Wolfenbüttel: Zehn Jahre »Wolfenbütteler Gespräche« in der HAB: »Was unsere Gesellschaft ausmacht«




Zehn Jahre „Wolfenbütteler Gespräche“ in der Herzog August Bibliothek (HAB). Grund genug für eine Geburtstagsveranstaltung. „Was unsere Gesellschaft ausmacht“ diskutierten Dr. Karl Ermert, Prof. Dr. Ulrich Menzel, Wilhelm Schmidt, Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer und Prof. Dr. Friedrich Weber auf dem Podium. Moderiert wurde die Diskussion vom Journalisten Armin Maus.


[image=5e176513785549ede64cdd6d]Über allem schwebte Habermas. Der Philosoph wurde von Schmidt-Glintzer zitiert, und auch der Landesbischof Weber bemühte den weltweit geachteten Philosophen und Soziologen. Das Thema des Hausherrn Schmidt-Glintzer waren Leitwerte und Vorbilder. Die moralische Substanz des Eizelnen und die Homogenität der Gesellschaft ließen sich in den modernen freiheitlichen Gesellschaften nur durch fortgesetzte Aushandlungsprozesse sichern. Hierzu bedürfe es der Vergegenwärtigung der die europäische Identität konstituierenden Debatten der Vergangenheit.
Friedrich Weber ging auf die Mitverantwortung der Religion für die demokratische Kultur ein. Die wichtigste gesellschaftliche Aufgabe der Religion sei es, orientierende Gewissheiten entstehen zu lassen. So würden die Menschen zum Handeln befähigt und könnten ihr Leben bewältigen.
Karl Ermert machte sich Gedanken über einen eventuellen Kultur- bzw. Politikinfarkt in unserer Gesellschaft. „Haben wir von allem zu viel und überall das Gleiche?“, fragte er rhetorisch. Wie auch immer – man müsse sich fragen, in welche Richtung sich Kultur und Kulturpolitik entwickelten.
Die Rolle der Parteien bei der politischen Willensbildung beleuchtete Ulrich Menzel. Der Soziologe von der TUN Braunschweig glaubt feststellen zu können, dass in der Gesellschaft das politische Bewusstsein und das Engagement für politische Belange zurückgingen. Man ziehe sich ins Private zurück.
Wilhelm Schmidt knüpfte da an. Der früher SPD-Bundestagsabgeordnete sieht die Zivilgesellschaft und das bürgerliche Engagement in der Sackgasse. Oder wenigstens auf dem weg dorthin. Der Strukturwandel der modernen gesellschaft übe erheblichen Einfluss auf die zivilgesellschaftlichen Formen herkömmlicher Art aus.
Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die „Wolfenbütteler Gespräche“ das Forum seien, wo solche grundlegenden Fragen und Problemstellungen formuliert und diskutiert werden sollten. Friedrich Weber: „Die ‘Wolfenbütteler Gespräche’ der zurückliegenden Jahre waren immer davon bestimmt, die Pluralismusfähigkeit, die Toleranz als Akzeptanz des Fremden einzuüben.“
Musikalische Intermezzi gab es vom Braunschweiger Musiker Géza Gál.


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