Weihnachten für Menschen mit Behinderung




[image=5e1764c4785549ede64cce0f]Florian Reich hatte gut zu tun. Bei der Weihnachtsfeier des Integrations- und Therapiezentrums vom DRK in Wolfenbüttel schlug der Junge den Gong immer dann, wenn ein neuer Programmpunkt begann. Und das war oft der Fall im ehemaligen Hubschrauber-Hangar am Exer.

ITZ-Leiter Thomas Stoch hatte mit seiner Mannschaft ein buntes Programm entworfen, zu dem unter anderem die Weihnachtsgeschichte, Basteln von Kekshäuschen sowie ein Auftritt der FED-Rockets gehörten. Die Band des Familienentlastenden Dienstes bot Rockiges für die Ohren, das sie ein "Alternativ-christmas-programm" nannte.

Angemeldet waren rund 100 Personen, doch einige Stühle blieben leer. "Das ist normal bei Familien mit behinderten Angehörigen", erklärte Stoch. "Plötzlich fühlen sie sich nicht wohl oder wollen das Haus nicht verlassen."  Das traf auch auf Christiane Brandt zu, die ohne ihre Tochter Stephanie kam. "Sie schläft tief, wir bleiben zu Hause." Gleichwohl wollte sie dem ITZ mit einem Kuchen helfen, den sie eigens gebacken hatte, ebenso wie viele andere Familien. "Wir sind schließlich sehr froh, dass es diese Eirichtung gibt", erklärte die Wolfenbüttelerin.

Seit 2003 nehme sie die Hilfe des DRK in Anspruch, und bis auf einen Punkt sei sie immer sehr zufrieden: "Die Personalsituation. Alle hier sind unheimlich kompetent, aber es fehlen Mitarbeiter." Da konnte Stoch nur zustimmen. "Gerade am Wochenende haben wir Engpässe, wenn alle Familien gleichzeitig Helfer brauchen." Zudem schicke das ITZ nicht jeden der 200 Mitarbeiter in jede Familie. "Wir suchen immer Betreuungskräfte. Aber für die Familie Brandt zum Beispiel können wir nur jemanden nehmen, der schon etwas Autismuserfahrung mitbringt."

[image=5e1764c4785549ede64cce10]Manfred Blobel aus Weddel war erst zum zweiten Mal im ITZ, nachdem er im Herbst seinen Sohn Markus zum Spielenachmittag begleitet hatte. Der 76-Jährige fand Unterstützung in Wolfenbüttel, als vor zwei Jahren seine Frau starb. "Ich habe diese Einrichtung schätzen gelernt", sagt er. "Wir fühlen uns hier gut aufgehoben." Das Gesundheitsamt habe ihm geraten, sich mit Markus ans DRK zu wenden. "Das war ein guter Rat."

Ähnlich denkt Andrea David aus Hornburg. Während viele Kinder im Dachgeschoss des ITZ Kekshäuschen mit Zuckerguss bastelten und als Geschenk für ihre Eltern verpackten, berichtete sie von Fortschritten ihres kleinen Niclas. "Seit wir die Autismusambulanz des DRK besuchen, wird er immer selbständiger. Es passiert langsam, aber spürbar. Inzwischen kann er sich über Kärtchen schon mitteilen."

Für Familie David war es die erste Weihnachtsfeier im ITZ. "Das ist eine schöne Einrichtung mit netten Mitarbeitern." Stets fühle sie sich wohl am Exer. "Und heute hat Niclas hier besonders viel Spaß. Das ist die Hauptsache."

Florian Reich am Gong, rechts Petra Kaschewski, links ITZ-Leiter Thomas Stoch. Auf dem anderen Foto: Eine der Gruppen beim Weihnachtsbasteln im Gymnastiksaal des ITZ. Fotos: DRK


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