Dunkle Vergangenheit: Dieser Braunschweig-Teppich bleibt im Verborgenen

Aktuell wird über den Wollermann-Teppich in der Dornse diskutiert - doch es gibt noch einen weiteren Teppich im Besitz der Stadt, von dem nur wenige wissen...

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Nicht nur in der Dornse gibt es einen Wollermann-Teppich.
Nicht nur in der Dornse gibt es einen Wollermann-Teppich. | Foto: regionalHeute.de; sw. Abbildung Phoenix aus der Asche, Katalog zur Ausstellung Karl Wollermann, 1959.

Braunschweig. Erst am Mittwoch berichtete regionalHeute.de über die neue Diskussion zum Prunkteppich in der Dornse. Wegen seiner dunklen Vergangenheit soll nun über seinen Verbleib entschieden werden. Bei der Recherche sind wir allerdings noch auf einen weiteren Teppich des Künstlers Karl Wollermann gestoßen, der sich im Besitz der Stadt befindet. Diesen kennen nur die wenigsten.



Um den bisherigen Verlauf zusammenzufassen: In der Dornse, der "Guten Stube" der Stadt, hängt ein metergroßer Teppich des Künstlers Karl Wollermann. Dieser ist bei jedem städtischen Empfang gut sichtbar. Der Teppich selbst präsentiert Wahrzeichen der Stadt, das farbliche Zusammenspiel formt einen Löwenkopf. Das ist soweit kein Problem. Anders sieht es allerdings mit der Vergangenheit des Künstlers Karl Wollermann aus, der den Teppich im Auftrag der Stadt anfertigen ließ.

Karl Wollermann war Mitglied der NSDAP und spielte eine aktive Rolle in der nationalsozialistischen Kunstszene. Er war nicht nur in der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg engagiert, die von Hitler unterstützt wurde, sondern auch in der Produktion von Kunstwerken für NS-Veranstaltungen. Als "Landesleiter der Reichskammer der bildenden Kunst Gau Franken" war er an der Umsetzung von Kunstausstellungen im Sinne der Nazi-Ideologie beteiligt. Zudem war er in die Beraubung von jüdischem Eigentum involviert.

Die Teppich-Frage


Auch wenn der Teppich erst nach dem Krieg entstanden ist - es heißt, er soll 1959 geschaffen worden sein - befürchtet man, dass der Künstler durch die Ausstellung des Werks eine unethische Erhöhung erfahre. So gibt es bereits jetzt ein Hinweisschild, welches über den Sachverhalt aufklären soll. Ein Symposium möchte nun darüber entscheiden, wie man zukünftig mit dem Teppich umgehen möchte. Es wäre denkbar, dass er sogar ganz von der Bildfläche verschwindet.

Ganz so wie ein weiteres Werk des Künstlers. Denn: Es gibt noch einen weiteren Wollermann-Teppich, der sich im Besitz der Stadt befindet. Dieser wird allerdings nicht gezeigt.

Noch ein Wollermann-Teppich?


"Phoenix aus der Asche" - so lautet der Name dieses weiteren Exemplars. Ebenfalls von der Nürnberger Gobelin-Manufaktur hergestellt, zeigt der 2,4 mal 4 Meter große Wandteppich die symbolische Auferstehung Braunschweigs (aus der Asche) nach dem Bombenangriff vom 15. Oktober 1944. Er soll ursprünglich für den großen Ratssaal der Stadt bestimmt gewesen sein.

Dort kam er allerdings nie an, wie die Stadt Braunschweig auf Anfrage von regionalHeute.de mitteilt. Der Teppich sei nachweislich zuletzt vom 15. Februar bis 15. März 1959 im Rahmen der Ausstellung "Karl Wollermann" im Städtischen Museum Braunschweig ausgestellt gewesen. In einem öffentlichen Gebäude sei er bislang nicht gezeigt worden.

Nun bleibt der Phoenix unter Verschluss. Die Stadt geht davon aus, dass sich der Teppich im städtischen Depot befindet - dies habe sich kurzfristig allerdings nicht überprüfen lassen.

Dies ist eine schwarz-weiß Abbildung des Teppichs
Dies ist eine schwarz-weiß Abbildung des Teppichs "Phoenix aus der Asche". Foto: Nr. 49 Phoenix aus der Asche, Katalog zur Ausstellung Karl Wollermann, 1959


Warum sind die Teppiche jetzt so wichtig?


Der Wollermann-Teppich hängt schon eine gefühlte Ewigkeit in der Dornse. Auf etlichen Fotos von Empfängen ist er zu sehen. Warum soll jetzt darüber entschieden werden? Diese Frage stellten wir der Stadt ebenfalls. Die erklärte: "Es war ein Symposium zur Kunst der NS-Zeit in Braunschweig geplant. Dabei sollten auch Arbeiten von Karl Wollermann berücksichtigt werden. Zudem hatten sich zwei Bürger an die Stadtverwaltung gewandt, die auf die problematische Biografie von Karl Wollermann aufmerksam machten. In der Tat wirft der Teppich viele Fragen auf. Die Stadtverwaltung wird diesen im Rahmen des Symposiums nachgehen."


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