Wolfenbüttel. Bis zu 15.000 Menschen nutzen nach Angaben der Stadtverwaltung jährlich die öffentlichen Toilettenanlagen der Lessingstadt. Ein teures Geschäft, denn jeder Toilettengang werde mit zirka 13 Euro subventioniert. Auf Dauer sollen die WC-Anlagen nun reduziert werden.
Der Bauausschuss hat am Dienstagabend den Abriss des ehemaligen Kioskgebäudes am Kreisel Herzogtore, inklusive der angeschlossenen Toilettenanlage, empfohlen. Aufgrund des offenbar geringen Nutzens für die Öffentlichkeit, eines erwartbar hohen Sanierungsbedarfs und einer hierzu außer Verhältnis stehenden Einnahmesituation hatte die Stadtverwaltung von einer weiteren Verpachtung des zur Zeit leerstehenden Gebäudes abgeraten. Stattdessen soll das in den Wallanlagen befindliche Grundstück nun begrünt werden.
5.986 zahlende Toilettengänger
Und auch für die in die Jahre gekommene öffentliche Toilette in der ehemaligen Landwirtschaftsschule am Schlossplatz, gegenüber des alten Hertie-Parkhauses, sieht die Stadt keine Zukunft. Durch den Wegfall des Standortes könne die Stadt zwischen 20.000 Euro und 30.000 Euro jährlich einsparen. Insgesamt fließen derzeit 198.000 Euro aus dem städtischen Haushalt in die öffentlichen Toiletten. Dem stehen Einnahmen von 5.986 zahlenden Besuchern entgegen, was einer Summe von 2993 Euro entspricht (50 Cent Gebühr für die Nutzung der Toiletten am Kornmarkt und am Stadtstrand). Auf Dauer plane man nun nur noch mit der neu errichteten automatischen Toilettenanlage am Kornmarkt sowie der noch wieder aufzustellenden Toilettenanlage am Schulwall. Ebenso bleibe die kostenlos nutzbare Toilette während der Öffnungszeiten im Rathaus erhalten.
Übersicht der Öffentlichen Toiletten der Stadt Wolfenbüttel
Neues Konzept: Die nette Toilette
Als eine Alternative für die zukünftige Errichtung und den Betrieb von öffentlichen Toilettenanlagen, schlägt die Stadtverwaltung das bundesweit verbreitete Konzept der "netten Toilette" (weitere Infos im Web) vor. Hierbei stellen, von außen gut sichtbar gekennzeichnet, Gastronomen oder andere Unternehmen ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten die teilnehmenden Händler von der Stadtverwaltung eine Aufwandsentschädigung. Zudem könnten die Kaufleute einen zusätzlichen Besucherstrom erwarten. Die Verwaltung wurde vom Ausschuss beauftragt hierfür ein Konzept zu entwickeln.
"Keine Frage der Kosten"
Axel Kohnert (SPD) wies auf die Wichtigkeit von barrierefreien Toiletten hin. Foto: Anke Donner)
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wolfenbüttel, Simone Reese, bat im Ausschuss darum, bei der Konzeptentwicklung auch an Wickelmöglichkeiten für Eltern mit ihren Kindern zu denken. Axel Kohnert (SPD) stimmte dem zu und verwies zudem darauf auf Barrierefreiheit zu achten. Kritik am geplanten Vorgehen kam von Seiten der AfD: "Öffentliche Toiletten sind keine Frage der Kosten, sondern eine Daseinsberechtigung", führte Ausschussmitglied Horst Meyer an. Seiner Meinung nach dürfe der Abriss erst erfolgen, wenn ein neues Konzept steht.
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