Weltautismustag: Interessante und bewegende Vorträge im ITZ


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Wolfenbüttel. Der frühkindliche Autismus stand bei der dritten Auflage des Weltautismus-Tages im Vordergrund. Bei dieser Informationsveranstaltung bieten die Autismus-Ambulanzen der Region eine gemeinsame Plattform für Betroffene und Angehörige sowie für Menschen, die sich beruflich mit Autismus beschäftigen. Das Team des Integrations- und Therapiezentrums (ITZ) des DRK-Kreisverbandes Wolfenbüttel gehörte zu den Ausrichtern zusammen mit der Braunschweiger und der Wolfsburger Autismus-Ambulanz.

Etwa 120 Interessierte kamen, um sich bei den Berichten und Vorträgen zu informieren oder sich mit anderen auszutauschen.

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Die Leiterinnen der Autismusambulanzen Petra Kaschefski (von links), Steffi Haman und Sylvia Schlenker organisieren gemeinsam den Autismustag. Foto: DRK



„Besonders beeindruckend und bewegend waren die Erfahrungsberichte der Betroffenen‟, erklärt Petra Kaschefski, Autismus-Abteilungsleiterin im ITZ. Ein 17-Jähriger mit frühkindlichem Autismus habe vor der Veranstaltung einen Brief verfasst, in dem er über sich selbst und sein Leben berichtet – Urlaube zählten zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, erfuhr das Publikum. Beeindruckt von dem Auftritt zeigte sich auch Barbara Scholl. Die Therapeutin des ITZ kennt den jungen Mann bereits seit vielen Jahren. „Er hatte immer Schwierigkeiten, Regungen mimisch oder gestisch zu zeigen‟, so Scholl. Damit verbunden sei, dass er keine Möglichkeiten hatte, sich auszudrücken.

Zu den Merkmalen des frühkindlichen Autismus zähle, dass Betroffene häufig nicht sprechen können, erklärt Kaschefski. Oftmals kommunizieren sie daher über Methoden der unterstützten Kommunikation. Dazu zähle auch die Facilitated Communication – Gestützte Kommunikation.

Auf diese Weise wandte sich auch ein 49-Jähriger Autist ans Publikum. In seinem Brief sprach er von seinen zwei Leben: Das Eine lebte er, bevor er sich mithilfe der Gestützten Kommunikation ausdrücken konnte. Danach begann ein völlig neuer Abschnitt für ihn. Seit zwölf Jahren kann er sein Innenleben über das Schreiben mit anderen Menschen teilen – ein großer Gewinn an Lebensqualität.

„Menschen mit frühkindlichem Autismus wirken oft sehr in sich gekehrt‟, beschreibt Kaschefski. Sie erscheinen uns häufig als wenig interessiert an ihrer Umwelt. Gestützte Kommunikation beweise jedoch das Gegenteil. Dadurch entdecke man, welche Fähigkeiten eigentlich in den Menschen schlummern. Diese als Facilitated Communication bekannte Methode ist bereits in den 70er Jahren in den USA entstanden. Erst in den 90ern habe sie sich jedoch etabliert und ihren Weg nach Deutschland gefunden.

Ebenso beeindruckte der Vortrag von Dr. Anne Häußler die Anwesenden. Sie informierte über den TEACCH-Ansatz, der autistischen Menschen hilft, ihren Alltag durch visuelle und strukturierende Hilfen besser bewältigen zu können. Bilder und Videos in dem Vortrag untermauerten die Wirksamkeit dieses Ansatzes. Häußler führte die in der USA entwickelte Methode in Deutschland ein. Sie trägt mit ihrer Arbeit maßgeblich dazu bei, dass viele autistische Menschen sich in ihrem Alltag besser zurecht finden.

Ansonsten bot die Veranstaltung, die bei der Lebenshilfe Braunschweig stattfand, eine bunte Mischung. So referierte Christian Frese, Geschäftsführer des Vereins Autismus Deutschland, zur Inklusion und beleuchtete dabei insbesondere die rechtlichen Grundlagen. Die Buchhandlung Graff war mit einem Büchertisch vertreten und verkaufte gezielt Literatur zum Thema Autismus „Insgesamt war es eine sehr gelungene Veranstaltung‟, bilanziert Kaschefski.


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