Braunschweig. Der Busverkehr steht vor einem technologischen Umbruch: Schritt für Schritt soll die Busflotte der Braunschweiger Verkehrs-GmbH (BSVG) elektrifiziert werden, um den CO2-Ausstoß zu verringern und dazu beizutragen, die Klimaziele zu erreichen. Das wurde am heutigen Donnerstag im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz der BSVG mit der Stadt Braunschweig und dem Regionalverband Großraum Braunschweig bekannt.
Sowohl Oberbürgermeister Ulrich Markurth als auch BSVG-Geschäftsführer Jörg Reincke bedauerten, dass das eigentliche Erfolgsmodell "Emil" nicht fortgesetzt werden könne. Aber der Markt habe sich gegen das Induktionsverfahren entschieden. Man wolle aber die Entwicklung im Auge behalten. Auch der Wasserstoffantrieb sei derzeit noch keine schnell umsetzbare Alternative für den Stadtverkehr, erklärte Markurth.
Jörg Reincke zur Umstellung der Busflotte:
Um sich zukunftsweisend aufzustellen, hatte die BSVG die TU Braunschweig, genauer das Institut für Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanlagen, damit beauftragt, eine Umsetzungsstrategie für die weitere Einführung alternativer Antriebssysteme zu entwickeln. Die TU untersuchte, welche Linienbündel zusammen sinnvoll für den E-Bus-Einsatz umgestellt werden sollten, wie die konkrete Umsetzung gestaltet wird und wie sich das ökonomisch und ökologisch auszahlen kann. Eine vorangegangene Studie der VCDB-GmbH in Dresden hatte den technischen Einsatz von E-Bussen, die teilweise nachts auf dem Betriebshof und teilweise auf der Strecke im Linienverlauf geladen werden, empfohlen. Auch die Studie der TU Braunschweig schlägt vor, die Busflotte der BSVG schrittweise und unter Verwendung von Fördermitteln von Bund und Land zu elektrifizieren.
Die Studie hat den ökologischen Nutzen für die Stadt Braunschweig und die Mehrkosten für die Anschaffung und den Betrieb der Elektrobusse ermittelt. Es werden Mehrkosten in Höhe von 700.000 bis zirka 1.000.000 Euro pro Jahr ausgewiesen. Zur Umsetzung des Konzepts würden insgesamt 57 Solo- und 86 Gelenkbusse benötigt. „Wir schlagen vor, jetzt mit der planerischen Vorbereitung zu beginnen“, sagt BSVG-Geschäftsführer Jörg Reincke. Die Beschaffung der E-Busse und die Umstellung des Systems ist nur mit Fördergeldern möglich. „Voraussetzung sind Fördermittel des Bundes oder vergleichbare Zahlungen der Öffentlichen Hand. Wir stellen uns so auf, dass wir sofort Anträge stellen können, sobald sich Förderfenster öffnen“, so Reincke weiter. Sofern solche Gelder in Aussicht stehen, könnte ab 2021 mit den Planungen begonnen werden. Die Inbetriebnahme der ersten Elektrobusse ist ab 2023 realistisch.
In einem ersten Schritt sollen zunächst 34 neue Busse angeschafft werden. OB Markurth betonte, dass die Tiefbaumaßnahmen, die nötig werden, um die nötige Lade-Infrastruktur zu sichern, erheblich sind. Es müssten insgesamt 36 Ladestationen samt Anschlüssen gebaut werden. Dies könne man keinesfalls im gesamten Stadtgebiet gleichzeitig leisten.
Auch Lärmschutz spielt eine Rolle
Wie wichtig dieser Schritt jetzt ist, zeige der Erlass der „Clean-Vehicle-Richtlinie“ der EU vom vergangenen Jahr. Sie schreibt zur Umsetzung der Klimaziele bei Neuanschaffungen eine Quote von alternativ angetriebenen Bussen vor. Zwischen 2021 und 2025 liegt sie bei 45 Prozent, zwischen 2026 und 2030 bei 65 Prozent. „Neben dem Umweltschutz erhöhen die E-Busse auch die Lebensqualität der Braunschweiger. Der Busverkehr als Lärmquelle wird zum Wohl der Anwohnerinnen und Anwohner, besonders in den innerstädtischen Bereichen, deutlich gemindert“, so Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer.
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