23.02.2013, 00:04 Uhr

Ohne Krimi geht die Mimmi nie ins Bett, sangen beherzt und voller Freude Lehrende des Schloßgymnasium (GIS) heute nachmittag dem siebten Jahrgang vor. Es war der Startschuss zum zweiten Lesenachmittag, den die Schule am Freitag veranstaltete. Verteilt auf rund 20 Stationen tummelten sich um die 200 Zuhörer in den Klassenräumen des GIS. Für jeweils 15 bis 20 Minuten gab es in drei Durchläufen Lesungen. Eine große Veranstaltung, die auch bei den Vorlesenden für Nervenkitzel sorgte. "Es ist so aufregend, das glauben Sie gar nicht", begrüßte Schulleiterin Ulrike Schade fröhlich die anwesende Presse. Doch halt, nochmal von vorn, der Reihe nach...

Kurz vor 16 Uhr versammeln sich dutzende Schüler vor dem Theatersaal, der vom Schloß als Aula genutzt wird. Der siebte Jahrgang bringt es dabei auf jede Menge Dezibel. Punkt vier wird die Tür der Aula geöffnet und Horden von Schülern drängen hinein. Nach einer kleinen Weile ertönt erst ganz leise, dann lauter werdend instrumentale Musik.

Plötzlich wirds dunkel im Raum. Unsichtbar wird der Vorhang aufgezogen. Und dann fallen Lichtkegel auf die Bühne. Erst einer, dann zwei und immer mehr. Langsam werden aus dem Schemen Figuren sichtbar, die mit ihren Taschenlampen die Umgebung erkunden. Es wird immer heller und die Darsteller entdecken alte angestaubte Bücher.

Sie wissen nicht so recht, was sie damit anfangen sollen. Ein bißchen erinnert das Geschehen an den Film Fahrenheit 451. Dann wird in konzertierter Form der Staub hinweggepustet und alle fangen an zu lesen. Es ist eigentlich nichts zu verstehen, nur Gebrabbel, es klingt nach babylonischer Sprachverwirrung.

Dann plötzlich das erste Wort: "Lesen!" Einer nach dem anderen beginnt, aus seinem Buch vorzulesen. Sogleich schart sich der Rest um den Vorlesenden. Jeder Geschichte wird mit Spannung gelauscht für ein paar prägnante Zeilen, beispielsweise über Gollum aus Tolkiens Herr der Ringe. Unvermittelt richtet einer die Frage ans Publikum: "Du? Liest du Bücher?" Kurz darauf schallt es als Kanon quer durch den Raum: "Du. Liest Du Bücher? Du sollst Bücher lesen. Du?" Schließlich verlassen die Darsteller tanzend die Bühne und rufen: "Ayh, lesen macht Spaß..."

Christian Krüger, unter anderem Lehrer für Darstellendes Spiel, erklärt uns später, die Inszenierung sei in einer Stunde entwickelt worden. Krüger, der für die gesamte Begrüßungsveranstaltung verantwortlich war, liest später noch selbst vor: im Gewölbe des Fahrradkellers. Aber erst singen alle Vorlesenden dieses zweiten Lesenachmittags gemeinsam "Ohne Krimi geht die Mimmi nie ins Bett". Dafür gibt es reichlich Applaus von den Schülern.

Bevor es aber in den Keller geht, hören wir Katharina Reddig zu, die gerade Michael Endes "Momo" vorliest. Von den 20 Schülern sitzen die vier Mädchen in der ersten Reihe und lauschen, was Momo bei Meister Hora im Niemalshaus lernt. "Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, war: zuhören", stellt die Lehrerin die Hauptfigur des Märchenromans vor. Reddig hatte sich wegen der vielen Facetten für den Roman entschieden und "weil er einen Weg zeigt, wie man doch wieder Zeit füreinander haben kann".

Die Veranstaltung wurde bereits im letzten Jahr von der Deutsch-Fachgruppe entwickelt. Neben den eigentlichen Lesungen, stellt Camilla Petri von der Buchhandlung Behr einige Bücher vor für anwesende Eltern und Lehrer. Und dann kommen wir auch an der vom Förderverein und dem Schülerratsvorstand betriebenen Cafeteria vorbei.

Gleich nebenan präsentiert sich die Initiative Tschernobyl unter Leitung von Lehrerin Behme mit einem Spendenbücherflohmarkt. Und natürlich hat auch die Bücherei geöffnet, die regelmäßig vom Förderverein der Schule bezuschusst wird und deren regelmäßiger Betrieb durch freiwilliges Elternengagement möglich ist.

Im Fahrradkeller wird es noch einmal richtig spannend. Dort liest Christian Krüger im kerzenerleuchteten Gewölbe aus Derek Landy's "Skulduggery Pleasant" vor. Das ist packend, manchmal gruselig, dann wieder die Anspannung lösend und erheiternd. Ein fulminantes Ende eines bezaubernden Lesenachmittages.

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