Ausgezeichnet: Georg-Eckert-Forschungspreis


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Braunschweig. Heute wurde die Soziologin Simona Szakács bei einem Festakt im Braunschweiger Altstadtrathaus mit dem Georg-Eckert-Forschungspreis ausgezeichnet. Der erstmals vergebene Nachwuchspreis ging an die Lateinamerikanistin Kathrin Zehr. Die niedersächsische Wissenschaftsministerin, Gabriele Heinen-Kljajić, sprach ein Grußwort und überreichte in Gegenwart des Braunschweiger Oberbürgermeisters Ulrich Markurth die Urkunden an die Preisträgerinnen.


„Die Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit ist unverzichtbar für die politische Bildung. Schulbücher sind für nachkommende Generationen ein Leitmedium“, betonte Ministerin Heinen-Kljajić. „Mit dem Georg-Eckert-Institut haben wir in Niedersachsen ein international renommiertes Forschungsinstitut für dieses Themenfeld.“ Alle zwei Jahre vergibt das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung den von der Braunschweiger Verlagsgruppe Westermann gestifteten Georg-Eckert-Forschungspreis für herausragende Arbeiten im Bereich der internationalen Bildungsmedienforschung. Simone Lässig, die Direktorin des Instituts und Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der TU Braunschweig, betonte: „Wir freuen uns besonders, dass wir in diesem Jahr die Arbeiten von zwei jungen Wissenschaftlerinnen prämieren, die sich mit der jüngsten europäischen Vergangenheit im Bildungssektor beschäftigen.“



Die Entwicklung im Bildungssystem Rumäniens


Die diesjährige Forschungspreisträgerin Simona Szakács untersuchte die Entwicklungen im Bildungssystem Rumäniens nach dem politischen Umbruch 1989. Unter anderem fragte sie danach, wie das Europabild, das rumänischen Schülern heute nahegebracht wird, deren Selbstwahrnehmung als Rumänen prägt. Sie stellte fest, dass Schulbücher, die früher stark von Patriotismus geprägt waren, heute wesentlich gemäßigter angelegt sind. Der einstmals verteufelte Individualismus hingegen wird  als erstrebenswert hochgehalten. Interessant auch die Beobachtung, dass Lehrkräfte ironischerweise auf autoritäre Methoden zurückgreifen, um den Schülern ihren Status als mündige Bürger zu vermitteln. Die Juryvorsitzende, Frau Professor Beatrice Ziegler, hob hervor: „dass Simona Szakácz gerade deshalb einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Wandels des Bildungssystems in postkommunistischen europäischen Ländern leistet, weil sie die die Veränderungen auf den unterschiedlichen Ebenen – vom Bildungsministerium bis zum konkreten Schulunterricht – erfasst und zueinander in Bezug setzt.“



Tolle Nachwuchsarbeit


Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch ein Preis für eine hervorragende Nachwuchsarbeit ausgelobt. Er ging an Kathrin Zehr, die in ihrer Diplomarbeit untersuchte, wie spanische Jugendliche heute die Franco-Diktatur (1939-1977) sehen und wie Familie, Schule und Medien diese Vorstellungen prägen. Dabei kam sie zu dem Schluss, dass es bis heute in Spanien keinen Konsens über die Interpretation der jüngeren Vergangenheit gibt und dass die teilweise erschreckende Unkenntnis der jungen Generation über diese Zeit nicht auf fehlendem Interesse, sondern auf der mangelhaften Geschichtsvermittlung in einer polarisierten Gesellschaft beruht. Jurymitglied Professor Bodo von Borries lobte: „Bemerkenswert präzise und knapp wird anhand deutscher wie spanischer Literatur erläutert, dass die schulischen Richtlinien – der lebhaften, langjährigen öffentlichen Debatte zum Trotz – bei der Behandlung der franquistischen Zeit keine klare Position beziehen.“



Das Institut 


Das Georg-Eckert-Institut betreibt anwendungsbezogene und multidisziplinäre Schulbuch- und Bildungsmedienforschung mit einem kulturwissenschaftlich-historischen Schwerpunkt. Zudem berät es nationale wie internationale Bildungspolitiker, -praktiker und -organisationen. Das Institut koordiniert und vermittelt außerdem in internationalen Schulbuchangelegenheiten. Es verbindet Forschung, Forschungsinfrastrukturleistungen und Wissenstransfer. Das Georg-Eckert-Institut ist eine auch international geschätzte außeruniversitäre Einrichtung, die schulbuchbezogene Forschung betreibt und zugleich ermöglicht. Weitere Informationen erhalten Sie hier: www.gei.de


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