Für Award bezahlt - Bund der Steuerzahler kritisiert die Stadt

Für den German Brand Award müssen die Preisträger vierstellige Summen hinlegen. regionalHeute.de sprach mit Kritikern und Kritisierten.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Marc Angerstein

Wolfsburg. Für gewöhnlich geht man davon aus, dass jemand, der mit einem Preis ausgezeichnet wird, dafür auch Geld bekommt. Doch beim German Brand Award ist dies umgekehrt. Schon die Bewerbung kostet Geld, wird man ausgezeichnet, sind Summen im vierstelligen Bereich fällig. Die städtische Wolfsburg Wirtschaft und Marketing Gesellschaft (WMG) hatte im vergangenen Jahr zwei Preise erhalten, die Congress-Park Gesellschaft bewirbt sich in diesem Jahr. Hieran gibt es jetzt Kritik des Bundes der Steuerzahler. regionalHeute.de sprach mit den Beteiligten.



Beim German Brand Award geht es laut dessen Internetseite darum, Markenführung als entscheidenden Erfolgsfaktor von Unternehmen im nationalen und internationalen Wettbewerbsumfeld zu stärken. Generelle Kritik daran wolle der Bund der Steuerzahler auch nicht üben. Das stehe ihm auch gar nicht zu. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Preise für private Unternehmen – ich denke hier in erster Linie an Designagenturen – eine positive Wirkung (Werbung, Kontaktpflege, Kundenakquise) entfalten können. Immerhin können die Agenturen dies in ihr Portfolio aufnehmen und damit aktiv um neue Aufträge werben", erklärt Jan Vermöhlen vom Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen.

"Nachträgliche Selbstbestätigung"


"Kritisch sehe ich allerdings, wenn sich nicht private Unternehmen, sondern Kommunen oder kommunale Unternehmen unter Einsatz von Steuergeld mit diesen Preisen auszeichnen lassen möchten", kommt Vermöhlen auf den Punkt seiner Kritik. Die Werbewirkung aus diesen Preisen für kommunale Zwecke scheine ihm überschätzt zu sein. Das gelte insbesondere, wenn die Preise erst im Nachhinein verliehen würden, also dann, wenn die Kampagnen bereits gelaufen sind. Die WMG hatte ihre Awards für den Stadtgutschein WeCard und die Kampagne "Urlaub in Wolfsburg" erhalten. "Die Preise dienen in diesen Fällen eher der nachträglichen Selbstbestätigung des Auftraggebers als dem Erfolg der Kampagne", ist sich Jan Vermöhlen sicher.

Weitere Beispiele aus Niedersachsen, in denen sich Kommunen oder kommunale Unternehmen um den Brand Award beworben hätten, gebe es laut BdSt kaum. Es gebe aber Fälle, in denen sich die beauftragte Agentur habe auszeichnen lassen. So auch beim Land Niedersachsen selbst mit seiner Kampagne "Niedersachsen. Klar." im Jahr 2017. Eine Ausnahme stelle die Bentheimer Eisenbahn AG dar, die zwei Auszeichnungen erhalten habe, unter anderem für das Projekt "Regiopa". Hier scheine die Initiative von der Gesellschaft ausgegangen zu sein. "Das Projekt läuft allerdings noch immer und der German Brand Award wird hier nach wie vor zu Werbezwecken eingesetzt, wie ein Blick auf die Projektseite offenbart. Bei den Wolfsburger Auszeichnungen scheint dies nicht der Fall zu sein", so Jan Vermöhlen.

Das sagen Stadt und WMG


Die Stadt Wolfsburg teilt auf Anfrage mit, dass man von den Äußerungen des Bundes der Steuerzahler erst aus der Presse Kenntnis erlangt habe. Es habe dazu bislang keinen direkten Austausch gegeben. Die WMG verteidigt ihre Bewerbungen und Auszeichnungen. Zudem sei die Initiative von der Jury des Awards ausgegangen.

"Der German Brand Award ist nicht nur ein bundesweit, sondern auch international sehr beachteter Marketingpreis, bei dem 2021 insgesamt 1.134 Projekte aus 17 Ländern eingereicht wurden. Zu den insgesamt rund 325 ausgezeichneten Projekten gehören renommierte Persönlichkeiten und Marken wie beispielsweise Porsche-CEO Oliver Blume oder auch Kampagnen anderer Tourismusdestinationen, wie zum Beispiel der Tourismusverband Osttirol, Kitzbühel Tourismus oder auch Innsbruck Tourismus. Insofern ehrt es uns sehr, dass die Fachjury auf unsere bundesweite Kampagne 'Urlaub in Wolfsburg' aufmerksam wurde und uns seinerzeit aktiv nominiert hat, woraufhin wir unsere Projekte beim German Brand Award eingereicht haben", stellt Jens Hofschröer, Geschäftsführer der WMG, klar.

Dass mit der Einreichung bei Marketingpreisen auch Kosten verbunden sind, sei grundsätzlich üblich. Dadurch werde unter anderem auch die Unabhängigkeit der Jury gewährleistet.

"Gesamte Tourismusdestination profitiert"


Durch die Auszeichnung habe auch die gesamte Tourismusdestination Wolfsburg eine bundesweite Aufmerksamkeit erhalten, was der WMG 2021 in der Kampagnenarbeit für den wichtigen Re-Start des Wolfsburger Tourismus sehr zugutegekommen sei. "Durch das Netzwerk wichtiger Multiplikatoren bringt diese Auszeichnung dem Standort und somit auch unseren Partnern, mit denen wir unsere Projekte/Kampagnen realisieren, zusätzliche Aufmerksamkeit", betont Hofschröer. Insofern seien solche Auszeichnungen nicht nur als Erfolg für die Kampagnenarbeit zu werten, sondern würden als Teil der bundesweiten Imagewerbung auch zu einer Steigerung der Bekanntheit der Tourismusdestination Wolfsburg sowie einer Stärkung des Images der Stadt beitragen.


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