Nox baut Ängste ab




Braunschweig. Border Collie Nox ist der Liebling von Kindern und Mitarbeitern in der neuropädiatrischen Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Braunschweig. Kein Wunder, denn wer dem Hund in die tiefbraunen Augen schaut, schmilzt förmlich dahin.

Nox ist aber nicht nur niedlich. Nox ist hier im Dienst, fast täglich. Stolz trägt er seine neongelbe Arbeitsweste. Mehr noch: Deutschlandweit ist der Rüde der erste Therapiehund, der regelmäßig in einer EEG-Abteilung tätig ist und dem Krankenhaus zudem auch noch gehört. "Nox kann wunderbar Brücken bauen zwischen unseren jungen Patienten und den Ärzten beziehungsweise Psychologen, denn er baut Ängste ab", erläutert "Frauchen" Dr. Antje Mey. Bei der Oberärztin der Kinderklinik lebt der Therapiehund auch nach Dienstschluss. Der anderthalb-jährige Rüde sei extrem ruhig und unterwürfig, so Dr. Antje Mey weiter. Er habe kein Dominanz- und Territorialverhalten, das mache ihn für die Arbeit mit Kindern so wertvoll. "Er hat den sogenannten ,Will to please', den Willen zu gefallen." Auch der Chefarzt der Kinderklinik, Prof. Dr. Hans Georg Koch, ist begeistert.

Geduldig lässt sich der Border Collie von jedem anfassen und streicheln, auch wenn es mal ruppiger zugeht. Er liegt mit den Kindern auf dem EEG-Bett, so dass die jungen Patienten schnell entspannen können. Nox steht den Kindern aber auch bei der Blutentnahme bei - und transportiert die Blutprobe anschließend in den Täschchen seiner Arbeitsweste zur Weiterbearbeitung. Der Therapiehund ist derart diszipliniert, dass er erst spielt oder uriniert, wenn ihm zuvor seine Arbeitsweste abgenommen wurde.

Voraussetzung für diese Fähigkeiten sind: Veranlagung und eine spezielle Ausbildung. Letztere erfolgte im Servicehundzentrum Rostock. Hundeausbilder und -trainer Ulrich Zander hatte den kleinen Welpen dort mit acht Wochen unter seine Fittiche genommen. Im ersten Lebensjahr ging es vor allem darum, dass Nox Ruhe einhielt, auf Menschen zuging und sich gern anfassen ließ. Später wurde er speziell darauf trainiert, sich auch gegenüber Kleinkindern völlig ruhig zu verhalten, trotz Kindergeschrei oder auch mal etwas ruppigeren Übergriffen.

Insgesamt 380 Ausbildungsstunden umfasst so ein Programm. Im vergangenen Februar legte Nox die Therapiehundeprüfung ab - mit Erfolg. Alles andere wäre auch fatal gewesen: "Die Hunde dürfen bei der Prüfung nicht durchfallen, sonst sind sie raus", macht Dr. Antje Mey deutlich. Dann wäre ein kleines Vermögen im Wert von 15.000 bis 25.000 Euro, das solch eine Hundeausbildung kosten kann, schnell für die Katz.

Bei Nox hat der Förderverein des Klinikums Braunschweig die Ausbildung bezahlt. Vorsitzende Christine Wolnik: "Wir haben dankenswerterweise nur 7.500 Euro, einen Sonderpreis, bezahlen müssen. Aber wir benötigen weitere Spenden um die Finanzierung nachhaltig zu sichern." Einmal im Jahr muss der Therapiehund zur Nachschulung nach Rostock. "Sonst könnten sich im Laufe der Zeit auch bei Nox unerwünschte Verhaltensweisen wieder einschleifen", erklärt Dr. Antje Mey. Die Einsatzmöglichkeiten von Therapiehunden sind der Oberärztin durch einen Epilepsie-Meldehund deutlich geworden. Dass Therapiehunde in Gesundheits- und Altenpflegeeinrichtungen eingesetzt werden, ist schon länger Alltag. Aber in der Regel werden sie nur stunden- oder tageweise über externe Anbieter gebucht. Mit Nox hat das Klinikum Braunschweig als erstes Krankenhaus einen eigenen Therapiehund. Aufgrund der hohen Hygienestandards in Krankenhäusern darf der Hund auch nur in der Ambulanz, nicht aber im stationären Bereich der Kinderklinik eingesetzt werden.

Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin übernimmt mit ihren 90 Betten die stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Region Braunschweig. Es werden pro Jahr etwa 6000 Patienten stationär und ca. 10.000 Patienten ambulant behandelt. Angeboten wird das gesamte Spektrum einer Klinik der Maximalversorgung und die Behandlung aller Erkrankungen des Neugeborenen-, Kindes- und Jugendalters.


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