Gifhorn. Am Dienstag veröffentlichte der NDR in seinem Format Panorama 3 eine Reportage, die schwere Vorwürfe gegen den Landkreis Gifhorn erhebt. In dem Beitrag meldeten sich sieben Frauen zu Wort, die in der Flüchtlingsunterkunft in Ehra-Lessien von menschenunwürdigen Zuständen berichten. Es sei zu Gewalt gekommen, sie hätten keine Rückzugsräume und sogar einen sexuellen Übergriff soll es gegeben haben. Landrat Tobias Heilmann bestreitet die Vorwürfe. Derweil ist er ins Zentrum der Kritik geraten.
Mitten in der Nacht sei ein Sicherheitsmann zu ihr gekommen, sagt eine Betroffene in der NDR-Reportage. Die Tür habe sie nicht abschließen können, sei allein in ihrem Zimmer gewesen. Eigentlich hätte sie der Sicherheitsmann, der jetzt im Raum stand, beschützen sollen. Doch stattdessen habe er versucht, sich an ihr zu vergehen. Die Frau war geflüchtet, froh endlich im sicheren Deutschland zu sein - nur um dann von den Menschen bedroht zu werden, die eigentlich für ihre Sicherheit sorgen sollten. So die Darstellung.
Landrat im Zentrum der Kritik
Unterkunft mitten im Wald
Auch Kerstin Meyer, Erste Stadträtin der Stadt Gifhorn und CDU-Landtagskandidatin zeigt sich auf ihrem Instagramaccount empört. Nicht nur die "Döneken"-Aussage sei für sie verwerflich, auch das Fehlen eines Schutzkonzeptes hält Meyer für völlig falsch. Nicht nur diese Unterkunft beweise, dass es ohne festgelegte Regeln nicht ginge. Ebenso Anke Reimann, die für die Grünen im Kreistag sitzt, schlägt in dieselbe Kerbe, auch wenn sie den aktuellen Eilantrag der CDU zu dem Thema ablehne: "Es braucht kein technokratisches Machwerk, sondern Sicherheitskonzepte von und für die Menschen vor Ort."
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Besonders aber die Unterkunft auf dem alten Truppenübungsplatz selbst steht in der Kritik. Laut NDR liegt die nächste Bushaltestelle etwa 30 Minuten zu Fuß entfernt, auch Telefonempfang sei dünn gesät. Die Unterkunft selbst sei also ein Problem. Das, was jetzt geschehen sei, sei eine "direkte Folge politischen Wegsehens und oder Nicht-Handelns der letzten Jahre", so Christian Schröder, der Sprecher der Kreistagsgrünen. Ebenso Andreas Kautzsch und die B.I.G.. Sie fordern eine bessere Zugänglichkeit zum ÖPNV, Schutzzonen und einen Kiosk für den täglichen Bedarf. Ob das so auch auf die Tagesordnung kommt, steht allerdings noch in den Sternen. Der Kreisverwaltung seien "Bis auf wenige Ausnahmefälle" keine derartigen Zwischenfälle bekannt.
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