Wolfenbütteler Standesamt soll wieder wie früher aussehen

Ein Liebesprojekt: Das ehemalige Hofbeamtenhaus am Stadtmarkt ist stark sanierungsbedürftig.

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Das Standesamt am Stadtmarkt muss saniert werden. Es soll seine ursprüngliche Fassade zurückerhalten. Mitglieder des Bauausschusses informierten sich vor Ort.
Das Standesamt am Stadtmarkt muss saniert werden. Es soll seine ursprüngliche Fassade zurückerhalten. Mitglieder des Bauausschusses informierten sich vor Ort. | Foto: Werner Heise | Visualisierung: aus Vorlage Stadt, gebautes Erbe Dipl.-Ing. E. Arnhold

Wolfenbüttel. Wo sich verliebte Paare einst das Ja-Wort gaben, ist es dunkel, staubig und wenig ansehnlich geworden. Das Gebäude des Standesamtes am Stadtmarkt 15 ist sanierungsbedürftig. Versteckt hinter Baugerüst und Planen wird jetzt daran gearbeitet, den alten Glanz wieder herzustellen. Ein Millionenprojekt.


Auch wenn es nicht danach aussieht und der berühmte Trausaal trist und wenig schmucklos erscheint, die Liebe, die hier einst herrschte, scheint immer noch in der Luft zu sein. So scheint es jedenfalls, wenn man den mit dem Sanierungsprojekt betrauten Mitarbeitern der Stadt Wolfenbüttel zuhört. Flammenden Herzens für das Vorhaben führten sie die Abgeordneten des städtischen Bauausschusses am Dienstagabend über die Baustelle und berichteten detailreich über die Mängel des Gebäudes und wie man es wieder zu seinem alten Glanz zurückführen möchte.


Zurück zum barocken Ursprung


Vom rötlichen Anstrich der verputzten Fassade wird man künftig nichts mehr sehen. Von der dicken Putzschicht befreit, soll diese zum Stadtmarkt hin fachwerksichtig mit einem durchgängigen grauen Anstrich und ebenen holzfarbenen Fenstern hergestellt werden. So wie das Haus um 1740 einst auch erstellt wurde. Eine Restauratorin habe dies anhand erstaunlich gut erhaltener Spuren rekonstruieren können. Alle wesentlichen Fassadenmerkmale und Farbschichten der ursprünglichen barocken Fassade konnten dokumentiert und wiedergefunden werden.

Unter dem zentimeterdicken Putz verbarg sich die sehr gut erhaltene original Fassade, anhand derer eine Restauratorin den Ursprung ableiten konnte.
Unter dem zentimeterdicken Putz verbarg sich die sehr gut erhaltene original Fassade, anhand derer eine Restauratorin den Ursprung ableiten konnte. Foto: Werner Heise


Doch es ist nicht nur die Fassade an der Hand angelegt werden wird. Es ist vor allem die Statik des Gebäudes, die gesichert werden muss. Beeindruckend und erschreckend zugleich ist, wie deutlich man sehen kann, dass die Wände des Hauses förmlich aufklappen. Ganze 30 Zentimeter neigen sie sich bereits nach außen. Wenn man weiß, wo man gucken muss, könne man durch ungewollte Lücken von innen sogar nach draußen schauen, heißt es. Hinzu kommt, dass viele Böden und Balken nicht mehr tragfähig seien. Mittels 3D-Technik habe man ein Aufmaß des Gebäudes vornehmen können, Verbiegungen erfasst und basierend darauf ein Sanierungskonzept erstellen können.

Ein Millionenprojekt mit Fördermitteln


Rund 8,5 Millionen Euro wird die Sanierung kosten. Ein Teil hiervon kann möglicherweise über Förderprogramme finanziert werden. Zusagen über 1 Million Euro gebe es bereits. Der Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt hat das Vorhaben ohne weitere Aussprache zur Umsetzung empfohlen. Entscheiden wird der Rat der Stadt Wolfenbüttel in seiner März-Sitzung. Wenn alles nach Plan verläuft, kann das derzeit in der Seeliger Villa untergekommene Standesamt Anfang 2025 an den Stadtmarkt zurückkehren.


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