Kita braucht dringend neue Bleibe: Kommt Lösung schneller als gedacht?

von Christina Balder




Braunschweig. Es ist kein Protestmarsch, sondern ein Marsch der Verzweiflung, den die Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte "Sieben Zwerge" am Freitag unternehmen. Jedem, dem sie begegnen, drücken sie Flyer in die Hand: "Die Sieben Zwerge suchen ein neues Zuhause". Der Kita sind am Mittwoch die Räumlichkeiten gekündigt worden, doch die dreimonatige Kündigungsfrist sei zu kurz, um etwas Neues zu finden, fürchten die Eltern. Politik und Vermieter arbeiten an einer Lösung. 

Seit 29 Jahren ist die Elterniniative "Sieben Zwerge" in der Wolfenbütteler Straße zuhause. Nun kam die Kündigung vom neuen Vermieter. "Die Dreimonatsfrist ist rechtlich okay", sagt Sina von Conta, eine der Mütter, die am Freitag mitgezogen sind. "Aber praktisch ist es für eine Kindertagesstätte unmöglich, in der kurzen Zeit zu finden, was den Anforderungen entspricht und dann auch noch rechtzeitig genehmigt ist."



"Der gewerbliche Markt ist ziemlich dicht", beklagt Elisa Menzel. "Und wer will denn einen Kindergarten? Kinder sind laut, fahren Bobby-Car und brauchen Platz." 15 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren werden in der Kita von fünf Angestellten betreut. Die Kinder auf andere Tagesstätten zu verteilen, kommt für die Eltern nicht infrage. "Wir wollen, dass sie zusammenbleiben", sagt Kirsten Meyer, die Erste Vorsitzende des Vereins.

Nach dem ersten Schrecken ist in der Elterninitiative Aktionismus ausgebrochen. Mit dem Sozialdezernenten Ulrich Markurth haben sie schon gesprochen und am Freitag führte sie ihr Marsch zum Bürgercafé von Hennig Brandes, CDU. Denn der neue Vermieter ist einer seiner Parteifreunde - der Ratsherr Sebastian Kretschmann. "Wenn die CDU sich Familienfreundlichkeit auf die Fahnen schreibt, muss da doch was zu machen sein", sagt Kirsten Meyer. Ihnen geht es nicht darum, in den bisherigen Räumen zu bleiben. Sie wollen vor allem Hilfe bei der Suche nach einem neuen Ort und etwas Zeitaufschub.

Brandes reagiert prompt: Er wisse auch erst seit gestern von der Kündigung und direkte Handhabe habe er natürlich nicht. "Ich bin aber überzeugt, dass sie da eine verlässliche Lösung finden lässt", sagt er den Eltern und verspricht, zu vermitteln. Sofort ruft er bei Sebastian Kretschmann an.



Dieser verteidigt seine Entscheidung. "Ich bin weder doof, noch bin ich ein politischer Selbstmörder", sagt Kretschmann. Er habe sich für den Schritt entschieden, als er die Räumlichkeiten gesehen habe. "Die Immobilie ist für eine Kita nicht geeignet", sagt er. Auch die Eltern geben ihm Recht: "Wir würden heute keine Genehmigung mehr für keine Kindertagesstätte in diesen Räumen bekommen", bestätigt Sina von Conta - dennoch besteht die alte Genehmigung noch. Kretschmann habe Architekten die Räume gezeigt, "und auch die konnten gar nicht fassen, dass da Kinder drin sind."

Er könne verstehen, dass die Eltern unglücklich sind, sei aber an einer einvernehmlichen Lösung interessiert. Wenn bis Ende August keine neuen Räume gefunden sind, "dann dauert es eben länger", sagt er. Kein Kind werde vor die Tür gesetzt. Auch er habe schon mit Markurth gesprochen, dessen Abteilung bei der Suche helfen werde, er habe mit anderen Immobilienbesitzern gesprochen - "und es sieht so aus, als könnte es da bald eine Lösung gebe", sagt Kretschmann. Er tue schon deutlich mehr, als er als Vermieter müsste, und wünsche sich von den Eltern "etwas mehr Selbstreflexion in Bezug auf die Räume".

Eine neue Unterkunft für die Kita müsste mindestens über einen Gruppenraum mit 35 Quadratmetern verfügen, eine Küche, einen Ruhe- und einen Garderobenraum haben sowie ein Zimmer für die Mitarbeiter, und sie braucht ein Außengelände von 180 Quadratmetern. Wer ein solches Objekt zur Verfügung hat, wird gebeten, sich bei der Elterninitiative zu melden. Sie ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse kontakt@siebenzwerge-ev.de.


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