Cannabis legalisieren - das sagt die Drogenberatung

von Robert Braumann


Kiffen ohne Angst vor Strafen? Auf Bundesebene wird weiter über die Legalisierung gestritten – RegionalBraunschweig hat zu dem Thema mit der Jugend- und Drogenberatung Braunschweig gesprochen. Symbolbild: Sina Rühland
Kiffen ohne Angst vor Strafen? Auf Bundesebene wird weiter über die Legalisierung gestritten – RegionalBraunschweig hat zu dem Thema mit der Jugend- und Drogenberatung Braunschweig gesprochen. Symbolbild: Sina Rühland | Foto: regionalHeute.de



Braunschweig. Auf Bundesebene wird seit einigen Wochen über die Legalisierung von Cannabis diskutiert. Zuletzt hatten die wirtschaftspolitischen Sprecher der Union und der Grünen im Bundestag, Joachim Pfeiffer (CDU) und Dieter Janecek (Grüne) in einem gemeinsamen Stellungnahme, bezweifelt, dass eine Kriminalisierung von Besitz und Erwerb noch sinnvoll wäre. RegionalBraunschweig.de, hat sich mit Petra Bunke, Jugend- und Drogenberatung Braunschweig, über das Thema unterhalten.

Grundstein der Diskussion ist im der Entwurf für ein Cannabiskontrollgesetz (CannKG) der Grünen. Dabei geht es um die regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene, einhergehend mit einer Entkriminalisierung. Kindern und Jugendlichen ist der Kauf nach dem Entwurf strikt verboten. "Zwischen ein und zwei Milliarden Euro geben wir in der Folge pro Jahr für die Strafverfolgung von Konsumenten aus, obwohl doch der eigentliche kriminelle Sektor im Zentrum unserer Anstrengungen stehen sollte", heißt es in dem Papier, das Pfeiffer und Janecek gemeinsam verfasst haben. Ein staatlich regulierter Markt würde laut den Politikern dagegen Steuereinnahmen von bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr bringen. Man solle das Geld lieber in Präventionsarbeit fließen lassen. Stellt sich die Frage, wie eigentlich die Jugend- und Drogenberatung Braunschweig, die Diskussion über die Legalisierung bewertet.

Was sagt die Jugend- und Drogenberatung?


Ein zentraler Baustein im Entwurf, wäre eine regulierte Abgabe. Das führt zur ersten Frage an die Jugend- und Drogenberatung Braunschweig. Wie kommen die Konsumenten momentan an die Droge? "Folgende Faktoren spielen zumeist beim Erstkonsum eines Rauschmittels eine Rolle: die Substanz ist verfügbar, es sind Freunde dabei und der oder die Betroffene ist neugierig. Um einen Einstieg in Cannabiskonsum zu verhindern, gilt es also, die Verfügbarkeit einzuschränken, der Neugier durch intensive Prävention zu begegnen und die cannabiskonsumierende Szene zu verkleinern. Cannabis ist derzeit für Jung und Alt ohne Probleme verfügbar. Schon mit fünfzehn Jahren wissen die meisten Jugendlichen, woher sie Cannabis beziehen können. Das hat auch die Braunschweiger Studie, bei der Schüler der zehnten Klassen befragt wurde, wieder bestätigt. Die Verfügbarkeit von künstlichen Cannabinoiden in Kräutermischungen und der Bezug über das Internet verschärfen die Situation noch weiter.", so Petra Bunke, Jugend- und Drogenberatung Braunschweig.

Strafrechtliche Verfolgung als Problem


Dabei sieht die Sozialpädagogin ein ähnliches Problem, wie Pfeiffer und Janecek: "Die strafrechtliche Verfolgung wird immer schwieriger und bindet immer mehr personelle und finanzielle Ressourcen. Die Politik versucht durch Sanktionen, die Verfügbarkeit zu beschränken, Präventionsmaßnahmen werden im Rahmen begrenzter finanzieller Ressourcen durchgeführt und auch die cannabiskonsumierende Szene ist Ziel von Aufklärungsmaßnahmen. Tatsache scheint aber zu sein, dass weniger gesetzliche Grundlagen und Strafverfolgung den Drogenkonsum beeinflussen, als Trends, Wünsche und Bedürfnisse."

Legalisierung als Lösung?


Wofür wäre in diesem Zusammenhang eine Legalisierung die Lösung? "Eine Freigabe suggeriert doch erst einmal eine bessere Verfügbarkeit. Die Frage ist, für wen sich die Verfügbarkeit verbessert. Insbesondere die Gruppe der jugendlichen Konsumenten macht uns große Sorgen. Nach unserer Einschätzung sind strukturelle Maßnahmen insbesondere für diese Zielgruppe notwendig. Deshalb würden wir statt über Legalisierung lieber über eine Regulierung sprechen wollen.", so Bunke.



Altersgrenze bei 21 Jahren


Besonders bei der Altersfreigabe müsse man genau hinschauen. "Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die massiven gesundheitlichen Schädigungen bei jugendlichen Cannabiskonsumenten wie Beeinträchtigung der Hirnentwicklung, schnellere Abhängigkeitsentwicklung, und der Entwicklung von psychischen Erkrankungen, sollte bei einer staatlich kontrollierten Cannabisfreigabe die Altersfreigrenze möglichst weit oben liegen, nicht bereits bei der Volljährigkeit mit 18 Jahren, sondern eher bei 21 Jahren.", sagt die Einrichtungsleiterin



Positives Image relativieren


Die Maßnahmen der letzten Jahre im Bereich Alkohol und Nikotin könnten laut Bunke, dabei als Beispiel für den Jugendschutz und der Prävention dienen. Die Erfolge, die hier durch die Verknüpfung von Steuererhöhungen, aktiver Wahrnehmung des gesetzlichen Jugendschutzes (Testkäufe), Zugangsbegrenzungen (Umbau von Zigarettenautomaten), Nichtraucherschutz in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden mit einer zeitgemäßen Präventionsarbeit erzielt wurden, sollten dazu ermutigen, die Diskussion um Cannabis zu öffnen und gegebenfalls auch die Änderung der gesetzlichen Grundlagen mit einzubeziehen. "Es könnte dadurch vielleicht gelingen, den Konsum von Cannabis zu entmythologisieren und das bei Jugendlichen positive Image zu relativieren."



Verstärkung der Präventionsarbeit


Doch die Einrichtungsleiterin sieht noch viel Arbeit: "Eine Regulierung in diesem Bereich sollte nicht nur eine kontrollierte Abgabe umfassen, sondern auch eine enge Verzahnung mit dem Suchthilfesystem, also qualifizierte Beratung und ausgeweitete Behandlungsmöglichkeiten für abhängige Konsumenten. Zudem wäre eine verstärkte Unterstützung und Bildung nötig, wenn es um die Entwicklung von Perspektiven und das Erstellen und Einhalten von Regeln zur Selbstbegrenzung geht. Deshalb sollte die geführte Diskussion nicht ohne Berücksichtigung der Bildungspolitik und eine Verstärkung der Präventionsarbeit geführt werden." Sie schließt das Gespräche mit folgender Stellungnahme: "Die Jugend- und Drogenberatung hat großes Interesse an einer grundlegenden Diskussion unter Beteiligung von Politik, Legislative und Exekutive, Gesundheitswesen und Forschung. Die Erkenntnisse internationaler Studien und die Erfahrungen und Perspektiven der verschiedenen Bereiche sollten zusammengeführt werden, um zu einem zukunftsorientierten und tragfähigen Weg zu finden."


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