Corona-Schnelltests sollen die Besuchsmöglichkeiten in Pflegeheimen erhöhen

Die Einsatzgebiete dieser Antigen-Tests sind allerdings begrenzt. Auf keinen Fall sind sie für den Hausgebrauch gedacht.

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Dr. Gerhard Wermes (li.) demonstriert, wie der Schnelltest funktioniert. Mit dabei: Sozialdezernentin Dr. Christine Arbogast und Prof. Dr. Dr. Wil­fried Bautsch, Chefarzt Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum.
Dr. Gerhard Wermes (li.) demonstriert, wie der Schnelltest funktioniert. Mit dabei: Sozialdezernentin Dr. Christine Arbogast und Prof. Dr. Dr. Wil­fried Bautsch, Chefarzt Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Neben den regulären Corona-Tests, den sogenannten PCR-Tests, die in einem Labor ausgewertet müssen, was in der Regel ein bis zwei Tage dauert, lässt sich der Virus in vielen Fällen auch mit einem Antigen-Schnelltest nachweisen. Dessen Möglichkeiten aber auch seine klaren Grenzen zeigte die Stadt Braunschweig am heutigen Freitag in einem Pressegespräch auf.



Man wolle die Möglichkeit nutzen, um einige Missverständnisse aufzuklären, betonte Sozialdezernentin Dr. Christine Arbogast. So seien diese Tests definitiv nichts für den Hausgebrauch. Zwar bekomme man das Ergebnis binnen einer halben Stunde direkt vor Ort, doch sei für die Durchführung Fachwissen von Nöten. Pflegekräfte in Heimen, die diese Tests anwenden wollen, würden derzeit im Klinikum Braunschweig entsprechend geschult.


Einsatz in Pflegeheimen und Arztpraxen


Anfang der Woche sei eine Verordnung des Bundes erlassen worden, die den Umgang mit den Antigen-Tests regelt. So sollen diese vor allem in Pflegeheimen eingesetzt werden, um den Bewohnern mehr Besuche zu ermöglichen. Nicht nur die Pflegekräfte könnten sich regelmäßig testen lassen, sondern auch die Besucher. Allerdings müssten die Heime hierfür ein Konzept vorlegen. Auch für das Personal von Arztpraxen seien die Tests geeignet. Derzeit liegen dem Gesundheitsamt etwa 20 Konzepte von Heimen und Praxen vor, von denen etwa fünf genehmigt wurden, berichtete Dr. Gerhard Wermes, Leiter des Gesundheitsamtes.

Dr. Gerhard Wermes zu den Möglichkeiten der Schnelltests:


Dr. Gerhard Wermes, Leiter des Gesundheitsamtes.
Dr. Gerhard Wermes, Leiter des Gesundheitsamtes. Foto: Alexander Dontscheff


Für die Krankenhäuser seien die Antigen-Tests allerdings keine Alternative, erklärte Prof. Dr. Dr. Wil­fried Bautsch, Chefarzt Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum. Im medizinischen Bereich vertraue man auf die sichereren PCR-Tests. Und ein Besuchskonzept aufgrund der Schnelltests wäre zu aufwändig. Dafür gebe es zu viele Patienten. Wenn diese alle Besucher empfangen wollten und diese getestet werden müssten, würde das zu viel Personal binden, so Bautsch. Eine automatisierte Testauswertung gebe es leider noch nicht.

"Die Grenzen immer mitdenken"


Ein weiterer Nachteil der Schnelltests wurde bereits angesprochen: die Zuverlässigkeit. "Antigen-Tests können PCR-Tests nicht ersetzen, wohl aber ergänzen", erklärt Prof. Bautsch. "Ein PCR-Test schlägt nämlich auch schon bei einer sehr geringen Virusmenge im Rachenraum an. Diese Personen bleiben bei einem Antigen-Test in vielen Fällen unentdeckt. Dafür schlägt der Schnelltest mit hoher Wahrscheinlichkeit Alarm, wenn jemand viel Virus im Rachenraum hat und besonders ansteckend ist. Antigen-Tests bieten sich wegen ihrer Schnelligkeit und einfachen Handhabung für Einrichtungen an, die kein eigenes Labor haben und schnell ein Ergebnis brauchen. Allerdings sollten die Grenzen dieses Tests immer mitbedacht werden", gibt der Chefarzt zu bedenken.

"Test-Tourismus verhindern"


Die Schnelltests seien lediglich ein ergänzendes Instrument und keinesfalls ein Ersatz für den Schutz durch Masken oder Lüftungskonzepte, betonte Christine Arbogast. Ein Problem könne auch die Verfügbarkeit auf dem Markt werden. Im Fachhandel koste ein Test 7 bis 13 Euro. Auf dem freien Markt würden aber schon deutlich höhere Preise verlangt. Die Pflegeheime und Arztpraxen können die Kosten mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen, erklärte Gerhard Wermes. Allerdings seien die Kontingente begrenzt. Was man verhindern wolle, sei ein sogenannter Test-Tourismus. Das heißt, dass Personen, die sich kostenlos testen lassen wollen, mal eben einen Verwandten im Pflegeheim besuchen. Die Heime sollen darauf ein Auge haben.


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