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Gegen rechten Terror - Über 3.000 folgten dem Aufruf

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Viele Bürger, aber auch regionale und überregionale Persönlichkeiten aus Politik und Vereinswesen positionierten sich heute klar gegen rechte Gewalt. Foto/Video: Marvin König

Braunschweig. Über 3.000 Menschen folgten heute dem Aufruf des Bündnisses gegen Rechts und kamen zu einer Kundgebung mit anschließendem Demonstrationszug gegen rechten Terror zusammen. Neben Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth nahmen auch die Landessozialministerin Carola Reimann und weitere Persönlichkeiten aus Landespolitik, Lokalpolitik und diversen Bündnissen und Vereinen Teil.


"Es ist wichtig, dass die Stadtgemeinschaft aufsteht", so der Sprecher des Bündnisses gegen Rechts, David Janzen, noch vor Beginn der Kundgebung im Interview mit regionalHeute.de. Nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sah Janzen sich jüngst selbst massiven Morddrohungen seitens der rechtsextremen Gruppierung "Adrenalin Braunschweig" ausgesetzt. Der Sprecher eröffnete die Kundgebung mit einer Danksagung: "Danke für die vielen aufmunternden Worte, die ich in den letzten Tagen bekommen habe. Diese Solidarität macht Mut und stärkt mir und meiner Familie den Rücken. Es ist wichtig zu wissen, dass man nicht alleine steht." Er erinnerte aber auch daran, dass viele eben nicht diese Form der Anteilnahme erfahren würden: "Eine wichtige Erkenntnis aus den Morden des NSU von dem jahrelangen Versagen der Behörden bei der Aufklärung war: Hört auf die Betroffenen! Nehmt sie ernst, gebt ihnen eine Stimme und stärkt ihnen den Rücken!"

Tausende gaben den Opfern auf demgut gefüllten Kohlmarkt eine Stimme, jenen, die durch rechts motivierte Gewalt in den letzten 30 Jahren ums Leben kamen - die offiziellen Zahlen sind umstritten, da die Definition von politisch motivierter Gewalt in der Strafverfolgung immer noch nicht klar geregelt ist. Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth begrüßt die Menge zu Beginn seiner Rede: "Es macht Mut zu sehen, wie viele Menschen heute hier sind." Zu einem der traurigen Anlässe der Demonstration findet der Politiker deutliche Worte: "Das letzte erschütternde Ereignis war der Mord an Walter Lübcke - das war nicht irgendein Mord. Es war ein perfider, hinterhältiger Mord. Es war regelrecht eine Hinrichtung", so Markurth. Nach Zahlen des Bundesinnenministeriums seien es laut Markurth in den letzten 30 Jahren fast 200 Menschen gewesen, die durch Rechtsterrorismus zu Tode gekommen sind.Der Oberbürgermeister fährt fort: "Nicht nur in rechten Foren, sondern insgesamt in allen sozialen Netzwerken werden diese Taten auch noch bejubelt, die Täter unterstützt und die Opfer verhöhnt - das ist einfach widerlich und nicht hinnehmbar!"

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg


Laut Markurth seien diese Menschen genau das, was die Mütter und Väter des Grundgesetzes niemals wollten: "Sie wollten einen Gegenentwurf zum Nationalsozialismus. Sie wollten einen demokratisch verfassten Staat mit großen Freiheiten, aber mit klaren Regeln, und sie hatten sich damals geschworen: ob Deutschnationale oder Kommunisten - Nie wieder Faschismus auf deutschem Boden, nie wieder Faschismus und Krieg!"

Nach weiteren Ansprachen, unter anderem durch Julia Willie Hamburg von den Grünen im niedersächsischen Landtag und Sebastian Wertmüller von der Gewerkschaft ver.di, setzte sich das Meer aus Fahnen, Transparenten, Trommelklängen und lauten Sprechchören in Bewegung Richtung Domplatz. Vorbei an den unzähligen Cafés und Geschäften der Innenstadt, deren Angestellte und Gäste teils verdutzt, teils begeistert aus ihren Ladenlokalen schauten - oder sich einfach anschlossen. Bemerkenswert war sicher auch die Vielfalt der mitlaufenden Personen. Fahnen der SPD, der Grünen, der BIBS-Fraktion, der Linken sowie den Jugendorganisationen dieser Parteien waren ebenso vertreten wie die Gewerkschaften IG-Metall und ver.di, gefolgt von der Flagge der Falken und der Antifaschistischen Aktion. Junge und Alte, Anzugträger und Punks marschierten Seite an Seite laut, aber friedlich durch die Innenstadt. Die Polizei wirkte insgesamt entspannt - sie musste nicht einschreiten.

Braunschweig ist aufgestanden gegen rechten Terror


Wieder am Kohlmarkt angekommen gab Sebastian Wertmüller erstmals die Zahl der Mitstreiter bekannt - über 3.000 seien es inzwischen, die aus der Schuhstraße zurück auf den Kohlmarkt zur Abschlusskundgebung strömten. Auf der kleinen Bühne auf dem Kohlmarkt sprachen nun Adama Logosu-Teko, Bürgermitglied im Ausschuss für Integrationsfragen der Stadt Braunschweig, Madina Rostaie von der Flüchtlingshilfe Refugium, die Leiterin der Trans*Lions Andrea Ottmer sowieeine Vertreterin der Frauen- und Lesbengruppe Zami und das Bündnis Seebrücke Braunschweig. Während dieser letzten Ansprachen wird vieles noch einmal deutlich - im Fokusstanden nicht nur die extremistischen Gewalttaten, sondern auch die Rhetorik der AfD, welche den nationalistischen Gewalttätern laut ver.di kontinuierlich das rassistische und demokratiefeindliche Fundament liefere. Wer Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken lasse, löse so keines der Probleme vor Ort - er mache sich nur zum Mörder. Dieser Zusammenhang werde mehr als einmal deutlich gemacht. Die Kundgebung endete am Abend, wie sie begonnen hatte - friedlich und bei perfektem Wetter.


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