Wolfenbüttel - Stadt der (Alu-)Brücken? Einschätzung des Bauausschuss-Vorsitzenden




[image=5e1764c8785549ede64ccef7]Die Brücken der Lessingstadt beschäftigen die Kommunalpolitiker in der jüngsten Vergangnheit immer öfter. Nun investiert die Stadt Wolfenbüttel 30.000 Euro in die Untersuchung der Fußgänger- und Radweg-Brücke, die das Gebiet des Stadtbades und die Drei-Linden-Siedlung miteinander verbindet. Der Grund: Erhebliche konstruktionsbedingte Mängel.

Der Bauausschuss der Stadt stimmte der Verwaltungsvorlage zu, die wir hier im Original veröffentlichen: Brücke Drei Linden

Die Verwaltung will mit dieser Untersuchung klären, ob die Brücke saniert werden kann oder ob ein Brückenneubau erforderlich sein wird.

Ursprünglich war diese Untersuchung erst im Jahr 2015 geplant. Bei einer Routinekontrolle wurden aber Mängel entdeckt, die die Stadtverwaltung zum sofortigen Handeln zwangen.

SPD fordert Wolfenbütteler Brückenzustandsbericht


[image=5e1764c8785549ede64ccef8]Torsten Ohms (SPD) forderte einen Brückenzustandsbericht, weil nach seiner Beobachtung in jeder Sitzung irgendeine Brücke auftauche.

Gerhard Willms, der Leiter des Wolenbütteler Bauamts, erläuterte daraufhin das routinemäßige Verfahren: "Die rund 60 Brücken unserer Stadt werden alle drei Jahre normal und alle sechs Jahre intensiv überprüft." Dabei sei jetzt auch der Handlungsbedarf an der Drei-Linden-Brücke festgestellt worden. Brücken werden einfach altersschwach, so sei die Okerbrücke auf der Bahnhofstraße eine, die die Verwaltung und Politik schon seit längerem beschäftige. Somit sei der Zustand aller Brücken der Verwaltung bekannt.

[image=5e1764ba785549ede64ccc03]Bürgermeister Thomas Pink verwies auch auf die Haftungspflicht der Stadt. "Wir sichern uns über Gutachten auch ab", erklärte der Hauptverwaltungsbeamte.

Die gesperrte Stadtgrabenbrücke könnte durch eine Aluminiumbrücke ersetzt werden, die länger haltbar sei als eine Holzbrücke und zusätzlich auch kein Dach benötige, unter dem sich "herumlungern ließe", wie Bürgermeister Pink in der heutigen Stadtratssitzung bemerkte.

Langlebig, schön, preiswert, schnell gebaut: Die Frage nach dem idealen Ersatz für die Fußgängerbrücke am Teichgarten


[image=5e1764c1785549ede64ccd69]Wir veröffentlichen eine Einschätzung des Bauausschuss-Vorsitzenden Stefan Brix (GRÜNE), ungekürzt und unkommentiert:

Für den Fuß- und den Radverkehr ist die Sperrung der Brücke am Teichgarten eine kleine Katastrophe, denn die Attraktivität des Radfahrens und Zufußgehens hängt von direkten, kurzen Verbindungen ab. Möglichst abseits der Straßen, auf Wegen, denen Lärm und Abgase fremd sind. Ein solcher Weg ist am Teichgarten nun versperrt. Daher muss ein Ersatzbau möglichst schnell erstellt werden. An dieser Aufgabe arbeiten Rat und Verwaltung und diskutieren die beste Lösung für die Zukunft. Das hier geschriebene soll ein Beitrag dazu sein.

Die bisherige Planung sah eine überdachte Holzbrücke vor. Aus Holz deshalb, weil es ein natürliches, klimaneutrales und damit einer Parkanlage angemessenes Material ist. Überdacht deshalb, weil durch die Überdachung das Holz vor Witterung und damit Vergang geschützt wird und der Brücke dadurch eine lange Lebensdauer von mehr als 70 Jahren vorausgesagt wird. Dass eine überdachte Brücke auch eine pittoreske Anmutung haben kann und sich auch Spaziergänger während eines Regenschauer unterstellen können, ist nur eine Nebeneffekt, der aber durchaus auch unter die "Lebensqualität" fällt und deshalb nicht geringschätzig abgetan werden sollte.

Nun gibt es einen neuen Vorschlag, eine Brücke in moderner Manier zu bauen. Aus Aluminium: leicht, wartungsfrei, langlebig und dennoch gut anzusehen soll sie sein. Eine solche Brücke steht bereits im Allerpark in Wolfsburg. Stefan Brix hat sie für die Grüne Ratsfraktion in Augenschein genommen:

[image=5e1764c8785549ede64ccef9]"Die Brücke gibt sich eindeutig als technisches Bauwerk, das sich gut, aber nicht unbedingt organisch in die Landschaft einfügt. Man sieht nicht auf den ersten Blick, dass es sich um eine Aluminiumbrücke handelt, aber man muss es den Konstrukteuren hoch anrechnen, dass sie auch nicht versucht haben, das Material durch eine aufgedruckte, nachgeahmte Holzmaserung zu verstecken. Im Gegenteil, es gibt deutlich zu sehenden Schrauben und ordentliche Schweißnähte. Die Brücke ist schlicht lackiert und die moderne Interpretation der Stahlbrücken aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Die Brücke ist trotz der Hohlprofile nicht lauter als unsere Holzbrücken. Sie "dröhnt" also nicht und das Schwingungsverhalten ist auch völlig normal. Auch die Unterseite ist schön glatt. Bei der Brücke am Teichgarten hängen allerdings Leitungen unterhalb des Laufweges, die auch die neue Brücke zusätzlich tragen müsste und die Unterseite verbauen. Das würde das "leichte" Aussehen natürlich negativ beeinflussen. Eventuell müsste man einen Sichtschutz anbringen, um die Leitungen zu verstecken was aber den Preis wieder in die Höhe teiben wird.

[image=5e1764c8785549ede64ccefb]Die Oberfläche der Lauf-/Fahrbahn besteht aus 5 mm PU-Lack, der sehr dicht besandet ist, das sieht gut aus und lässt sich gut gehen und soll im Winter angeblich auch nicht rutschig sein."

Bleibt nur die Materialfrage. Lässt sich der Einsatz des energieaufwändig herzustellenden Aluminiums rechtfertigen? - Leichtbau hat bei Brücken nicht unbedingt höchste Priorität, auch die Brücke hinter der Großen Schule ist ein nicht gerade leichter Stahlbau. Andererseits spricht auch ein vereinfachter Aufbau der Brücke, gerade innerhalb von Parkanlagen, für ein geringes Gewicht.

Wahrscheinlich wird der größte Vorteil in der Korrosionsbeständigkeit des Aluminiums liegen. Angeblich soll sie über 80 Jahre lang halten und während dieser Zeit kaum der Wartung bedürfen. - Wenn das so garantiert werden kann, wäre auch Aluminium als Material akzeptabel. Denn außer dem Energieeinsatz für das Matrial selbst ist auch der Einsatz von Wartungsaufwand, Lackierung usw. zu berücksichtigen.

Vielleicht kann die Brücke sogar ein Modell für weitere Ersatz- oder auch Neubauten sein. Die Diskussion ist noch nicht endgültig abgeschlossen, aber der Trend geht im Augenblick eher zur Zustimmung als zur Ablehnung einer solchen Konstruktion.

Fazit: Es ist nicht leicht, "Pontifex Maximus" zu sein.


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