Zu viele Lebensmittelabfälle in der Gastronomie: Helfen kleinere Portionen?

Laut einer Untersuchung der Verbraucherzentrale würden zu selten standardmäßig kleinere Größen angeboten. Außerdem weise kaum ein Restaurant darauf hin, dass Reste mitgenommen werden können.

Nicht jeder schafft das XXL-Schnitzel. Symbolbild
Nicht jeder schafft das XXL-Schnitzel. Symbolbild | Foto: Alexander Dontscheff

Deutschland. Rund 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel landen deutschlandweit in der Gastronomie jährlich im Müll. Dieser Anteil ließe sich reduzieren, wenn Restaurantgäste zwischen verschiedenen Portionsgrößen wählen oder übrig gebliebenes Essen leichter mitnehmen könnten, so die Verbraucherzentrale Niedersachsen in einer Pressemeldung. Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt jedoch: Nur wenige Restaurants nutzen bisher diese Möglichkeiten, um weniger Lebensmittel zu verschwenden.



Restaurants bieten kleinere Portionen der Hauptgerichte in ihren Speisekarten bisher nicht standardmäßig an – so das Ergebnis eines bundesweiten Marktchecks der Verbraucherzentralen. Gäste haben oft nur die Wahl zwischen Vorspeisen und Hauptgerichten. Zudem weisen Restaurants zu selten auf die Möglichkeit hin, übrig gebliebenes Essen mitzunehmen, obwohl dies einen positiven Anreiz für Gäste schaffen und Lebensmittelabfälle reduzieren könnte. Nur vier von 153 Restaurants arbeiten mit einem entsprechenden Hinweis in ihren Speisekarten.

Muss eine Pflicht her?


„Das ist unserer Ansicht nach zu wenig. Die Gastronomie könnte einen deutlich größeren Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten“, so Constanze Rubach, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, und weiter: „Sollten die bisher freiwilligen Selbstverpflichtungen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen nicht ausreichen, sind von der Politik verpflichtende Vorgaben notwendig.“

Nur jedes fünfte Restaurant im Marktcheck bietet seinen Gästen Hauptgerichte auch als kleine Portion an. Dies sind meist Fleischgerichte sowie Gerichte, die sich gut verkleinern lassen, etwa Flammkuchen (halber) oder Teigtaschen (zwei statt drei). In der Speisekarte kennzeichnen die Restaurants die Angebote teils mit Hervorhebungen oder sprachlichen Hinweisen wie „kleine Portion“ oder „als Petit“. In den meisten Fällen beziehen sich die Angebote jedoch nur auf einzelne Gerichte und nicht auf das gesamte Speisenangebot.

Nicht nur für Kinder und Senioren


Kleinere Hauptgerichte für bestimmte Personengruppen wie Kinder oder Seniorinnen und Senioren sind dagegen häufiger. So haben 73 Restaurants (48 Prozent) im Check ein spezielles Angebot für Kinder und zehn für Seniorinnen und Senioren (7 Prozent). „Kleinere Portionen sollten allerdings nicht auf bestimmte Personengruppen beschränkt sein, sondern standardmäßig für alle Hauptgerichte angeboten werden“, sagt Rubach. So würden Restaurants es ihren Gästen ermöglichen, bedarfsgerecht zu wählen.

Trotz positiver Beispiele – wie „Übrigens: Wenn du die Portionen mal nicht alleine schaffst, kein Problem. Wir packen dir den Rest gerne ein.“ – finden Gäste in Speisekarten nur in seltenen Fällen einen Hinweis darauf, übriggebliebene Speisereste mitnehmen zu können (vier von 153 untersuchten Restaurants).

Ein Viertel braucht Ermutigung


Dabei zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen, dass genau dieser Anreiz sinnvoll wäre: Die Hälfte der Befragten, die nur selten oder nie Reste mitnimmt, würde sich durch einen Hinweis zur Restemitnahme ermutigt fühlen. 25 Prozent von ihnen finden einen Hinweis in der Speisekarte selbst oder am Tisch hilfreich. „Wir müssen davon wegkommen, dass es als peinlich wahrgenommen wird, Übriggebliebenes aus dem Restaurant mitzunehmen. Stattdessen sollte es als Wertschätzung des guten Essens verstanden werden“, fordert die Expertin. Dazu muss die Gastronomie ihren Beitrag leisten, indem sie ein solches Angebot flächendeckend anbietet und aktiv kommuniziert.

Zum Hintergrund


Die Verbraucherzentralen untersuchten bundesweit 153 Online-Speisekarten und Webseiten von Restaurants – darunter große überregionale Gastronomieketten und kleine inhabergeführte Gaststätten. Zudem führte das Marktforschungsunternehmen Forsa im Auftrag der Verbraucherzentralen eine repräsentative Online-Befragung in deutschen Privathaushalten durch. Befragt wurden im August 2022 bundesweit 2.027 Internet-Nutzerinnen und -Nutzer zu ihrer Einstellung zur Restemitnahme im Restaurant.


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