Wer holt sich den Chefsessel?

von Thorsten Raedlein




Elm-Asse. Am kommenden Sonntag, 16. November sind alle Bewohner ab 16 Jahren in den Samtgemeinden Asse und Schöppenstedt aufgerufen, den ersten Samtgemeindebürgermeister und den ersten Samtgemeinderat für die neue Samtgemeinde Elm-Asse zu wählen. Die wird es ab 1. Januar 2015 als Ergebnis der Fusion der beiden jetzigen Gebietskörperschaften geben. 

Dem neuen Samtgemeinderat gehören in der ersten Wahlperiode 36 Ratsmitglieder an. In den darauf folgenden Wahlperioden reduziert sich die Zahl auf 32 Ratsmitglieder. Ebenso wird der neue Samtgemeindebürgermeister gewählt. Um den Chefsessel im Rathaus bewerben sich Regina Bollmeier für die SPD und Klaus Künne für die CDU. WolfenbüttelHeute.de führte mit beiden Kandidaten wenige Tage vor der Wahl ein Gespräch.

Welche Projekte wollen Sie als Samtgemeindebürgermeisterin in der neuen Samtgemeinde Elm-Asse mit Nachdruck umsetzen?


Regina Bollmeier: Die Aufgaben die es in den nächsten Jahren zu bearbeiten gilt sind vielschichtig und umfangreich. Daher nur einige Beispiele. Eine besondere Herausforderung sehe ich in der Gestaltung der demografischen Entwicklung, dazu gehören der Erhalt und die Weiterentwicklung der Versorgung im ländlichen Raum, die ärztliche Versorgung, die Mobilität, ein umfassendes Angebot für seniorengerechtes Wohnen, sowie bedarfsgerechte Angebote für junge Familien. Die Samtgemeinde Elm-Asse wird die vor uns liegenden Aufgaben nur mit einer finanziell gesunden Haushaltslage meistern können. Darum werde ich mich für die Erfüllung der vereinbarten Ziele im Zukunftsvertrag einsetzen. Wichtig sind weiterhin die Ansiedlung von Gewerbe und Schaffung von Arbeitsplätzen, die Vermeidung von Leerständen und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Entwicklungsstrategien für die Innenstadt und die Ortskerne entwickeln und umsetzen und den Bereich Tourismus auszubauen und als Wirtschaftsfaktor zu etablieren.

Klaus Künne: Die Aufgabe – nennen wir es ruhig Projekt – ist klar vorgegeben. Die Zusammenführung der Verwaltungen aus den bisherigen Samtgemeinden Asse und Schöppenstedt erfordert viel Fingerspitzengefühl. Die mit dem Zukunftsvertrag gesetzten Ziele müssen erfüllt werden, gleichzeitig halte ich aber auch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit für möglich. Dazu sehe ich die Haushaltführung als Schlüssel zum Erfolg. Mein Blick wird sich nicht nur auf die Einnahmen richten, sondern auch im Bürgerinteresse auf die Ausgaben.

Wie sehen Sie die Rolle der einzelnen Mitgliedsgemeinden in der neuen Samtgemeinde?


Klaus Künne: Eigenständige und handlungsfähige Mitgliedsgemeinden sind die Grundlage für den Erfolg der neuen Samtgemeinde, denn in ihnen spiegeln sich die Interessen der dort wohnenden Menschen wider. Nur wenige werden sich mit einer Samtgemeinde verbunden fühlen, sehr wohl aber mit der Gemeinde ihres Ortes.

Regina Bollmeier: Sie nehmen die gleiche Rolle ein wie zurzeit.

Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung „Ihrer“ neuen Samtgemeinde?


Regina Bollmeier: Das bleibt abzuwarten und ist im Vorfeld nicht zu beantworten. Eine künftige professionelle Wirtschaftsförderung, angesiedelt beim Landkreis Wolfenbüttel, könnte dabei unterstützend tätig sein. Ansonsten ist mein Bestreben, gerade im Bereich Remlingen, Gewerbeflächen auszuweisen.

Klaus Künne: Rückblickend stelle ich kritisch fest, dass die Entwicklung von einem Einwohnerrückgang geprägt ist und dem daraus resultierenden Abfluss finanzieller Mittel in Richtung der Großzentren, wie Braunschweig, Wolfsburg oder Hannover. Ich sehe es im Falle meiner Wahl als Aufgabe hier eine Trendwende herbeizuführen. Wir müssen unsere Attraktivität als Wohn- und Gewerbestandort verbessern und aktiv bewerben.

In „ Fusionsangelegenheiten“ ist die neue Samtgemeinde quasi ein „Insider“. Wie sehen Sie daher die Fusionsdebatte zwischen den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel?


Klaus Künne: Fusionen können durchaus sinnvoll sein, wenn es zum Beispiel um die Wiederherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit geht. Das setzt allerdings eine Langzeitperspektive voraus, die auch wirklich belastbar ist. Weil genau das zurzeit nicht erkennbar ist, muss es diese Debatte geben. Hier bedarf es einfach noch einiger Gespräche unter Beteiligung aller Betroffenen. Gerade am Beispiel der neuen Samtgemeinde Elm-Asse sieht man, dass mit dem richtigen Willen auch ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann.

Regina Bollmeier: Meines Erachtens gibt es keine Fusionsdebatte, sondern nur einzelne Vorstellungen einzelner, in der Regel, Oberbürgermeister. Aufgrund der hohen Verschuldung des Landkreises Helmstedt, kann ich die Fusionsbemühungen von deren Seite sehr gut nachvollziehen. Unsere Landrätin Christiana Steinbrügge wurde durch den Kreistag beauftragt Vorgespräche zu führen. Dies ist geschehen. Ich fühle mich über dieses Gespräch gut und umfangreich informiert. Aus meiner eigenen Fusionserfahrung kann ich nur sagen, dass für die Erarbeitung unserer Fusion mit der Samtgemeinde Schöppenstedt gut zwei Jahre benötigt wurde. Arbeitsgruppensitzungen, Lenkungsgruppensitzungen, Bürgerinformationsveranstaltungen und Ratssitzungen der Samtgemeinderäte sowie der Räte unserer Mitgliedsgemeinden waren zwingend notwendig um, gemeinsam mit Vertretern des Landkreises und des Landes, den Zukunftsvertrag zu beschließen. Ich gehe davon aus, dass Fusionsverhandlungen zwischen zwei Landkreisen mindestens ebenfalls diesen zeitlichen Vorlauf benötigten. Ob es zu diesen Verhandlungen überhaupt kommt, müssen aber letztendlich die beiden Kreistage beschließen.

Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?


Regina Bollmeier: Wenn die Bürgerinnen und Bürger mir das Vertrauen aussprechen, dann kann man davon ausgehen, dass sie mit meiner Arbeit und meinem Engagement in den vergangenen acht Jahren, zumindest für den Bereich der Samtgemeinde Asse, zufrieden sind. Im Falle meiner Wahl wählen sie eine langjährig erfahrene Kommunalpolitikerin an die Spitze der Verwaltung, die eben genau den Prozess der Fusion mit all seinen Schwierigkeiten von Beginn an mitgestaltet hat. Sie wählen eine Bürgermeisterin, die über langjährige Erfahrung in der Personalführung verfügt und, das ist auch von großer Bedeutung, die immer den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern pflegt. Sie wählen eine Frau, die ihre Verantwortung sehr ernst nimmt und realistisch, aber immer mit Zuversicht und Optimismus die anstehenden Aufgaben bewältigen wird.

Klaus Künne: Weil es mir weder um Karriere oder Ansehen geht, dazu bin ich viel zu ehrlich und bodenständig. Ich werde Probleme auch nicht aussitzen, sondern zusammen mit meinen Mitbürgern nach Lösungen suchen.



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