach - unattraktivsten Stadtteile Wolfenbüttels. Ohne Bezug zu irgendwas - die Straße könnte auch nach 'Lieschen Müller' - benannt werden", führte Krause aus. Dabei gebe es ihrer Meinung nach tatsächliche örtliche Bezüge zu Amo in der historischen Innenstadt Wolfenbüttels. Für sie geht die mit der Straßenbenennung verbundene Ehrung der Person Amos an dieser Stelle an der eigentlichen Sache vorbei.
Für die Zukunft wünscht sich die Grüne Fraktionsvorsitzende endlich mehr Mut in der Verwaltung, aber vor allem vom Rat der Stadt Wolfenbüttel. Bei der Ehrung von historischen Persönlichkeiten mit Straßennamen sollten diese aus Sicht der Grünen in der Nähe ihres belegten Lebens- und Wirkungskreises erfolgen und auch dann beschlossen werden - auch um den Preis der Umbenennung. Heißt: Vorhandene Straßennamen müssten weichen, wodurch sich Wohnanschriften ändern könnten.
"Hier und heute wird Amo an den Rand der Stadt und damit an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Eine vertane Chance, wie schon vor kurzem in diesem Rat, als es um eine andere Persönlichkeit ging, deren Namen ich hier und heute nicht wiederholen möchte." Tatsächlich gab es im Rat schon die ein oder andere Unstimmigkeit bei der Findung und Vergabe von Namen für Straßen und Plätze. Erinnert sei hier an die Würdigung von Leopold Zunz und Samuel Spier.
Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Archiv-Artikel "Fraktionen lehnen Viertel mit jüdischen Straßennamen ab".
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