Einblicke in die Arbeit der Drogenfahndung

von Robert Braumann


| Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Observation von Verdächtigen, Hausdurchsuchungen, Kokain in Bananenkisten - für den Leiter der Braunschweiger Drogenfahndung Stefan Weinmeister der ganz normale Arbeits-Wahnsinn. Seit 1998 hat er sich in der Löwenstadt dem Kampf gegen Drogen verschrieben - regionalHeute.de hat er einen Einblick in seine Arbeit gewährt. 

"Von den Drogen bin ich irgendwie nie wieder weggekommen", sagt Weinmeister und lacht - wer sich einmal dem Kampf gegen die Betäubungsmittel verschrieben hat, der bleibt meist dabei. "Für mich bringt der Beruf einen ganz besonderen Reiz mit sich, wir arbeiten sehr täterorientiert und haben den ganzen bunten Strauß an Verfahren und Ermittlungen, so gibt es bei der Arbeit ein sehr breites Spektrum." Hausdurchsuchungen, Observationen, verdeckte Einsätze, die Arbeit mit einem Team, um den Tätern Schritt für Schritt auf die Schliche zu kommen, das ist abwechslungsreich und treibt viele an, berichtet er. Ziel sei es immer, die großen Händler zu ermitteln und zu schnappen, natürlich werden aber auch die kleineren Vergehen verfolgt.

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Stefan Weinmeister, Foto: Robert Braumann



"Ich vergleiche das Ganze immer gerne mit einem Langstreckenlauf, am Anfang sind wir ganz weit hinten, doch Stück für Stück arbeiten wir uns ran, bis wir dann zuschnappen können." Weinmeister ist vor einigen Jahren in den Innendienst gewechselt und hat damit auch viel Schreibtischarbeit zu erledigen. "Besonders im Bereich der Handyauswertungen ist es deutlich mehr geworden. Wir gehen die Chat-Protokolle von mutmaßlichen Tätern durch und suchen nach Schlagworten. Manchmal fallen dann schon um die 10.000 PDF-Seiten an, die durchgesehen werden müssen und häufig lohnt es sich."

Drogen im Darm


In Braunschweig gäbe es zwei größere Drogen-Umschlagsplätze. Im Bereich der Friedrich-Wilhelm-Straße würden in erster Linie Afrikaner Marihuana und Kokain verkaufen, die Heroinabhängigen würden sich am Windmühlenberg treffen, erklärt Weinmeister. Die Polizei habe beide Bereiche sehr genau im Blick. Im letzten Jahr gab es in Braunschweig insgesamt 1.250 Strafverfahren in Drogenbereich. Die Verstöße rund um Cannabis machen dabei den größten Teil aus. Rund 700 Fälle sind hier angefallen. Leider müsse man aber von einer großen Dunkelziffer in dem Bereich ausgehen, so der Drogenfahnder. Aus der letzen Zeit sei ihm besonders ein Fall in Dibbesdorf im Gedächtnis geblieben, bei dem sich 25 Kilo Kokain in einer Bananenkiste befunden hätten und ein Drogen-Schmuggler, der die "Päckchen" im Darm transportiert habe. "Nach dem Röntgen war uns klar, dass er dort etwas versteckt hatte, er kam dann noch einmal in die Arrestzelle und hat dann versucht, die Drogen im Mittagessen zu verstecken - es gab Suppe und das fiel dann doch recht schnell auf".

Brutales Gewerbe?


Die Drogen gelangen momentan auf ganz unterschiedlichen Wegen in die Löwenstadt. "Die Hart-Drogen-Szene hat sich jahrelang ihren Stoff aus Hannover besorgt, momentan nehmen wir wahr, dass Bremen auf der Drogenlandkarte auftaucht, von dort wird vor allem Heroin geliefert. Marihuana kommt weiterhin ganz klassisch aus den Niederlanden." Bei den chemischen Drogen seien die Herkunftswege nicht eindeutig zu belegen. Was Weinmeister zumindest für Braunschweig nicht bestätigen kann, ist das Bild des gewalttätigen brandgefährlichen Drogendealers. "Natürlich finden wir auch immer mal wieder Waffen, die meisten zeigen sich hier aber schnell eher einsichtig, wenn wir sie erwischen. Das Zeugen bedroht wurden oder ähnliches haben wir nur sehr selten." Man müsse aber auch festhalten, dass die meisten Fälle in Braunschweig nicht die ganz großen Drogenhändler betreffen würden. "Es gibt durchaus Kreise in denen auch die Brutalität und kriminellen Verbindungen durchaus höher sind, dann ermittelt aber meist das LKA und wir arbeiten zu, solch große Verfahren seien alleine dann nicht mehr zu stemmen."

Cybercrime und synthetischen Drogen


Sorgen machen dem Drogenfahnder in den letzten Jahren vor allem die synthetischen Drogen, bei denen niemand etwas über die Spätfolgen wisse. Da sind Jugendliche in die Oker gesprungen oder durch Zäune gerannt und haben sich Brüche zugezogen, als sie im Krankenhaus aufgewacht sind, konnte sie sich an nichts errinnern. "Die Wirkung ist absolut nicht abzuschätzen und wir erleben immer wieder dramatische Fälle, weil diese Dinge trotzdem genommen werden. Dazu müsse man sich auf darauf einstellen, dass Cyrstal Meth den Weg in den Westen finde.

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Crystal Meth, Foto: Polizei



Im Osten sei die Droge schon stark verbreitet und man müsse befürchten, dass sie nach und nach auch hier ankommen könnte. "Dazu hat das Internet den Drogenhandel verändert, viele Dinge können mittlerweile über das Netz geordert werden, dass macht die Ermittlungsarbeit schwierig. Das Thema Cybercrime wird uns sicher in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen", so Weinmeister. Dennoch sieht er Braunschweig auf einem guten Weg: "Wir haben hier keine besonders hohe Drogenkriminalität, gerade im Vergleich mit anderen Großstädten. Es gibt eine enge und gute Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht - das ist ein Grund, warum wir gut dastehen". Weinmeister verspricht: "Wir sind viel draußen und versuchen alles einzudämmen."


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