Wolfenbüttel. Die Klasse 6c der Leibniz-Realschule ist dank ihrer Lehrerin Martina Fabian auf den Hund gekommen. Genauer gesagt, auf die sieben Monate alte Schulhündin Emma. Die "unterrichtet" täglich rund zwei Stunden mit – und sorgt für erstaunliche Veränderungen in der Klasse.
Seit Januar ist die Hovawart-Labrador-Mix-Hündin Mitglied der Schulfamilie. Nachdem ihr Frauchen erst Schulleiter Bernhard Schrodi und anschließend sämtliche Konferenzen von ihrer Schulhund-Idee überzeugt hatte, konnte Emma ihr Iglu-Körbchen in der Klasse beziehen, ihr eigenes Fach im Lehrerpult einrichten – und seitdem für eine bessere Lernatmosphäre sorgen. Emma und ihr Frauchen drücken übrigens parallel selbst noch die Schulbank. In der Schulhundeschule in Lüneburg. Rund 1.000 Euro kostet die, Martina Fabian zahlt das aus der eigenen Tasche. Wenn sie den Erfolg in ihrer Klasse sieht, zahlt sie das aber gern.
"Im Klassenzimmer ist es ruhiger und sauberer", berichtet Fabian, während Emma erst einmal ihre obligatorische Runde durch die Klasse dreht. Sofort kontrollieren die Schüler, ob ihr Ranzen verschlossen ist, oder ob etwas auf dem Boden herum liegt – Lernziel erreicht. Und Emma darf sich bei Frauchen ein Leckerli abholen.
"Ein Kind, ein Hund", sagt Fabian. Nach dieser Devise dürfen auch die Schüler mal ein Leckerchen reichen. Kein wildes Gegrapsche nach dem Hund, bedeute das. Denn Emma soll schließlich nicht gestresst werden. Wenn es zu laut in der Klasse wird, bedeutet dies ebenfalls Stress für den Vierbeiner und dies zeigt die Hundedame auch. "Wenn Emma gähnt, sind die Schüler zu laut", erklärt die Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Erdkunde. Emma setzt klare Signale mit ihrem Körper. Schwanzwedeln und angelegte Ohren haben ihre Bedeutung. Die Kinder lernen mit Begeisterung diese weitere "Fremdsprache" und werden sich auch ihrer Körpersprache bewusster. Die Schüler lernen, auf solche nonverbale Signale zu achten. Und seitdem Emma da ist, ist es in der Klasse tatsächlich ruhiger geworden.
Dies bestätigt auch Schulleiter Schrodi. Den Schülern ist Emma Seelentröster und Aggressionshemmer, Mutmacher und Stimmungsaufheller, Lernbeschleuniger und Stressfresser in einem. Wenn Emma in der Klasse ist, sind die Kinder viel konzentrierter.
Jeweils vier Kinder haben „Hundedienst“. Dies bedeutet, dass sie für die Abholung von Emma aus dem Sekretariat (wo Emma auf ihren Einsatz wartet) und die Rückkehr dorthin – verantwortlich sind. Die Schüler tragen Warnwesten und alle Anderen machen Platz, damit Emma ungehindert durch die Pausenhalle gehen kann. Einige Schüler hatten zu Beginn große Ängste, als sie Emma das erste Mal sahen. "Es ist aber immer wieder erstaunlich wie schnell sich diese Ängste abbauen", berichtet Martina Fabian. Und heute, da ist – so erzählen die Schüler einstimmig – Emma aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken.
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