02.06.2012, 15:46 Uhr

Die Polizei Wolfenbüttel hat in Zusammenarbeit mit dem Weissen Ring im Jahr 2005 die "Aktion Zivilcourage" ins Leben gerufen, um Bürger zu ehren, durch deren persönlichen Einsatz es gelungen ist, Straftaten zu verhindern, aufzuklären oder das Leben anderer zu retten. Bisher wurden insgesamt 109 Bürger geehrt, die letzten vier davon am Freitagvormittag im Polizeikommissariat Wolfenbüttel. Leute, die nicht weggeschaut, ignoriert und nicht gekniffen haben, als es auf sie ankam...

[image=5e1764e3785549ede64cd463]"Es ist doch wichtig Unterstützung zu erfahren."

Denis Brüggendick, Sponsor und Inhaber des E-Centers Schweigerstraße

Hannelore Walpuski vom Weissen Ring und Karl-Jürgen Heldt, Leiter des Kommissariats überreichten Urkunden und Sport-, Kino oder Einkaufsgutscheine, die von der regionalen Wirtschaft gespendet wurden. Das Asse-Sport-Center, das Cinestar, die Öffentliche Versicherung und das E-Center Brüggendick waren die Sponsoren: "Wir haben ja auch ein Interesse an couragierten Bürgern und Kunden. Es ist wichtig, beispielsweise bei Ladendiebstählen oder Unfällen Unterstützung zu erfahren", erklärt Denis Brüggendick, Inhaber des E-Centers in der Schweigerstraße sein Engagement. Er hatte, wie bereits sein Vorgänger, Einkaufsgutscheine für die Aktion gestiftet. Der Polizeichef nickt: "Die Aktion Zivilcourage ist eine ganz wichtige Geschichte, weil wir als Bürger alle zur eigenen Sicherheit beitragen können."

[image=5e1764e3785549ede64cd464]"Die haben sich die falsche Zeit und den falschen Ort ausgesucht, denn da war ich."

Walter Pattberg unterstütze die Polizei bei einer Festnahme

Es sind die Geschichten, die das Leben schreibt - und plötzlich befindet man sich mitten in einem Krimi: Einer großangelegten Drogen- und Alkoholkontrolle der Polizei entzogen sich zwei junge Männer durch Flucht und liefen in Richtung der Lindener Kleingartenanlage (WolfenbüttelHeute.de berichtete). Dort kennt sich Walter Pattberg (63) aus Wolfenbüttel gut aus und half der Polizei aktiv, einen der beiden Flüchtgen zu stellen und festzunehmen. "Ich wurde aufmerksam als ich Halt - Stehenbleiben - Polizei hörte und dachte erst, ich war gemeint. Dann sah ich aber die beiden jungen Männer und wie sich einer von denen hinter einer Laube versteckte." Der rüstige Herr hielt ihn fest und die nahende Polizei konnte dann die Handschellen klicken lassen. Michael Pollak, stellvertretender Leiter des Kriminalermittlungsdienstes, erläuterte im Fahrzeug der beiden wurden Kosmetikartikel im Wert von 1000 Euro sichergestellt und der gefasste Täter wurde vom Amtsgericht Wolfenbüttel gerade wegen Diebstahls verurteilt.

[image=5e1764e3785549ede64cd465]"Ich habe gar nicht lange nachgedacht, da musste ich einfach helfen."

Olaf Schäfer rettete einen Autofahrer aus seinem brennenden Fahrzeug

Olaf Schäfer (41) aus Lucklum rettete einen offenbar geschockten BMW-Fahrer aus seinem brennenden Fahrzeug, dass vor ihm im Kreisel zwischen Sickte und dem Schöppenstedter Turm plötzlich Feuer fing. Der Fahrer sei im Wagen sitzen geblieben, obwohl der Wagen voller Qualm gewesen war. "Ich hab gar nicht lange nachgedacht, habe mein eigenes Auto quergestellt und dadurch einen polnischen LKW angehalten. Der Fahrer hat mich zwar nicht verstanden, aber ich griff einfach nach seinem Feuerlöscher, rannte zurück zum BMW, holte den Fahrer raus und begann zu löschen." Er selbst hätte aus diesem Vorfall gelernt, wie wichtig es sei, einen Feuerlöscher im Fahrzeug zu haben. Für sein Auto sei das künftig normal.

[image=5e1764e3785549ede64cd466]"Ich wollte mich nicht selbst gefährden und bin ein Stück weitergefahren. Aber dann habe ich sofort die Polizei verständigt."

Rita Hille zeigte nachts Vandalen an

Die Wolfenbüttelerin Rita Hille (48) beobachtete nachts auf der Satu-Mare-Brücke zwei Jugendliche, die Blumen aus den Blumenkisten rissen und auf die Straße warfen. Sie fuhr mit ihrem Auto noch ein Stück weiter und rief mit ihrem Handy kurzerhand die Polizei. "Das ist für mich selbstverständlich gewesen, das ist doch auch meine Stadt in der ich lebe und sowas geht doch nicht."

"Selbst bei solchen banal wirkenden Fällen ist es überhaupt kein Problem die Polizei-Notrufnummer 110 zu wählen", versichert Karl-Jürgen Heldt. Man könne aber auch die Wolfenbütteler Polizei-Rufnummer 93 30 im Handy abspeichern.

[image=5e1764e3785549ede64cd467]"Ich rief meiner Mutter nur noch zu, zieh mir die Schuhe aus. Dann konnte ich viel besser helfen."

Louisa Bleischwitz hat eine ältere Dame wiederbelebt

Die 15jährige Schülerin Louisa Bleischwitz aus Schladen überlegte nicht lange, als sie auf dem Parkplatz eines Supermarktes helfen konnte: Sie belebte mit einer Herz-Druck-Massage eine ältere Dame wieder, die bereits mit offenem Mund und blauen Lippen ohnmächtig im Auto saß. Andere Passanten hatten die Bewusstlose zwar schon auf eine Decke gelegt und den Krankenwagen gerufen, aber die Schülerin hatte erkannt, dass sofort gehandelt werden musste. Zwei Erste-Hilfe-Kurse hatte sie bereits besucht. Die Dame sei dann später im Krankenhaus doch noch verstorben, berichtete sie traurig.

Monika Kniep, die Präventionsbeauftragte der Polizei Wolfenbüttel, war voll des Lobes für die Leistungen der vier Geehrten. "Allerdings soll man helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen und andere Mitbürger aktiv zur Mithilfe auffordern", sagte sie.

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