Nach Skandal um Gifhorner Flüchtlingsheim: Grüne Jugend kritisiert Landrat

Die Grüne Jugend kritisiert auch eine "Doppelmoral" der CDU.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Eva Sorembik

Gifhorn. Vergangene Woche veröffentlichte der NDR in seinem Format Panorama 3 eine Reportage, die schwere Vorwürfe gegen den Landkreis Gifhorn erhebt (regionalHeute.de berichtete). In dem Beitrag meldeten sich sieben Frauen zu Wort, die in der Flüchtlingsunterkunft in Ehra-Lessien von menschenunwürdigen Zuständen, Gewalt und sogar einem sexuellen Übergriff berichten. Landrat Tobias Heilmann bestreitet in diesem Beitrag die Vorwürfe und geriet selbst ins Zentrum der Kritik. Nun kritisiert ihn auch die Grüne Jugend Gifhorns in einer Pressemitteilung.



Angesprochen auf die Zustände, scheint Landrat Tobias Heilmann (SPD) im Bericht des NDR nicht so recht Antworten zu haben. Ein Sicherheitskonzept habe er jetzt nicht schwarz auf weiß. Aber ob so etwas immer niedergeschrieben werden müsse, wisse er auch nicht. Zudem wurde vonseiten der im Kreistag vertretenen B.I.G. Heilmann für seine Wortwahl im Interview kritisiert. Der hatte davon gesprochen, dass er es auch von sich selbst kenne, dass Männergruppen nun mal "Döneken machen". "Diese verharmlosenden Aussagen sind gegenüber den Opfern (sexueller) Gewalt nicht hinnehmbar", so B.I.G.-Sprecher Andreas Kautzsch in einer E-Mail an Tobias Heilmann, die regionalHeute.de vorliegt. Ähnlich sieht es inzwischen auch die Grüne Jugend.

Grüne Jugend kritisiert auch CDU


Tobias Heilmann (SPD) stand im Zentrum der Kritik.
Tobias Heilmann (SPD) stand im Zentrum der Kritik. Foto: Thomas Stödter


Die Grüne Jugend Gifhorn deklariert die Aussagen Heilmanns als verwerflich und inakzeptabel. "Das nicht vorhandene Schutzkonzept kommt jedoch auch noch von dem ehemaligen Landrat Andreas Ebel von der CDU. Dass sich Teile der CDU nun in die Rolle der Kritisierenden stellen ist klar ungerechtfertigt, solche Doppelmoral finden wir nicht vertretbar", erklärt Jennifer Zauter, Sprecherin der Ortsgruppe.



Die Grüne Jugend Gifhorn fordert ein sofortiges Aufarbeiten der Aussagen Heilmanns, Schutzkonzepte, welche schriftlich und institutionell in der Gifhorner Geflüchtetenarbeit verankert sind, eine regelmäßige Anbindung an den ÖPNV, den Direktbetrieb vom Landkreis, nicht von Dritten und spezialisierte Sozialarbeiter sowie die Erhöhung der Kassensitze für Psychotherapeuten im Landkreis.


Unterdessen sieht sich die Kreisverwaltung im NDR nicht ganz fair dargestellt. So schreibt der Landkreis, dass die Darstellung verkürzt und unzureichend dargestellt würde. Angebliche Beweise für ihre Vorwürfe habe die Redakteurin trotz Bitte der Verwaltung bislang nicht bei der Polizei vorgelegt. Auch Gespräche mit den zuständigen Kreisangestellten und Ehrenamtlichen vor Ort hätten die Vorwürfe nicht bestätigt, ebenso die Polizei. "Wenn dort ein Brennpunkt von Gewalt gegen Frauen bekannt wäre, wären seitens der beiden Behörden Maßnahmen veranlasst worden. Jegliche Form von Straftaten wird ernst genommen und nachgegangen", so der Landkreis in seiner Stellungnahme.


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