Nach der Kritik von Bürgermeister Thomas Pink an der regionalen Print-Tageszeitung und der in deren Onlineangebot bestehenden Möglichkeit der anonymen Kommentierung von Artikeln (WolfenbüttelHeute berichtete), legt nun der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat der Stadt Wolfenbüttel nach.
Prof. Dr. Christoph Helm äußert sich in einem offenen Brief, an die für den Wolfenbütteler Lokalteil Verantwortliche, zu den "Entwicklungen in der lokalen Redaktion", die ihm, so Helm wörtlich, "seit einigen Monaten ernste Sorgen bereiten." Er schreibt dabei auch von einem "Hinterherjagen hinter billigen Schlagzeilen".
Wir veröffentlichen den Brief an dieser Stelle - wie immer - unkommentiert und ungekürzt:
Sehr geehrte Frau Memmert,
ich habe mich lange Zeit zurückgehalten, mich direkt zu den Entwicklungen in der lokalen Redaktion der BZ zu äußern, die mir seit einigen Monaten ernste Sorgen bereiten. Ich beobachte die zunehmende Tendenz, offensichtlich aus der vordergründigen Motivation einer plakativen und provozierenden Berichterstattung heraus den Grundsatz der Ausgewogenheit und soliden Faktenermittlung hintanzustellen und damit der journalistischen Verantwortung, der die Presse auch im lokalen Bereich verpflichtet ist, nicht mehr gerecht zu werden.
Hierbei habe ich einmal eindeutige parteipolitische Präferenzen von Teilen Ihrer Redaktion im Blick, die immer wieder dazu führen, dass z. B. Stellungnahmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ein Exklusivrecht der Berichterstattung erhalten. Dies kann in keiner Weise die Praxis eines Presseorganes bleiben, das als überparteilich gelten will.
Zum anderen soll offensichtlich durch den Abdruck von Ad-hoc- und Spontanstellungnahmen, die die Redaktion provoziert und über die neuen Medien abdruckt, der Eindruck hervorgerufen werden, den Puls der Bürger zu fühlen und deren modernes Sprachrohr zu sein. Hierbei wird von Ihnen billigend in Kauf genommen, dass der Oberflächlichkeit enormer Raum gewährt wird und aus einer momentanen Verärgerung oder einem ersten Eindruck heraus geäußerte Stellungnahmen den Verlauf der öffentlichen Diskussion zum Nachteil einer fundierten und sachgerechten Berichterstattung bestimmen. Das Ergebnis ist eine Verflachung, ein Hinterherjagen hinter billigen Schlagzeilen und die Bestärkung von Vorurteilen, was insgesamt zum Schaden unseres Gemeinwesens ist.
Mir liegt am Herzen, Ihnen gegenüber diese aus meiner Sicht verhängnisvolle Entwicklung zu thematisieren. Im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit biete ich dazu den Dialog an.
Mit freundlichen Grüßen,
gez. Ihr Prof. Dr. Christoph Helm
Hier der offene Brief im Original: : Offener Brief an die regionale Print-Tageszeitung - Prof. Dr. Christoph Helm
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