25 Jahre IGS Franzsches Feld: Umstrittenes Erfolgsprojekt

von Christina Balder




Braunschweig. Sie ist nicht die älteste ihrer Art in Braunschweig, die Integrierte Gesamtschule Franzsches Feld. Aber sie ist die erste, die nach einem Neugründungsverbot durch die Landesregierung gebaut werden durfte. Im September 1989, vor 25 Jahren, wurden die ersten Fünftklässler in dem ehemaligen Fliegerkommandogebäude eingeschult. Am Mittwoch feierte die Schule ihr silbernes Jubiläum mit Gästen wie Oberbürgermeister Ulrich Markurth und der niedersächsischen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD). 

In dem ehemaligen Luftwaffen-Gebäude herrsche ein besonderes Klima, sagte der Schulleiter Andreas Meisner zu Beginn der Feierstunde. Er meint damit nicht den Geist der Vergangenheit, den die denkmalgeschützte Hülle atmet, sondern das Miteinander zwischen Schülern, Lehrern und Eltern. "Hier sind Zusammenschlüsse entstanden, die gemeinsam Herausforderungen meistern", sagte er. "Den Menschen stärken, die Sache klären", ist das Motto der Schule. Die Balance zwischen klaren Vereinbarungen und Gestaltungsmöglichkeiten mache das Konzept der IGS Franzsches Feld aus, erzählte Meisner. Zu ihrer Gründung sei das Ziel gewesen, eine sach- und kindgerecht gedachte, nicht ideologisch aufgeladene Schule zu konzipieren. Und die Zahlen geben den Gründern Recht: Schon zu Beginn und noch heute habe die Schule mehr Anmeldungen als Plätze zu verzeichnen, 2006 gab es sogar Anerkennung offizieller Art: Die Schule bekam den Deutschen Schulpreis.

Ministerin: "Rot-Grün bekennt sich zur Schulform der Gesamtschule"


Dennoch: Gesamtschulen haben nicht den besten Ruf. Seit 1971 gibt es die Integrierte Gesamtschule als Schulform in Niedersachsen. Noch immer muss sie sich viel Kritik stellen. Ministerin Heiligenstadt sagte in ihrem Grußwort: "Es ist eine Schulform, die sich als pädagogisch sinnvoll erweisen musste und erwiesen hat." In Niedersachsen hätten die IGS längst bewiesen, dass sie zu den besten Schulen in Deutschland gehörten: Sie bekommen Preise verliehen, haben besonders niedrige Schulabbrecherquoten und auch das Abitur könne sich sehen lassen. Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten und mit unterschiedlichem Leistungsvermögen lernten dort zusammen und voneinander. Sie unterstrich: "Die jetzige Landesregierung bekennt sich ohne Wenn und Aber zur Schulform der Gesamtschule." Es werde Zeit, dass diese Schulform zu einer ersetzenden Regelschulform werden könne. "Dann kann der Schulträger selbst entscheiden, ob er eine IGS oder eine andere weiterführende Schule will." Ein Gymnasium müsse aber dennoch in "zumutbarer Entfernung" erreichbar sein.

Markurth: "IGS ist in der Gesellschaft angekommen"


Unterstützung bekam Heiligenstadt von ihrem Parteigenossen, Oberbürgermeister Ulrich Markurth. Er kennt die Schule nicht nur aus der Perspektive des Schulträgers. Seine Tochter Laura ist dort Schülerin. Markurth moniert: "Die IGS ist immer noch keine gleichberechtigte Schulform. Aber sie ist in der Gesellschaft angekommen." Mittlerweile gebe es in Braunschweig bereits eine dritte, vierte und fünfte IGS, über eine sechste werde nachgedacht. Allerdings dürfe man nicht die eine Schulform gegen die andere ausspielen, sondern müsse immer ein sowohl als auch denken.

Markurth sprach auch die kommenden Umbaumaßnahmen an der Schule an: Die aktuelle Verpackung des Gebäudes sei "der Beginn einer wunderbaren Geschichte von Lärm, Dreck und organisatorischen Zumutungen." Zehn Millionen Euro würden in der nächsten Zeit auf dem Gelände verbaut.

Einiges davon fließt in den Brandschutz. Das denkmalgeschützte Gebäude muss in dieser Hinsicht einiges über sich ergehen lassen. Man habe bei der Schulgründung in diesen Räumen nicht geplant, was eine gute IGS brauche. "Das Gebäude war eben da." Doch obwohl einiges an den Räumen "vom Optimum weit entfernt" sei, sagte Markurth: "Wenn ich mir vorstelle, weltweit würden wir aus Flottenkommandos und Kasernen Schulen machen!"


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