Gebühr für Abwasser in Wolfsburg viel zu hoch?

Seit 2020 sind die Gebühren in Wolfsburg deutlich gestiegen.

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Symbolfoto. | Foto: regionalHeute.de

Wolfsburg. Die jährliche Belastung von Verbrauchern mit Kosten für die Entsorgung ihres Abwassers variieren je nach Wohnort um über 700 Euro. Das ist ein zentrales Ergebnis des Abwassergebührenrankings 2023, das das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag von Haus & Grund Deutschland erstellt hat. Die Abwassergebühren könnten nicht in jeder Stadt gleich hoch sein. Aber 300 Prozent Unterschied seien nicht hinnehmbar. So heißt es in einer Pressemitteilung von Haus & Grund Deutschland.



In Deutschland produzierten alle Haushalte Abwasser und das immer auf die gleiche Weise. Aber das Wasser für die Wäsche, das Badewasser oder die Toilettenspülung kosteten in einigen Regionen Deutschlands doppelt oder gar dreimal mehr als in anderen. Für den Vergleich wurden die jährlichen Abwassergebühren einer vierköpfigen Musterfamilie in den nach Einwohnern 100 größten Städten in Deutschland untersucht. So zahlt etwa ein Vierpersonenhaushalt in Worms im Durchschnitt 245 Euro im Jahr für die Abwasserentsorgung, während es in Mönchengladbach 985 Euro fällig sind. 71 Städte hättem die Gebühren seit der letzten Untersuchung in 2020 erhöht, in 17 Städten seien sie sogar gesunken.

Darum schwankt der Preis


Die Höhe der Abwassergebühren hängt im Einzelnen von vielen Faktoren ab. Ist das Kanalnetz zum Beispiel gerade erneuert worden? Müssen mit Hilfe von Pumpen Höhen überwunden werden? Müssen Hochwasserschutz-Maßnahmen integriert werden? Oder gibt es eine besondere Infrastruktur für die Regenrückhaltung und die Beseitigung der Abwässer? So erklärt Haus & Grund. Die Einwohnerzahl spiele ebenso eine Rolle: sinkt in einer Region die Bevölkerungsdichte, nimmt der Frischwasserverbrauch ab und das Abwasserkanalsystem wird weniger genutzt. Dadurch steigen die Kosten zur Erhaltung des Systems auf die verbliebenen Einwohner.

"Immer wieder falle bei der Ermittlung der Gebühren auf, dass die Gebührenordnungen der einzelnen Kommunen uneinheitlich, intransparent und häufig auch mit einer Vielzahl von individuellen Ausnahmeregelungen versehen seien. Daher haken wir bei den Wolfsburger Entwässerungsbetrieben direkt nach und beleuchten Wolfsburgs Abwasserversorgung näher," so Adam Ciemniak, Geschäftsführer von Haus & Grund Wolfsburg und Umgebung.

Kosten in Wolfsburg gestiegen


Zur Erhebung wurde ein durchschnittlicher Musterhaushalt gewählt: ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Frischwasserverbrauch von 125 Litern pro Person und Tag. Das macht einen jährlichen Verbrauch von 182,5 Kubikmeter an Wasser. Auch wurde ein durchschnittliches Wohnhaus gewählt mit 120 Quadratmeter Wohnfläche, üblichen Ziegeldach, kleinem Garten und Terrasse - Gartenbrunnen und Regenwasserversickerung wurde außer Acht gelassen. Als Kanalanschluss wurde ein Mischwasserkanal von 150 Millimeter Nennweite und einem Dauerdurchfluss von 4 Kubikmeter pro Stunde gewählt – der häufigste Fall.

"Mit diesen Durchschnittswerten zahlt die Musterfamilie in Wolfsburg 592,73 Euro im Jahr. Das ist eine preisliche Erhöhung von 45 Euro im Vergleich zum Jahr 2020 und liegt im Bundesschnitt auf Rang 55," so Ciemniak.

Situation in den Nachbarstädten


Helmstedt und Gifhorn werden nicht von der Studie erfasst, da nur die 100 größten Städte beleuchtet wurden. Braunschweig rangiert auf Platz 62 mit 613,25 Euro/Jahr, Salzgitter auf Rang 53 mit 569,97 Euro/Jahr. "Somit sind in unserer Region die Preise auf einem ähnlich hohen Niveau", fasst Haus & Grund zusammen.

So setzt sich der Preis in Wolfsburg zusammen


Laut Auskunft der Wolfsburger Entwässerungsbetriebe (WEB) spielen in erster Linie folgende Posten eine tragende Rolle: Investitionsfolgekosten, Betriebs- und Personalkosten, Chemikalien, Unterhaltung der technischen Anlagen und des Kanalnetzes. Wesentliche Einflussfaktoren zur Preisanpassung waren Preiserhöhungen insbesondere bei Chemikalien, Energie, Dienstleistungen, Material und Personalkosten, die aufgrund der aktuellen Weltmarktsituation nachvollziehbar seien.

Auch habe die Stadt Wolfsburg einige Besonderheiten bezüglich der Abwasseraufbereitung. Zum Beispiel umfasst die Abwasserreinigung auf dem Klärwerk „Wolfsburg – Stahlberg“ die biologische Stickstoff- und Phosphorelimination. Und gemeinsam mit dem Abwasserverband Wolfsburg betreibt die WEB ein Abwasserrecycling und stellt gereinigtes Abwasser zur landwirtschaftlichen Feldberegnung zur Verfügung.

Mehraufwand in Wolfsburg


Doch warum schaffen es manche Kommunen die Abwassergebühren um teils mehr als 50 Prozent günstiger darzustellen als Wolfsburg? Auch hier habe die Haus & Grund von der WEB eine ausführliche Antwort erhalten: Wolfsburg besitzt für die Größe der Stadt (circa 125.000 Einwohner) eine ungewöhnlich große Stadtfläche (200 Quadratkilometer). Hierdurch ergeben sich im Vergleich zu dichter bebauten Städten erhebliche Mehraufwendungen in der Kanalunterhaltung, der Abwasserableitung und der Niederschlagswasserbehandlung. Vereinfacht heißt das: Je mehr Einwohner eine Stadt pro Kilometer/Kanal hat, umso günstiger sollte die Abwassergebühr sein. Umgekehrt gilt: Je weniger Einwohner eine Stadt pro Kilometer/Kanal hat umso höher muss die Abwassergebühr sein, da weniger Einwohner den durch anteilig hohe Festkosten geprägten Aufwand der Abwasserbeseitigung bezahlen müssen.


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