Wolfenbüttel: Zukunftsregion Gesundheit - Auftaktveranstaltung zum Thema Demenz




Demenz  ein Tabuthema? Zumindest nicht während einer öffentlichen Auftaktveranstaltung, zu der die Arbeitsgruppe Demenz im Projekt Zukunftsregion Gesundheit in das Konferenzzentrum des Wolfenbütteler Klinikums eingeladen hatte. Über die große Resonanz freute sich nicht nur die Projektleiterin für den Landkreis Wolfenbüttel, Christiana Steinbrügge, als Gastgeberin, sondern auch die Sprecherin der Arbeitsgruppe, Ellen Arndt sowie Dr. Peter Zahon, der sich als Oberarzt des AWO-Psychiatriezentrums Königslutter besonders mit diesem Krankheitsbild seit langem intensiv beschäftigt.

Beispielhaft und eindrucksvoll schilderte Christiana Steinbrügge zum Auftakt wie ein desorientierter Mann von einer Gruppe Jugendlicher gehänselt und schließlich von einer mitfühlenden Frau in dieser misslichen Situation gerettet wurde. Aber auch ihr sei zunächst nicht bewusst gewesen, dass dieser Mann an Demenz leidet. Erst dessen häufige Nachfrage nach Klara habe ihr die Augen geöffnet. Dieses Beispiel zeigt laut Steinbrügge auf, dass nicht nur Fachkräfte und Angehörige sich mit dieser komplizierten Thematik beschäftigen sollten, sondern Kaufleute, Bänker und Polizisten. „Demenz geht uns alle an", betonte die Leiterin der Bildungszentrums.

Ellen Arndt teilte den Zuhörern nicht ohne Stolz mit, dass Wolfenbüttel zu den drei vom Land Niedersachsen ausgewählten Landkreisen zählt, wo neue Wege der wohnortnahen Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum erprobt werden. Ziel sei es, die Bevölkerung durch Schulungen stärker zu sensibilisieren. „Deshalb haben wir auch die Samtgemeindebürgermeister in die Verantwortung genommen. Es müsse ein Netzwerk mit Multiplikatoren installiert werden", forderte Arndt und fügte hinzu: „Um ein Grundverständnis für Demenz zu erhalten, genügt bereits ein Referat von 90 Minuten. Dort werden Tipps gegeben wie man in kritischen Situationen mit diesem Krankheitsbild umgeht."

In seinem interessanten Referat erläuterte Dr. Zahon zunächst, dass es sich bei der Demenz um einen Oberbegriff handelt. Es

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gebe eine Vielzahl von Demenzerkrankungen, wobei das Gros der Erkrankten mit einem Anteil von 60 Prozent an der Alzheimer-Demenz leidet. „Diese Krankheitsform ist nicht heilbar, aber es gibt Möglichkeiten, die Verschlechterungen durch Medikamente zu verzögern", betonte der Facharzt. Wichtig sei es auch möglichst früh, Anzeichen zu erkennen und mit Hilfe von zunächst einfachen psychologischen Tests sich Gewissheit zu verschaffen. Bei Verdachtsmomenten müssen aufwendige Screenings folgen. Dazu zählen laut Dr. Zahon auch körperliche und laborchemische Untersuchungen. Vor dem 65. Lebensjahr erkranken nur sehr selten Personen an Demenz. Die Statistik sagt jedoch aus, dass jeder Dritte 85-jährige daran erkrankt und bei den 90-Jährigen ist es sogar jeder Zweite.

Es sei bedauerlich, dass Angehrige und Betroffene die Demenz erkennen, aber sich schämen und die Behandlung verzögern.

Als großes Problem der Kranken bezeichnete er deren häufige Aggressivität. Selbst früher friedliche Personen neigen dazu. Es ist ganz wichtig, nicht unfreundlich darauf zu reagieren, sondern verständnisvoll, auch wenn es nicht leicht fällt, forderte der Psychologe. Die Veranstaltung endete mit einer Diskussionsrunde und einem Schulungsangebot für den kompetenten Umgang mit Demenzkranken.

Weitere Informationen dazu unter Tel. 05331/84-108 oder E-mail: m.langewitz@lk-wf.de


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