Wolfenbüttel. "Guck mal, da ist Cira!" hallt es durch die Gänge der Schule am Teichgarten, wenn Lehrerin Babett Bufe zusammen mit Schulhund Cira den Klassenraum verlässt. Die vier Jahre alte Labradorhündin begleitet ihr Frauchen etwa dreimal die Woche mit in den Unterricht. Nicht nur bei den Kindern kommt das gut an, auch im Kollegium hat sich Cira bereits einen Ruf erarbeitet. Doch was macht ein Schulhund eigentlich und wofür ist er nützlich? regionalHeute.de besuchte Cira an ihrem "Arbeitsplatz".
Die Idee einen Schulhund ausbilden zu wollen, hatte Babett Bufe schon früh. Hunde liebte sie schon immer, doch die Initialidee hatte sie im Referendariat. Damals begleitete sie eine Kollegin, die einen Welpen mit in den Unterricht nahm und war sofort begeistert. An der Schule am Teichgarten bewarb sie sich somit auch unter diesem Aspekt. "Ich habe in die Bewerbung reingeschrieben, dass ich vorhabe einen Schulhund auszubilden. Dann wussten sie gleich, wen sie sich hier ins Haus holen", lacht Bufe. Nach einem halben Jahr an der Schule machte sie sich bereits auf die Suche nach einem geeigneten Hund. Die Rasse Labrador ist dabei aufgrund der ihr nachgesagten Charaktereigenschaften, wie zum Beispiel, Freundlichkeit als Schulhund prädestiniert. Bei einem Züchter wurde sie schließlich fündig. Mit neun Wochen nahm sie Cira bei sich auf und die Ausbildung konnte beginnen.
Diese absolvierten Bufe und Cira in einer Hundeschule in Braunschweig. Dort werde eine einjährige Begleithundeausbildung für soziale Berufe angeboten. Eine Pflicht eine solche Ausbildung zu absolvieren habe es zumindest damals noch nicht gegeben. Während dieser Zeit wurden Grundschulen, Altenheime sowie die Evangelische Stiftung Neuerkerode besucht, um die Hunde auf alle Situationen vorzubereiten. Wichtig seien aber auch die Grundkommandos, wie "Geh auf deine Decke" oder ein einfaches "Nein".
"Die mit dem Hund" und der Unterricht
Zurzeit hat Babette Bufe eine der beiden 1. Klassen der Schule und auch eine Hunde-AG gibt es. Während Cira in den höheren Klassen während des Unterrichts durch den Raum streifen darf, müssen die kleineren Kinder sich erst auf den Schulhund einstellen. Doch dies gehe recht schnell, so Bufe, denn es gibt klare Regeln für den Umgang mit dem Tier. So hat die Hündin zum Beispiel eine Ruhebox, in die sie sich zurückziehen kann. "Dort dürfen die Kinder sie nicht anfassen. Auf der Decke in der Leseecke können die Kinder mit ihr interagieren, müssen mich aber erst um Erlaubnis fragen", erklärt Bufe weiter. Auf kindgerechten Schildern sind die Regeln noch einmal für alle Schüler ersichtlich. "Nicht hinterherrennen" oder "Nichts wegnehmen" gehören dazu. Auch die Lautstärke spielt beim Umgang mit dem Hund eine große Rolle.
Auf kindgerechten Karten sind die Verhaltensregeln für den Umgang mit Cira dargestellt. Foto: Julia Fricke
Dies alles klingt nach einem großen Aufwand für Mensch und Tier. Doch tatsächlich sei dieser nur gering. Zudem trägt der Hund auch zum Klassenklima bei. Und dieser Unterschied mache sich sehr schnell bei den Schülern bemerkbar. "Cira legt sich gerne mal bei einem Schüler hin und bleibt dann da. Ich erkläre den Schülern dann immer, dass sich Cira die Kinder aussucht, die ruhig sind", so Bufe. Damit werde die ganze Klasse sofort ruhig, weil jeder Cira bei sich haben möchte. Es gab aber auch schon andere Situationen, in denen Cira zu zappeligen Kindern ging und diese anschließend ruhiger wurden. Dabei würden vor allem die Kleineren besonders sensibel reagieren. "Die Kinder lernen aber auch Rücksichtnahme durch den Hund", erklärt Bufe weiter. So seien die Kinder eher leise, weil sie Cira nicht stören möchten. Auch das ruhige Arbeiten in den Klassen werde so erleichtert.
Cira hört allen zu
Einen weiteren positiven Effekt hat der Hund auch auf die Sprachentwicklung der Kinder. "Hunde haben keine Vorurteile. Sie hören einfach zu und von ihnen kommen auch keine dummen Kommentare. Das wissen die Kinder und reden sehr viel mit ihr, mehr als mit mir", so Bufe und erzählt von dem eindrucksvollen Fall eines Mädchens aus einer anderen Klasse, das Cira auf dem Schulhof begegnet ist. Das Mädchen hat sich mit Cira unterhalten und auch mit Babette Bufe gesprochen. "Erst später habe ich erfahren, dass dieses Mädchen eigentlich überhaupt nicht redet." Generell habe sie noch kein Kind erlebt, das sich nicht mit dem Hund unterhalten wollte. Dies komme auch dem Englischunterricht zugute, denn während sich die Kinder teilweise genieren die Worte vor der Lehrerin auszusprechen, fällt ihnen dies vor Cira leicht.
Cira wird mit einbezogen
Wirkliche Aufgaben hat Cira nicht. Dennoch dreht sich in der "Hundeklasse" vieles um die Vierbeiner. So gibt es die sogenannte "Helfende Hand". Hierbei sorgt ein Schüler dafür, dass Cira Wasser hat, ihre Decke richtig liegt und sie ihr "Schuloutfit" anhat. Auch einen kleinen Rucksack hat Cira. Damit ist es möglich, den Schülern Utensilien an den Platz zu bringen. Außerdem sind an den Tischen kleine Boxen angebracht, in denen die Kinder Leckerlis sammeln können. "Zu Beginn des Unterrichts bekommt jeder drei Leckerlis. Und dann können sie sich welche dazuverdienen", erklärt Bufe das Konzept mit der Motivation der Schüler. Jeder möchte Cira gerne welche geben dürfen, zum Beispiel in Spielen. Weggenommen werden den Schülern Leckerlis in der Regel nicht. Doch auch hier gebe es Ausnahmen.
Am Ende des Tages darf sich Cira bei einem langen Spaziergang im Lechlumer Holz entspannen. Dann ist auch schon mal Action angesagt. Denn dann hat auch Cira einfach mal "Feierabend".
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