Kein Blankoscheck für das Bad Gliesmarode durch den Rat

Die Fachausschüsse sollen sich zunächst dem Thema annehmen. Die CDU kritisiert erneut Versäumnisse der Verwaltung.

von


Archivbild.
Archivbild. | Foto: regionalHeute.de

Braunschweig. Als Ratsherr Udo Sommerfeld in der Ratssitzung am gestrigen Dienstag das Wort zum Thema "Waffenverbotszone" ergriff, ertönte plötzlich von draußen eine gewisse Störkulisse. Doch Trillerpfeifen und Rasseln galten nicht etwa dem Vorsitzenden der Gruppe Die FRAKTION.BS, sondern sollten den Protest gegen die Schließung des Schwimmbades in Gliesmarode ausdrücken. Allerdings war dieser Punkt zu dieser Zeit längst abgehakt.



Die BIBS-Fraktion hatte beantragt, der Rat solle sich in einer Resolution für den langfristigen Erhalt des Gliesmaroder Bades aussprechen und die Verwaltung bitten, die notwendigen Maßnahmen dafür zu ergreifen. Nach der Vorstellung des Antrags durch Ratsfrau Silke Arning, die vorschlug, Geld beim Flughafen einzusparen, meldete sich lediglich SPD-Ratsherr Christoph Bratmann zu Wort. Dieser betonte zwar, dass das Bad gebraucht werde, der Antrag solle aber zunächst in die Fachausschüsse verwiesen werden. Dieser Antrag wurde bei drei Gegenstimmen mit breiter Mehrheit angenommen.

Bad hat Berechtigung


In Form von Pressemitteilungen liegen derweil Stellungnahmen der SPD- und CDU-Fraktion vor. „Klar ist, dass das Bad in Gliesmarode beliebt ist und seine Berechtigung hat. Deshalb wollen auch wir, dass dieses Bad erhalten bleibt“, erklärt Christoph Bratmann, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion Braunschweig hierzu. „Jetzt gilt es, in den Fachausschüssen zu prüfen, unter welchen Bedingungen angesichts der aktuell herausfordernden Haushaltslage ein Weiterbetrieb und eine Sanierung umsetzbar wären. Da hierzu noch keine seriösen Zahlen vorliegen, muss diese Diskussion zunächst in den Ausschüssen geführt werden.“

Es sei unredlich, ohne entsprechende Fakten Versprechungen zu machen, so Bratmann: „Wir können dem Bad natürlich keinen Blankoscheck ausstellen, da wir stets gesamtstädtische Interessen im Blick haben müssen. Dennoch ist es wichtig, sich als größte Fraktion im Rat nun entsprechend zu positionieren und die Beratungen zu unterstützen.“

Tür für das Bad Gliesmarode geöffnet


Auch habe die Ratspolitik bereits bei der Initiierung der Stiftung zum geplanten „Haus der Musik“ eine Tür für das Bad Gliesmarode geöffnet: „Die Stiftung soll nach Möglichkeit in der Lage sein, nicht nur Kultur, sondern auch den Sport zu fördern. Inwiefern dies möglich sein wird, wird derzeit geprüft. Auch diese Ergebnisse gilt es zunächst abzuwarten“, erklärt Bratmann den aktuellen Sachstand.

Auch die CDU spricht sich nicht für den Erhalt des Bades um jeden Preis aus. Ein Weiterbetrieb angesichts der zwingend notwendigen
Sanierung mit städtischen Mitteln halte die CDU wegen der desaströsen Haushaltslage der Stadt für unverantwortlich und setze deswegen weiterhin auf private Initiativen. „Wir befürworten eine Finanzierung durch die Integration des Bades in die Stiftung zum `Haus der
Musik´ von Unternehmer Friedrich Knapp. Wir würden uns sehr freuen, wenn das gelänge, gerade im Sinne der Kinder, die in Gliesmarode weiterhin Schwimmunterricht nehmen könnten“, sagt Maximilian Pohler, Kreisvorsitzender der CDU Braunschweig.

Schuldenlast der Stadt in Höhe von einer Milliarde Euro


Als der Bau der „Wasserwelten“ an der Hamburger Straße im Jahr 2007 beschlossen wurde, sei allerdings klar gewesen, dass neben anderen auch das Bad Gliesmarode aus haushaltspolitischen Gründen nicht weiter von der kommunalen Stadtbad GmbH betrieben
werden könne. „Eine Abkehr von dieser vernünftigen Position und der geltenden Beschlusslage jetzt überhaupt ernsthaft in Betracht zu ziehen, ist angesichts einer bald erwarteten Schuldenlast der Stadt in Höhe von einer Milliarde Euro Wunschdenken. Die Verwaltung um Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und die rot-grüne Ratsmehrheit haben die Stadt in eine finanzielle Situation manövriert, die eine Rettung des Schwimmbades durch die Kommune absolut unmöglich macht“, meint Maximilian Pohler. Die CDU im Stadtbezirksrat Wabe-Schunter-Beberbach hatte in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit BIBS und FDP die Rückführung des Bades in die städtische Verwaltung durch die Stadtbad GmbH als eine Option genannt.

Das Bad Gliesmarode sei seinerzeit nur weiter in Betrieb geblieben, weil New-Yorker-Chef Friedrich Knapp 2014 einen Pachtvertrag mit der Stadt abgeschlossen und die Sanierung sowie den Betrieb finanziert hatte. Der Vertrag endet nun und das Bad soll Ende November
schließen. Bis zum 6. Dezember soll noch Schulschwimmen im Bad stattfinden.

Nicht ausreichende Kapazitäten


„Es ist bedauerlich und unverständlich, dass die Verwaltung es nicht geschafft hat, in den Wasserwelten und im Sportbad Heidberg ausreichend Kapazitäten für das Schulschwimmen vorzuhalten. Das hätte angesichts der nicht überraschend kommenden Entwicklung beim Bad Gliesmarode priorisiert werden müssen“, kritisiert Thorsten Köster, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Braunschweig, die aus ihrer Sicht zu späten Anstrengungen der Verwaltung. Zu solchen Vorwürfen äußerte sich die Stadt kürzlich auf Anfrage von regionalHeute.de.


mehr News aus Braunschweig