Niedersachsen. Heute vor zwei Jahren wurde der erste Corona-Fall in Niedersachsen bestätigt. In der heutigen Pressekonferenz des Corona-Krisenstabs der Landesregierung hat Claudia Schröder, Vizechefin des Krisenstabes, die letzten zwei Jahren auch in Zahlen Revue passieren lassen. Laut dieser seien bis heute mehr als eine Million Menschen in Niedersachsen infiziert worden, genauer gesagt gab es 1.050.511 Fälle. Von diesen sind 7.465 verstorben, 93 Prozent davon waren älter als 60 und die meisten älter als 80. 0,3 Prozent der Verstorbenen hingegen waren jünger als 35.
Zu Beginn der Pandemie, als es noch keine Impfungen und Medikamente gab, sei die wichtigste Frage gewesen, wie man schnell Schutzmasken und Handschuhe beschafft, weil das Virus die Lieferketten beeinträchtigt hatte. Ein anderes Mittel zur Pandemiebekämpfung waren Kontaktbeschränkungen, die damals noch über Erlasse verfügt worden. Die erste Allgemeinverfügung wurde am 23. März erlassen. Seitdem gab es 85 verschiedene Fassungen der Corona- und Quarantäneverordnungen. Diese wurden mehr als 830 Male am Oberverwaltungsgericht angefochten, doch zu 90 Prozent wurden sie gerichtlich bestätigt.
Ziel der Maßnahmen war es, so Schröder, die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. In den Krankenhäusern sei seit zwei Jahren daher zwar eine starke Belastung zu verspüren, aber keine Überbelastung. So habe man immer die Möglichkeit gehabt, Patienten aus anderen Bundesländern aufzunehmen.
Delta hatte die Situation verschlimmert
Am 16. Dezember 2020, zehn Tage vor dem Impfstart, gab es 1.482 Tote durch Corona, doch als die Deltavariante aufgetreten war, hatte sich die Zahl auf 2.340 erhöht. Innerhalb eines Monats gab es so fast 1.000 Tote mehr zu beklagen. Bis zum 24. April 2021, am Tag, an dem die Bundesnotbremse in Kraft getreten war, wurden insgesamt 5.209 Tote in Niedersachsen beklagt. Damals seien 321 Intensivbetten belegt gewesen, also 145 Prozent mehr als heute, obwohl die Inzidenz unter 200 lag.
Der Unterschied zu damals sei durch die fast 17 Millionen durchgeführten Impfungen in Niedersachsen ausgelöst worden. Die Impfquote bei der Zweitimpfung liegt derweil bei 77 und bei 61,5 Prozent bei Auffrischungsimpfungen. "Das sind ordentlich Werte. Aber es reicht eben noch nicht. Wir müssen hier zusehen, dass wir die Impfquoten erhöhen“, so Schröder.
Keine "Hotspots" mehr
Die Inzidenzen in Niedersachsen verteilen sich zurzeit gleichmäßig, sodass man keine "Hotspots" habe, wie noch vor einem Jahr. Zurzeit liegt die landesweite Inzidenz bei 1.037,8. Wolfsburg ist mit einer Inzidenz von 2016,3 Spitzenreiter, während Wilhelmshaven mit 525,6 das Schlusslicht bildet. Die Hospitalisierung liegt auf einem Wert von 10,4 und die Intensivbettenauslastung bei 5,9.
Bei der Mortalitätsrate, die einmal wöchentlich vom RKI publiziert wird, ist Niedersachsen seit Anbeginn Vorletzter, mit einem Wert von 92 Todesfällen pro 100.000 Einwohner. Andere Bundesländer liegen bei über 300. "Das ist ein Erfolg, den wir alle gemeinsam geschultert haben. Dennoch müssen wir weiter wachsam bleiben. Wir werden die Impfangebote weiter erhalten und ausbauen", so Schröder. Man müsse jetzt die vulnerablen Gruppen schützen, um gut durch den Herbst und Winter zu kommen. 50 Pflegeeinrichtungen seien zurzeit von Coronaausbrüchen betroffen und die Inzidenzen steigen bei den älteren Jahrgängen, während sie bei den Jüngeren sinken.
Novavax und Teskapazitäten
Zu den bisherigen Impfstoffen kommt jetzt Novavax hinzu, der für Menschen ab 18 Jahren gedacht ist, die sich vorher noch nicht geimpft haben oder impfen lassen wollten. Novavax kam am Freitag in Deutschland an und wurde gestern und heute an die Gesundheitsämter verteilt. Für Sonntag, Montag und Dienstag sind erste Impftermine angeboten. Insgesamt hat das Land 138.000 Impfdosen erhalten, wovon erst 42.000 ausgeliefert worden. Der Rest kommt auf Nachfrage, weil der Impfstoff gekühlt werden muss. Nach der ersten Impfung kann dann nach drei Wochen die zweite erfolgen.
Die PCR-Kapazitäten sind nur zu 65 Prozent ausgelastet. Im Sommer hängt es davon ab, wie die Testverordnungen aussehen, aber es gebe keine Pläne, die Teststellen einzustellen. Bei Schnelltests werde derzeit geprüft, wie diese Ergebnisse gesichert werden können, auch wie die Feststellung des Genesenenstatus beschleunigt werden könnte.
Lockerungsschritt für Freitag soll kommen
Trotz eines möglichen Anstiegs aufgrund von Untervarianten von Omikron oder Omikron selbst, werde an den Lockerungen bis zum 20. März (regionalHeute.de berichtete) festgehalten. Geschaut werde auf die Zahlen aus den Krankenhäusern. Was nach dem 20. März kommt, wird also zu sehen sein. Denn der Bund muss für neue Verordnungen erst die Rechtsgrundlage schaffen. Mögliche Abänderungen zum nächsten Lockerungsschritt, der für Freitag geplant war, sollen morgen verkündet werden.
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