Letzte Generation verschenkt "gerettetes" Essen aus Supermarkt-Müll

Die Aktion fand in der Innenstadt statt. Wo genau die Lebensmittel herkommen, ist unklar.

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Aktivisten der Letzten Generation verteilen Lebensmittel in der Innenstadt.
Aktivisten der Letzten Generation verteilen Lebensmittel in der Innenstadt. | Foto: Letzte Generation

Braunschweig. Am gestrigen Donnerstagnachmittag versammelten sich Unterstützer der Letzten Generation vor dem Ringerbrunnen in der Braunschweiger Innenstadt, um Lebensmittel zu verteilen. Diese stammen nach Aussage der Aktivisten aus dem Biomüll eines Supermarktes.



Laut Pressemitteilung der Letzten Generation wollte man durch die Aktion mit Passanten ins Gespräch kommen, um über Lebensmittelverschwendung und zunehmende Nahrungsmittelknappheit zu informieren. Angeklagt werde zudem die "Untätigkeit sowie fehlende Ehrlichkeit der Politik", heißt es.

An einem provisorisch aufgebauten Stand wurden Banner und Plakate angebracht, die für die Letzte Generation warben. Dahinter standen: Kisten voller Gebäck, Obst und Gemüse - "kiloweise genießbare Lebensmittel, die sonst im Müll gelandet wären", erklären die Aktivisten.

Tonnenweise Lebensmittel im Müll


Guillemette Marcé (39), die sich an der Aktion beteiligte, erklärte: “Es kann nicht sein, dass tonnenweise genießbare Lebensmittel im Müll landen, während zeitgleich Menschen Hunger leiden. Auch hier in Deutschland können sich viele kein ordentliches Essen mehr leisten. Dass die Regierung es nicht schafft, die einfachsten und logischsten Schritte zu gehen, um diesen offensichtlichen Missstand zu bekämpfen, macht einfach sprachlos.”

Weltweit steige die Anzahl an Menschen, die an Hunger leiden. Durch die Folgen des Klimawandels in Form von Dürren, starken Niederschlägen und anderen Extremwetterereignissen würden immer mehr Menschen – vor allem im globalen Süden – ihre Lebensgrundlagen verlieren. Die Konsequenzen des Klimawandels seien längst auch in Deutschland spürbar, wie beispielsweise der Starkregen und das damit einhergehende Hochwasser im Saarland und Teilen Rheinland-Pfalz, so die Letzte Generation

Derweil würden in Deutschland schätzungsweise jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet, so die Aktivisten. Das entspräche etwa 75 Kilogramm pro Person pro Jahr, "oder noch eindrücklicher: eine LKW-Ladung pro Minute!".

Diese geretteten Lebensmittel wurden verteilt.
Diese geretteten Lebensmittel wurden verteilt. Foto: Letzte Generation


Lebensmittel dürfen nicht entnommen werden


Gegenüber regionalHeute.de räumte die Letzte Generation ein, dass es für die Entnahme der verteilten Lebensmittel keine Genehmigung gegeben hatte: "Menschen haben die verteilten Lebensmittel aus den Biotonnen eines Supermarktes in Braunschweig. Dies ist nicht in Rücksprache mit dem jeweiligen Supermarkt geschehen."

Noch immer würde es aber kein Gesetz geben, dass das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln verbietet und sogenanntes "Containern", also das Retten weggeworfener Lebensmittel, sei nach wie vor strafbar.

Auch Pascal Rietz (29) verteilte mit. Der Aktivist betont: “Supermärkte entsorgen unwidersprochen tonnenweise genießbare Lebensmittel und Menschen, die diese Lebensmittel aus der Tonne retten, werden bestraft. Schon jetzt haben viele mit den höheren Lebensmittelpreisen zu kämpfen, nicht zuletzt auch aufgrund der langanhaltenden Dürre in Spanien. Die Regierung kann doch nicht erst dann einschreiten, wenn die Klimakatastrophe soweit vorangeschritten ist, dass wir anfangen, uns um Brot und Nudeln zu prügeln.”

Keine Anzeige


regionalHeute.de fragte auch die Polizei zu der Aktion an. Die Aktion sei polizeilich im Rahmen der Streife begleitet worden. Wie bei vorherigen Versammlungen sei es auch während dieser Aktion zu keinerlei Vorkommnissen gekommen. Eine fristgerechte Anmeldung habe der Stadt Braunschweig vorgelegen.

Das "Containern" sei strafrechtlich tatsächlich als Diebstahl zu bewerten. "Über den Wahrheitsgehalt der Pressemeldung von der letzten Generation lässt sich nur mutmaßen, etwaige Anzeigen wurden bei der Polizei Braunschweig bislang nicht erstattet. Entsprechend werden von hier keine weiteren Maßnahmen initiiert", so die Polizei abschließend.


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