Wolfsburg. Die Polizei Wolfsburg warnt vor steigenden Unfallzahlen im Herbst durch Wildunfälle. Diese würden besonders in den Morgen- und abendlichen Dämmerungsstunden auftreten, wie die Polizei in einer Pressemitteilung berichtet. Die Polizei bittet um erhöhte Vorsicht im Straßenverkehr, besonders im Wald und bei unübersichtlicher Straßenlage, da sich der Anhalteweg durch nasse Straßen etwa verdoppele. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres registrierte die Polizei im Wolfsburger Stadtgebiet 187 Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung. Damit seien die Wildunfälle im Vergleich zum Zeitraum Januar bis Oktober des letzten Jahres, in dem 225 Unfälle aufgenommen wurden, um nahezu 17 Prozent gesunken. Dies liege laut Einschätzung der Polizei an der coronabedingten Homeoffice-Regelung, da weniger Menschen auf den Straßen unterwegs gewesen seien. Trotzdem würden die Zahlen erfahrungsgemäß in dieser Jahreszeit wie schon in den letzten Wochen spürbar ansteigen, so die Einschätzung der Polizei.
Der Hauptkommissar sieht in erster Linie grundsätzlich zwei Gründe für den Rückgang der Zahlen insgesamt: Neben den gemeinsam von Polizei, Stadt Wolfsburg und der Jägerschaft umgesetzten Maßnahmen zur Senkung des Unfallrisikos gerade im Bereich der hauptsächlich betroffenen Strecken, wie der Kreisstraße 31 zwischen Velstove und Brackstedt oder in Abschnitten der Kreisstraße 114, sorgten die Auswirkungen der Corona-Pandemie dafür, dass es deutlich weniger Unfälle mit Wildtieren gab. Da zahlreiche Firmen-Mitarbeiter ihre Arbeit ganz oder teilweise von zu Hause verrichteten, erläutert Wagner, wirkte sich das sogenannte Homeoffice direkt auf den Straßenverkehr aus. Gerade zu den unfallkritischen Zeiten für Wildunfälle waren deutlich weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs.
Natürlich haben die verstärkte Bejagung und die dadurch stärker erreichte Vergrämung des Wildes sowie die Anpassung von Beschilderungen offenbar auch zu einer vorausschauenden Fahrweise gerade auf den besonders betroffenen Strecken geführt. So zeigen die Zahlen der Verkehrsanalyse bis Ende Oktober auf der Kreisstraße 31 lediglich zehn Unfälle, während es 2019 noch 18 waren. Ebenso verhält es sich auf der Kreisstraße 114 nahe Fallersleben. Hier gab es 2019 dreizehn Verkehrsunfälle mit Wild, in 2020 bisher sechs.
Im Herbst ist die Gefahr von Wildunfällen besonders hoch. Schlechte Witterungsverhältnisse und schlechte Sicht verstärken die Gefahr eines Wildunfalles zusätzlich. Auf nassglatten Straßen verlängert sich der Anhalteweg außerorts bei einer gefahrenen Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometer um etwa 50 Prozent von 83 auf 124 Meter. Im Morgengrauen und in der Abenddämmerung besteht die größte Gefahr eines Wildunfalles. Trotzdem können Wildunfälle zur jeder beliebigen Tages- und Jahreszeit passieren und auch an Stellen, wo kein Warnschild "Wildwechsel" steht. Deshalb mahnt der Verkehrsexperte, im Wald und an unübersichtlichen Wald- und Feldrändern den Fuß vom Gas zu nehmen und stets vorausschauend zu fahren. Wenn Wild an oder auf der Straße steht, sollte man sofort Abblenden und kontrolliert bremsen, auf keinen Fall versuchen auszuweichen. Die Geschwindigkeit von Fahrzeugen kann durch das Wild nicht eingeschätzt werden, grelles Scheinwerferlicht blendet die Tiere und macht sie orientierungslos. Da Wild oft gesellig lebt, sollten Autofahrer also immer mit Nachzüglern rechnen.
Die Folgen eines Wildunfalles werden dabei gern unterschätzt: Anfang Mai ereignete sich auf der K46 wischen Kästorf und Brackstedt ein folgenschwerer Verkehrsunfall, bei dem ein 19 Jahre alter Fahranfänger und seine gleichaltrige Mitfahrerin schwer verletzt wurden. Nach Zeugenangaben war der Audi-Fahrer in einer Linkskurve einem kreuzenden Reh ausweichen. Da der 19-Jährige sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt und deutlich zu schnell fuhr, kam er mit seinem Audi von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Beide Schwerverletzte kamen ins Klinikum. Der Audi war nicht mehr fahrbereit, es entstand ein Schaden von 20.000 Euro.
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