Für die Stärkung demokratischer Wurzeln


Museumsleiterin Bettina Greffrath mit Besuchern. Foto: Stadt Wolfsburg
Museumsleiterin Bettina Greffrath mit Besuchern. Foto: Stadt Wolfsburg

Wolfsburg. Das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum ist eine von 34 Organisationen und Institutionen aus ganz Deutschland, die in Berlin am 1. Juni die Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ im Beisein von Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, gründeten.


Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Wahrnehmung der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte lokal, regional und deutschlandweit zu fördern. Der zeitliche Bogen reicht dabei von der Französischen Revolution bis in die Gegenwart und schließt unter anderem solche historischen Ereignisse ein wie das Hambacher Fest, die Revolution von 1848/49, die Weimarer Republik, die Gründung der Bundesrepublik oder die Friedliche Revolution im Jahr 1989.

Der Arbeitsgemeinschaft geht es um eine identitätsstiftende Demokratie- und Erinnerungsarbeit als Beitrag für Respekt und Akzeptanz demokratischer Verfahren, Werte und Einrichtungen sowie für die Bereitschaft, sich gesellschaftlich zu engagieren. Mit dem Wissen um die schwierigen Wege zu Freiheit und Demokratie kann so eine Sensibilität dafür entwickelt werden, Gefährdungen des demokratischen Grundkonsenses zu erkennen.

Demokratiegeschichte: Lebendige Auseinandersetzung mit Menschen


Kulturstaatsministerin Grütters sagte: „Demokratiegeschichte ist kein abstraktes akademisches Fach, sondern eine lebendige Auseinandersetzung mit Menschen, die Geschichte geschrieben haben, mit Orten, an denen Geschichte geschrieben wurde und mit Traditionen, die unsere Gesellschaft heute prägen. Deutschland kann stolz sein auf seine Demokratiegeschichte, selbst wenn populistische und nationalistische Strömungen aktuell versuchen, Errungenschaften unserer Demokratie wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu missbrauchen, um nicht minder wertvolle Elemente wie die Pressefreiheit zu diffamieren. Auch hier muss Aufklärungsarbeit ansetzen, muss die Brücke aus der Geschichte in die Gegenwart geschlagen werden. Wenn sich eine Gesellschaft an ihren Weg zur Demokratie erinnern will, an Kämpfe, Wegbereiter, Erfolge und Opfer, kann dies in Deutschland nur vor der Folie der historischen Brüche erfolgen. Gerade die Erinnerung an die Abgründe der NS-Terrorherrschaft und der SED-Diktatur macht den Wert unserer Demokratie sichtbar und stellt wichtige Fragen an die Gegenwart: Wo beginnt Zivilcourage? Wofür setze ich mich ein? Wann trete ich Dingen entgegen? Welche Entwicklungen hinterfrage ich?“

Enge Zusammenarbeit geplant


Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ sind sehr vielfältig. Zum Teil handelt es sich um größere Einrichtungen und Stiftungen, zum Teil um kleine Vereine. Auch der jeweilige Fokus ist verschieden und beispielsweise an historischen Ereignissen und Epochen, an herausragenden Persönlichkeiten der Demokratiegeschichte oder an übergreifenden Fragen orientiert. Dennoch soll es gelingen, künftig enger zusammenzuarbeiten, etwa über Thementage, eine gemeinsame Internetpräsenz, wissenschaftlichen Austausch und die Entwicklung von Bildungsangeboten. Zugleich möchte sich die Arbeitsgemeinschaft dafür einsetzen, die Erinnerungskultur zur deutschen Demokratiegeschichte bundesweit stärker zu fördern.

Als Gründungsdokument hat die Arbeitsgemeinschaft das „Hambacher Manifest zur Demokratiegeschichte“ verabschiedet, in dem die wichtigsten Feststellungen und Forderungen zusammengefasst sind. Unter anderem wird ein Förderprogramm des Bundes zugunsten demokratiegeschichtlicher Erinnerungsorte und damit verbundener zivilgesellschaftlicher Initiativen gefordert.

Museumsleiterin begrüßt Gründung der Arbeitsgruppe


Das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum ist ein lebendiger Ort der Erinnerung an den Dichter, Germanisten und singenden Freiheitskämpfer August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Er bewies zu seinen Lebzeiten mit seinem lyrischen Werk und seinem Engagement für „Einigkeit und Recht und Freiheit“ Zivilcourage. Allein am Beispiel des „Liedes der Deutschen“, dessen dritte Strophe unsere Nationalhymne ist, lässt sich deutsche Geschichte von der mehrheitlich autoritären Kleinstaaterei im 19. Jahrhundert, über die Gründung der Weimarer Republik und die Verbrechen des Dritten Reiches bis zum heute wiedervereinigten demokratischen Deutschland im Herzen Europas erzählen. Museumsleiterin Dr. Bettina Greffrath und ihr Team begrüßen die Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ sehr. Ihnen war es wichtig, den Gründungsprozess von Beginn an zu begleiten.

Bettina Greffrath betont: „Ich freue mich auf den engen Austausch unter den Mitgliedern und die Stärkung unserer gemeinsamen Anliegen: Es gilt, auf die erfreulichen, auf die mutigen und ermutigenden Seiten der deutschen Demokratiegeschichte zu verweisen und diese gerade jungen Menschen in Erinnerung zu rufen. Wir möchten auf diesem Wege fortwährend ein lebendiges Gespräch über unsere demokratische Grundordnung mit den Besucherinnen und Besuchern führen, um uns diesen großen gesellschaftlichen Wert immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, um ihn zu schützen und zu bewahren.“


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