Das Thema Mobbing stellt ein ernstes Problem in dieser Gesellschaft dar. Sei es durch Mobbinghandlungen in der Arbeitswelt, in den Schulen und natürlich in der Anonymität des Internets.
Dieser bewusste Psychoterror macht Menschen krank, kann zum Verlust des Arbeitsplatzes führen, kann für schlechte Noten verantwortlich sein oder so stark am Betroffenen zehren, dass dieser nur noch den eigenen Tod als Ausweg sieht.
Landtagsabgeordneter Frank Oesterhelweg hat die Brisanz dieses Themas erkannt und am Mittwoch zur Podiumsdiskussion in das Wolfenbütteler Schützenhaus eingeladen. Dieser Ort wurde nicht ohne Grund gewählt, in diesem Haus wurde vor 80 Jahren der bekannte deutsch-schwedische Mobbingforscher Heinz Leymann geboren.
Drei Experten berichteten im Podium über das Thema. Diplom-Religionspädagoge Erik Dancs erläuterte zunächst einmal was Mobbing ist und gab Beispiele aus der Arbeitswelt. Dr. Alfred Fleissner, Kognitionswissenschaftler in der Hirnforschung beleuchtete das Themenfeld Mobbing in der Schule und Professor Dr. Ralf Imhof vom Institut für geistiges Eigentum, Recht und Wirtschaft in der Informationsgesellschaft der Ostfalia Hochschule behandelte den Bereich Mobbing im Internet.
In der Arbeitswelt kann man sich die Kollegen nicht aussuchen. Es handelt sich um eine Zwangsgemeinschaft. Diese kann funktionieren, aber auch scheitern, wenn es über die normalen Konflikte hinaus zu Mobbing kommt. Treffen könne es übrigens jeden. Der Begriff Mobbing kommt aus dem
Englischen und bedeutet so viel wie angepöbelt, attackiert oder angemacht werden. „Es gibt keine Schweinerei, die es nicht gibt“, berichtete Dancs.
Mobbing liegt, vereinfacht formuliert, dann vor, wenn eine oder mehrere Handlungen gegen eine Person vorgenommen werden und zwar systematisch und über einen längeren Zeitraum hinweg, mit dem Ziel die Person von ihrem Arbeitsplatz zu verdrängen. Mobbing kann zu Erkrankungen, tiefen Verletzungen oder sogar zum Selbstmord führen. Durch Mobbing entstehen darüber hinaus auch hohe Kosten für das Unternehmen und für die Gesellschaft. Diesem Psychoterror muss dringend präventiv entgegen gesteuert werden. Da die Handlungen meist ohne Zeugen erfolgen, rät er zum Führen eines Mobbing-Tagebuches. Dieses könne manchmal der einzige Beweis sein. Wer Zeuge von Mobbing werde, sollte Zivilcourage beweisen und den Mobber in die Schranken weisen.
„Weil Schülermobbing trotz vielfältiger Präventionsmaßnahmen immer noch zum Alltag an vielen deutschen Schulen gehört, mache es Sinn, die aktuellen Entwicklungsmöglichkeiten näher zu beleuchten“, betonte Dr. Alfred Fleissner in seinem Part. Es handele sich um eine krisenhafte Situation, die eine schnelle Intervention der pädagogischen Fachkräfte erfordert.
Mobbing untergrabe seinen Worten nach das Selbstwertgefühl mit schwerwiegenden Folgen. Schüler und Schülerinnen, die hilflos gemacht werden und in ihren schulischen Leistungen nachlassen, beginnen, so Fleissner, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln und drohen zu resignieren.
Da unlösbare Stress-Situationen zu schweren seelischen und körperlichen Erkrankungen führen können, seien rasche wirksame Gegenmaßnahmen unter Einbeziehung aller Beteiligten notwendig. Das von der Techniker-Krankenkasse unterstützte Projekt „Mobbingfreie Schule – Gemeinsam Klasse sein“ trage seit einigen Jahren dazu bei, für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Konfliktlotsen und Vertrauenslehrer seien dann quasi die „Feuerlöscher“.
Über Mobbing im und mit Hilfe des Internets berichtete Dr. Ralf Imhof. Das Internet habe die Kommunikationsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren wesentlich erweitert. Informationen könnten schneller verbreitet und von einem größeren Adressatenkreis wahrgenommen werden. Hinzu komme, dass der Urheber der Information oft anonym bleiben kann.
Die Kombination aus Leichtigkeit der lnformationsverbreitung und Anonymität führe zu einer gesteigerten Gefahr für das Persönlichkeitsrecht des Einzelnen durch die Verbreitung unwahrer oder vertraulicher Nachrichten. Mit technischen Mitteln sei dieser Gefahr kaum zu begegnen. Wesentlich sei daher ein verantwortungsvoller Umgang jedes einzelnen mit den Informationen, die anderen zugänglich gemacht werden.
Aber auch die Gerichte müssten bei einern Befassung mit dem Thema die technische Weiterentwicklung der Kommunikation berücksichtigen und dürften nicht die Maßstäbe aus dem Vor-lnternet-Zeitalter anlegen.
Die anschließenden Diskussion zeigte, dass der Informationsbedarf zu diesem Thema noch sehr groß ist. Daher werde die CDU, so versprach Oesterhelweg, diese im Auge behalten und weitere Veranstaltungen anbieten. So werde zum Beispiel Erik Dancs am 25. Oktober, 1. November und 8. November jeweils von 18 bis 19 Uhr unter der Rufnummer 05331/298296 eine Beratung zum Thema „Mobbing in der Arbeitswelt“ anbieten.
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