Wolfenbüttel: Beim "Speed-Dating" am THG treffen sich Ehemalige und Schüler der zehnten Klassen

von Romy Marschall


| Foto: Romy Marschall



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Lehrerin Susan Dienel (l.) und Schüler der Klasse 10c Foto:



Im Rotationsverfahren stehen heute sieben ehemalige Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) in jeweils 15 Minuten den Zehntklässlern Rede und Antwort über ihren beruflichen Werdegang. Unter dem Motto "Forum zur Berufsorientierung" fand die Veranstaltung in den vergangenen Jahren als Plenumssitzung in der Aula statt. Diesmal stellten Studiendirektor Stefan Lüttenberg und Andreas Meißler vom Ehemaligenverband die Veranstaltung in Form eines "Speed-Datings" auf neue Beine. Die Schüler hatten sich bereits im Vorfeld anhand von Steckbriefen informiert und gemeinsam Fragen vorbereitet.


Pünktlich um 9.35 Uhr startet die erste Runde in den "Pavillons", wie die in Containern beheimateten Klassenzimmer des zehnten Jahrgangs auch genannt werden. Rund zwanzig Schüler warten gespannt auf ihren ersten Gast. Gemeinsam mit Susan Dienel, die Deutsch und Politik am THG unterrichtet, betritt Prof. Dr. Kai Diethelm die Klasse 10c. Der ehemalige Hochschullehrer für Mathematik wechselte 2004 von der Uni zur Gesellschaft für numerische Simulation und entwickelt dort seither Software für die Automobilindustrie.

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Prof. Dr. Kai Diethelm steht Rede und Antwort Foto:



Die Schüler wollen von ihm wissen, warum er in die Industrie gewechselt hat und befragen ihn nach Thema und Motivation seiner Doktorarbeit. Kai Diethelm gibt Einblicke in den Alltag von universitärer Forschung und Lehre und schildert, was eine wissenschaftliche Laufbahn im Einzelnen bedeutet. Interessiert hört die Klasse dem Softwareentwickler aber auch zu, als der von Programmen zur Crash-Simulation berichtet. Als Tipp gibt er den Schülern mit auf den Weg, sich nicht von anderen zu einer Entscheidung überreden zu lassen. "Wenn Ihr merkt, dass sich das berufliche Dasein nicht so entwickelt wie erhofft, dann bringt den Mut auf, einen neuen Weg einzuschlagen."


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So spannend kann Unterricht sein Foto:



Nach ziemlich genau 15 Minuten ist die Dating-Runde beendet. Da die Ehemaligen jedoch die Räume wechseln müssen, entsteht eine kleine Pause, die Gelegenheit zum Gespräch mit den Schülern gibt. Maite erzählt, daß es einfacher ist im eigenen Klassenraum Fragen zu stellen als in einer großen Aula, wo man sich schon sehr lautstark artikulieren müsse. Simon, der das "Speed-Dating" moderiert, erläutert die Vorbereitungsphase. Zur Einführung hatten die Schüler kurze Steckbriefe der sieben Professionals erhalten, anhand derer man gemeinsam in einer Doppelstunde Fragen entwickelt habe. "Die habe ich gesammelt und abgetippt, so daß sie alle zur Verfügung haben", führt der Moderator weiter aus. Heute entscheide sich jedoch spontan, wer welche Frage stelle. Am Interessantesten findet die 10c den Chirurgen Dr. Frank Kirstein. Für ihn haben sie sich neun Fragen überlegt, erklärt Vanessa. Neben der Studiumlänge und Dauer einer Facharztprüfung möchte die Schülerin vor allem wissen, "ob schon mal was schiefgelaufen sei bei Operationen?" Allerdings spielen nur zwei Schülerinnen in dieser Klasse mit dem Gedanken, Ärztin werden zu wollen.

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Detlef Wilde (r.) wurde zunächst von Moderator Simon (l.) kurz eingeführt Foto:



Und dann kommt auch schon der nächste Gast: Detlef Wilde, der in der Luft- und Raumfahrtindustrie tätig ist. Er begrüßt die Schüler und berichtet lachend: "In der anderen Klasse haben wir gerade über Raketenantriebssysteme diskutiert." Der diplomierte Ingenieur sattelte noch einen zweiten internationalen Abschluß obendrauf und ist seit 2005 nebenberuflich als Dozent tätig. Als Projektleiter habe er beispielsweise an der Entwicklung der Internationalen Raumstation ISS mitgearbeitet. Auf die Frage, warum er sich für die Raumfahrt interessiere, erzählt er von der ersten Mondlandung, die er als sechsjähriger erlebte. Besondere Fähigkeiten benötige man für seinen Beruf nicht, schildert der Fachmann, allerdings seien technisches Verständnis und gute Englischkenntnisse schon wesentliche Voraussetzungen. Abschließend bietet er an, Kontakte herzustellen für eine Firmenbesichtigung oder auch zur Universität. Da klopft es schon wieder an der Tür.

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Das Theodor-Heuss-Gymnasium. Foto: Romy Marschall)



Die Motivationen der Ehemaligen sind vielfältig, gemeinsam ist Ihnen die Verbundenheit mit der alten Schule. Die meisten von ihnen sind nicht zum ersten Mal beim "Forum zur Berufsorientierung". Dr. Frank Kirstein, der Chirurg, freut sich über die positiven Rückmeldungen der Schüler. "Es sind sogar schon welche zu einem Schnupperpraktikum in die Praxis gekommen." Detlef Wilde, der Raumfahrtsingenieur, möchte den Schülern "ein Stück Realität" aus der Berufswelt näherbringen und ihnen zeigen, "daß wir ganz normale Schüler waren, keine Überflieger". Kerstin Oetke ist heute in der öffentlichen Verwaltung tätig und kann sich noch erinnern, wie für sie damals die ganzen Berufe "etwas sehr Abstraktes waren, unter dem ich mir kaum was vorstellen konnte". Gabriele Aßmann wechselte von der Chemikerin zur Unternehmensberaterin: "Es ist wichtig, Perspektiven aufzuzeigen und zu sagen, es gibt nicht den einen richtigen Weg."

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Andreas Meißler organisierte das Speed-Dating Foto: Privat



Die stellvertretende Schulleiterin Sigrid Rönneke kommentiert dies umgehend: "Ihr wechselvoller Weg hat die Schüler am meisten fasziniert. Sie wollten wissen, warum hat sie das gemacht." Susan Dienel, Lehrerin und verantwortlich für die Berufsorientierung in der Schule, ergänzt, es sei sehr wichtig für die Schüler so etwas zu sehen. "Schüler haben oft die Angst, daß die jetzige Entscheidung die einzige ist für den Rest des Lebens." Abschließend debattieren auch Dieter Kertscher, der Geowissenschaftler, und Dirk Lohse, der Elektrotechniker, mit über die zunehmende Verjüngung der Absolventen und daraus resultierende Probleme.

Organisator Andreas Meißler freut sich über die rege Teilnahme. "Es ist wichtig, was von dem zurückzugeben, was uns die Schule vermittelt hat."


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