Abriss der Burgpassage: Neue Pläne ernten geteilte Reaktionen

Wäre eine Wiederbelebung der alten Burgpassage möglich gewesen? Hierzu gehen die Meinungen unserer Leser weit auseinander. Auch das geplante Hotel sorgt für Diskussionen.

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Der Wegfall des Durchgangs wird von vielen kritisiert. Archivbild aus dem Jahr 2019
Der Wegfall des Durchgangs wird von vielen kritisiert. Archivbild aus dem Jahr 2019 | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Selten verdienen Meldungen die oft verwendete Bezeichnung "Paukenschlag". Doch das was Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin verkündete, war einer: Die Stadt kauft das Areal der Burgpassage, lässt sie abreißen und will unter dem Titel "Stiftshöfe" ein komplett neues Nutzungskonzept verwirklichen. Wie zu erwarten war, ließen entsprechende Reaktionen nicht lange auf sich warten.



Das Konzept der Stiftshöfe fußt auf drei Säulen: Erweiterungsbau für das Gymnasium Kleine Burg, Ansiedlung eines Hotels (wahrscheinlich Motel One) und die Schaffung von Wohnraum (mehr zum Konzept lesen Sie hier). Weiterer wichtiger Punkt: einen Durchgang zwischen Hutfiltern und Schuhstraße wird es künftig nicht mehr geben.

SPD und IHK sehen es positiv


SPD-Fraktion und IHK Braunschweig äußerten sich in Pressemitteilungen positiv zu den Plänen. „Die bisherige ‚Burgpassage‘ wird ein Ort für Bildung, Wohnen und Hotellerie – dies ist ein Riesenerfolg für die Wiederbelebung der zentralen Innenstadt“, wird der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph Bratmann zitiert. Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, Dr. Florian Löbermann, begrüßt besonders die Multifunktionalität: „Neben Handelsgeschäften in Innenstädten ist es wichtig, dass auch andere Besuchsmotive geschaffen werden, um Menschen zum Verweilen anzuregen. Multifunktionalität ist ein wichtiges Kennzeichen erfolgreicher Innenstädte“.

Auf ein geteiltes Echo stoßen die Pläne dagegen in unserer Leserschaft. Während es hier durchaus auch Lob für die Pläne gibt, formierte sich auf unserer Facebookseite Kritik an mehreren Punkten. Wenig bis gar keine Reaktionen gab es zum Bereich Ausbau der Schule. Auch das Thema Wohnen ist auf Facebook ein Nebenschauplatz. Neben den befürchtet hohen Preisen, regte lediglich das "moderne Wohnkonzept" mit Gemeinschaftsbalkon zu Spekulationen an. "Vielleicht auch noch gemeinsame Klos. Das ist es doch was man sich wünscht wenn man eine eigene Wohnung kauft", so ein Leser. Die Replik eines anderen Users ließ nicht lange auf sich warten: "Wir können wohl davon ausgehen, dass diese Wohnungen vorwiegend von Leuten gekauft werden, die mit diesem Konzept leben wollen. Immerhin zahlen sie ja dafür."

Fragen rund ums Hotel


Der dritte Bereich des Konzeptes - das Hotel - erntet dagegen reichlich Kritik. Neben der Lage mitten in der Fußgängerzone und der damit verbundenen Frage der Erreichbarkeit, sieht man auch die Konkurrenzsituation mit den bestehenden Hotels als Problem an.

"Und wie fahren Hotelgäste dann an? Oder mit Koffer durch durch die Fußgängerzone schieben? Wird interessant", schreibt ein Leser. Worauf ein anderer antwortet: "So, wie in anderen Städten auch, wo Hotels mitten in den Fußgängerzonen liegen: Zu Fuß! Muss man denn immer in der Limo vor dem Hotel vorfahren?" Doch auch andere User fragen sich, ob eine "low budget Hotelkette" ohne ernsthafte Anbindung an das Straßennetz dort wirklich sinnvoll sei. "Das muss und kann die Hotelkette schon für sich entscheiden. Die wissen sehr wohl was an Standorten funktioniert oder eben nicht", so die Einschätzung eines anderen Users.

Wettbewerbssituation verschärft sich


Die Situation der bereits vorhandenen Hotels hat ein anderer Leser im Blick. Auf das Statement "Das klingt nach einem guten Konzept als Plan B nach der Insovenz. Da hat Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa wohl gute Arbeit gemacht!", schreibt er: "Man könnte meinen, dass das die Hoteliers im Waisenhausdamm etwas anders sehen. Wenn ich mich recht entsinne, liegt die Gesamtauslastung aller Hotels in Braunschweig bei nicht mal 60 Prozent. Will heißen, einen nicht unerheblichen Teil des Jahres stehen sie leer. Jedes weitere Hotel verschärft die Wettbewerbssituation."

Auch der Wegfall der Durchgangsmöglichkeit wird kritisiert. Lange Umwege fielen an, größere Menschenmengen auf der Ausweichstrecke werden befürchtet. Allerdings: "Ist es in den letzten Jahren, seitdem die Passage geschlossen ist, zu irgendwelchen Vorkommnissen gekommen? Tumulte durch Stau, oder Ähnliches?", gibt ein Leser zu bedenken.

Neues Leben für die Burgpassage?


Einige Leser lehnen das Konzept als Ganzes ab und hätten sich eine Neuauflage der Burgpassage oder zumindest Einzelhandelsangebote gewünscht. "Wenn die Stadt Braunschweig schon dieses Objekt kauft, sollte man Nägel mit Köpfen machen. Die Stadt sollte das marode Dach sanieren und Ladenflächen vermieten. Mietpreis pro Quadratmeter nicht mehr als 3 Euro. plus minus. Das würde der absolute Kracher werden, ähnlich einem türkischen Basar. Die Innenstadt wäre wieder belebt und jeder Bürger würde diesen Basar lieben. Ein Markt, der jeden Tag geöffnet ist. Der beliebte Durchgang bleibt erhalten und die Händler würden jubeln. Welche Stadt hat das schon zu bieten, eine Markthalle mitten in der Stadt?", schreibt ein Leser.

Ähnlich sieht dies eine andere Leserin: "Für Dienstreisende haben wir wirklich ausreichend Hotelzimmer. Und ja, ich hätte es begrüßt, wenn man überlegt hätte, wie man die Burpassage gewinnbringend wieder zum Leben erwecken kann. Ich mochte sie, nicht nur aus Nostalgiegründen." Ein weiterer Leser pflichtet bei: "Man könnte das mit ein wenig Aufwand sicher auf Vordermann bringen. Ich denke, die Burgpassage würde wieder gut laufen, das Konzept ist jedenfalls weiterhin absolut zeitgemäß."

"Wie vorher klappt nicht"


Doch gerade daran haben andere User Zweifel: "Den Aufwand trägt niemand und rundherum stehen Geschäfte leer... also wie vorher klappt nicht!". Und ein anderer betont: "Wenn wir nicht möchten, dass die Innenstadt ausstirbt, dann müssen wir sie attraktiv halten beziehungsweise wieder attraktiv machen. Und ich habe da so meine Zweifel, dass wir das mit dem Zelebrieren von unseren nostalgischen Gefühlen zu Einkaufszentren aus den 70ern schaffen werden, in denen wir als Kinder oder Jugendliche gelegentlich (!) gewesen sind."

"Gute Idee - außer sicherlich für diejenigen, die ihre Kindheit zurück haben wollen", schreibt daher ein Leser. Worauf eine andere Leserin antwortet: "Hey, und die, die SO alt sind, dass sie noch den Zustand VOR der Burgpassage kennen, freuen sich 'nen Keks, dass diese hässliche Konstruktion endlich wieder wegkommt."


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