Wolfenbüttel: Tradition siegt über Neustart - Familienzentrum Karlstraße soll Namen behalten

von Romy Marschall


| Foto: privat



Vor rund 20 Monaten hatte das Familienzentrum Karlstraße unter Leitung von Claudia Dreischhoff beim städtischen Ausschuss für Jugend und Soziales eine Namensänderung beantragt. Hintergrund war die Neuausrichtung der Kindertagesstätte als Familienzentrum. Ein professioneller Berater hatte laut Dreischhoff der Einrichtung empfohlen, den Neustart auch mit einem neuen Namen zu besiegeln. Eine Umfrage unter den Kindern und Eltern, die die Einrichtung besuchen, ergab ebenfalls den Wunsch nach einer Änderung. Nach mehrmaliger Vertagung beschied der Jugendausschuss heute den Antrag negativ. Die Politiker stellen sich hinter die Qualität der Einrichtung, sehen sich aber der traditionellen Namensgebung verpflichtet. Einzig die Piratenpartei wollte dem Wunsch des Familienzentrums stattgeben.

Zum Hintergrund: In der Vergangenheit hielt sich in der Bevölkerung hartnäckig ein gewisser Vorbehalt gegenüber der Einrichtung aufgrund eines überdurchschnittlichen Anteils an Migrantenkindern, wie es immer wieder heißt. Mit diesem Vorurteil wollte die Kindertagesstätte nach ihrer umfassenden konzeptionellen Umgestaltung auch durch einen neuen Namen aufräumen. Der Erfolg des Familienzentrums ist inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinausgeschallt, so daß nach Aussage der Kita-Leitung oftmals auswertige Anfragen oder auch Besucher kämen.

Breiter Konsens der Politiker war es, daß die konzeptionelle Neuausrichtung und der Ausbau als Familienzentrum in erheblichem Maße bereits zur Imageverbesserung beigetragen haben und daher der Name "Karlstraße" oder in abgewandelter Form mit dem Namensteil "Karl" weiterhin erhalten bleiben solle. Markus Brix, der Vertreter der Grünen machte den Vorschlag, es mit dem Namen "Karlchen" zu versuchen und richtete eine "große Bitte an die Eltern, sich mit großer Freude zu betrachten, was in den letzten Jahren innerhalb der Einrichtung geschehen ist." CDU-Vertreter Eckbert-Günther Schulze unterstrich "der Name Dreischhoff steht für qualitativ gute Arbeit."

Der parteilos für die Linke im Rat sitzende Florian Röpke bat hingegen darum, "die Sorge der Eltern nicht so leicht wegzuwischen." Reiner Strobach, ebenfalls Grünen-Vertreter schlug vor, die Strahlkraft positiv besetzter städtischer Veranstaltungen zu nutzen, indem man diese im Familienzentrum Karlstraße stattfinden lasse. Die Ausschussvorsitzende und SPD-Vertreterin Elke Wesche fügte hinzu, daß die Wiedereröffnung des in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Lessingtheaters sich sicherlich gleichfalls positiv auswirken werde.

Arne Hattendorf von den Piraten stimmte in Absprache mit seiner Fraktion für die Namensänderung, "denn es ist gut und richtig, daß Schulen - und eigentlich sollte es auch für Kitas gelten - ihren Namen selbst bestimmen dürfen." Ein Name trage ja auch zur Identifikation mit einer Einrichtung bei.

Die Kita-Leiterin Claudia Dreischhoff fand im Gespräch mit unserer Redaktion nach Sitzungsende selbst keine Erklärung dafür, warum sich die Politiker gegen den Willen der Einrichtung, den Wunsch der Eltern und Kinder sowie die professionelle Einschätzung gestellt haben. Ihrer Aussage nach sei die Kita in der Kleinen Breiten auch in Villa Hoppetosse umbenannt worden.


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