Integrationspreis: Wir sehen den ganzen Menschen


„Anonyme Beschimpfungen am Telefon hat jeder von uns schon einmal erlebt", erzählt Betty Rannenberg. Foto: Stadt Wolfsburg
„Anonyme Beschimpfungen am Telefon hat jeder von uns schon einmal erlebt", erzählt Betty Rannenberg. Foto: Stadt Wolfsburg

Wolfsburg. Bis zum 10 September können sich Engagierte für den mit 10.000 Euro dotierten Wolfsburger Integrationspreis bewerben. Und von engabierten Wolfsburgern gibt es viele, so wie Betty Rannenberg. Sie ist seit mittlerweile 30 Jahren in der Flüchtlingshilfe aktiv, die 2012 mit dem Integrationspreis ausgezeichnet wurde.


Die Flüchtlingshilfe Wolfsburg engagiert sich in vielerlei Hinsicht: Beratung, Herstellung sozialer Kontakte, Orientierungshilfen im sozialen Bereich sowie Hilfen im Asylverfahren. Für das Engagement gab es 2012 eine entsprechende Auszeichnung – den Integrationspreis.

Die Deutsch-Lehrerin Betty Rannenberg gehört zu einer Gruppe von Ehrenamtlichen, die sich um Flüchtlinge kümmert und Patenschaften übernimmt. Sie ist von Anfang an, also seit inzwischen 30 Jahren, in der Flüchtlingshilfe aktiv. Damals, so erzählt sie, gab es wie heute, Gegenwind gegen Flüchtlinge. Sie erinnert sich an die Anfangszeiten, an ein Heim am Robert-Bosch-Weg mit Flüchtlingen aus Afrika, an viele Familien aus dem Libanon, die im Jugendgästehaus lebten, und an eine kleine Gruppe von Indern, die in Vorsfelde in der Bahnhofsstraße untergebracht worden sind.

„Damals bildeten sich drei Gruppen. Ich gehörte zu der Gruppe, die sich um die Menschen aus dem Libanon kümmerte. 1987 haben wir dann den Verein gegründet.“ Inzwischen unterhält die Flüchtlingshilfe ein Büro. Unterstützt werden die Ehrenamtlichen durch einen fest angestellten Berater und eine Verwaltungskraft.

Freude über positive Wendungen


„Unser Engagement dreht sich um den ganzen Menschen. Wir unterstützen bei vielen Themen. Das umfasst Asylverfahren, Familienzusammenführung, Wohnung, Kindergartenplatz und Einschulung und reicht bis hin zu schwierigen Krankheitsfällen.“ Am meisten freut sich Betty Rannenberg über positive Wendungen von menschlichen Schicksalen.

„Ich erinnere mich an eine Frau, die damals mit ihren kleinen Kindern zu uns gekommen ist und heute im Job-Center arbeitet. Und ich habe Kinder heranwachsen sehen, die heute im Rathaus arbeiten, Juristen, Lehrerinnen oder Ingenieure geworden sind. Diese Erfolgsgeschichten bleiben aber positive Einzelbeispiele im Verhältnis zu der Riesenzahl der Menschen, die 2015 zu uns gekommen sind. Manchmal sind wir auch etwas frustriert, wenn wir uns für einen Menschen besonders stark engagiert haben und es keine positive Entwicklung gibt. Ich musste beispielsweise gerade jemanden trösten, der sich für einen jungen Mann eingesetzt hatte, der nach einem halben Jahr seine Lehre geschmissen hat, weil ihm die Berufsschule zu schwer erschien.“

Anfeindungen, die sich gegen Flüchtlinge und Unterstützer richten


Es gibt aber weitere frustrierende Erlebnisse. Dazu zählen Anfeindung, die sich gegen Flüchtlinge und Unterstützer richten: „Anonyme Beschimpfungen am Telefon hat jeder von uns schon einmal erlebt. In 2015 war die Atmosphäre anfangs sehr gut, wir haben damals viele Spenden bekommen. Diese haben aber im Laufe von 2016 rapide abgenommen.“

Betty Rannenberg schaut aber nach vorne. Seit zwei Jahren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlinge, die bereits die Sprachprüfung B2 gemacht haben, dazu zu motivieren, selbst beim Unterricht zu unterstützen. „Allerdings ist es nicht immer einfach, Flüchtlinge dazu zu bewegen. Ich verstehe aber auch, wenn die jungen Leute nachdem sie selbst ihre Sprachprüfung bestanden haben, sich lieber auf ihren eigenen Weg konzentrieren wollen.“

Für den Integrationspreis 2017 bewerben


Für den mit 10.000 Euro dotierten Wolfsburger Integrationspreis können sich Engagierte bis zum 10. September 2017 bewerben. Die Preisübergabe wird am 28.Oktober in der Bürgerhalle des Wolfsburger Rathauses gebührend gefeiert.


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