Sexueller Missbrauch in der Kirche: Aufarbeitungskommission nimmt Arbeit auf

Sexueller Missbrauch in den Bistümern Hamburg, Hildesheim und Osnabrück soll aufgeklärt werden.

Otmar Kury, Vorsitzender der gemeinsamen Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück
Otmar Kury, Vorsitzender der gemeinsamen Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück | Foto: Privat

Region. Die gemeinsame Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück hat nach ihrer konstituierenden Sitzung am 25. Oktober in Hamburg ihre Tätigkeit aufgenommen. Das teilten die beteiligten Bistümer am heutigen Freitag mit.


Die unabhängige Kommission soll die quantitative Erhebung von Fällen sexualisierter Gewalt, den administrativen Umgang mit Tätern und Betroffenen, sowie die Identifikation von Strukturen erarbeiten, aufklären und feststellen, die sexualisierte Gewalt ermöglicht, erleichtert oder deren Aufdeckung erschwert haben, hieß es. Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse und Ergebnisse von Aufarbeitungsprozessen in den einzelnen Diözesen mit den bereits bekannten überdiözesanen Studien und der neueren Forschung durch die Unabhängige Aufarbeitungskommission in der Metropolie qualitativ verglichen und bewertet werden. Neu aufgenommene Aufarbeitungsprojekte in den (Erz-)Diözesen sollen dadurch intensiviert und strategisch an den Zielen der Kommission ausgerichtet werden, teilten die Bistümer mit. Erkenntnisse aus der Arbeit der Kommission sollen für die Prävention und Intervention genutzt werden, hieß es weiter. Die Berufung der Gremien der Kommissionen und der Betroffenenräte basiere auf der von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) verabschiedeten "Gemeinsamen Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland" vom 28. April 2020.

Vorsitzender sieht Unabhängigkeit gewährleistet


Als Mitglieder wurden von den Regierungen der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein benannt: Der Hamburger Rechtsanwalt und frühere Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer, Otmar Kury, der Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Rostock, Carsten Spitzer, der frühere Präsident des Landtages von Schleswig-Holstein, Martin Kayenburg, und der Präsident des Landgerichts Osnabrück, Thomas Veen. Zu den zehn Mitgliedern der Kommission zählen zudem drei Mitglieder des bereits gebildeten Betroffenenrates, sowie die von den Bistümern in die Kommission berufenen drei Vertreter, Klaus Kottmann, Offizialatsrat im Erzbistum Hamburg, Ingo Frommeyer, Vorsitzender Richter am Landgericht Osnabrück, und Thomas Scharf-Wrede, Direktor des Bistumsarchivs Hildesheim.

Die Kommission wählte Otmar Kury zu ihrem Vorsitzenden und Martin Kayenburg zu dessen Stellvertreter. "Es ist mir eine große Ehre, feststellen zu dürfen, dass die Unabhängige Aufarbeitungskommission mit großem Engagement all ihrer Mitglieder ihre umfassende Tätigkeit zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in den drei Bistümern der katholischen Kirche in Deutschland aufgenommen hat und die Zusammensetzung der unabhängigen Kommission im Hinblick auf die kirchlich-externe Expertise und die Beteiligung von Betroffenen die gänzlich unabhängige, effektive Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in den drei beteiligten Diözesen gewährleisten und garantieren wird", sagte Kury.

Bistümer eint eine gemeinsame Geschichte


Die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück verbindet eine gemeinsame Geschichte. Das Erzbistum Hamburg ist 1995 aus Gebieten der Bistümer Hildesheim und Osnabrück hervorgegangen. Deshalb sei gemeinsam die Bildung einer Unabhängigen Aufarbeitungskommission und die Berufung eines gemeinsamen Betroffenenrates vereinbart worden, hieß es.


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