Philosophischer Abend im Klinikum: Kooperation oder Konkurrenz?


Es wurde viel philosophiert und diskutiert. Symbolfoto: Pixabay
Es wurde viel philosophiert und diskutiert. Symbolfoto: Pixabay | Foto: Pixabay

Braunschweig. Ein anregender Abend in neuer Umgebung. So hätten die ungefähr 100 Teilnehmer der Podiumsdiskussion den Wissenschaftsabend am gestrigen Dienstag erlebt. Es war der 6. philosophische Abend zum Thema "Materie und Geist – Konkurrenz oder Kooperation". Das gab das KOLLEG 88 in einer Pressemitteilung bekannt.


Der Saal des Bildungszentrums Klinikum Braunschweig habe sich als hochmoderner Austragungsort für philosophische Streitgespräche entpuppt und auch die technischen Rahmenbedingungen seien perfekt gewesen.

„Lebewesen sind Opportunisten“, verkündete der umstrittene Evolutionsbiologe Prof. Ulrich Kutschera. Sie kämpften um begrenzte Ressourcen wie zum Beispiel Nahrung. Dabei konkurrierten sie mit anderen Populationen, aber innerhalb des eigenen Clans gelte das Prinzip der Kooperation, vor allem bei der Aufzucht ihrer Nachkommen.

Mörderische Kriege statt sportlichem Wettkampf


Sozialphilosoph Prof. Günther Mensching überraschte mit einer neuartigen Auffassung der Bedeutung menschlicher Arbeit. Die Agrargesellschaften des Mittelalters dienten nur der Selbstversorgung. Arbeitsteilung sei eigentlich eine Kooperation, und dahinter stehe der Staat oder die Kirche. Das Individuum befreite sich von dieser Bevormundung. Erst durch das Erwirtschaften von Überschuss entstand Konkurrenz, das Geld wurde vom Tauschmittel zum Kapital.

Das Ziel ist der Profit, aber die Produkte sind Eigentum des Produzenten. Der Arbeiter besitzt nur seine Arbeitskraft, die er als Ware verkaufen muss. Im Konkurrenzkampf um Absatzmärkte und Rohstoffe entstehen mörderische Kriege, das ist kein sportlicher Wettkampf. Im ersten Weltkrieg ging es um Kolonien, im zweiten nur noch um die Vernichtung der Konkurrenten. Mensching schloss mit der Frage: Was ist gegen die katastrophalen Folgen der ungehemmten Konkurrenz zu tun?

Moderator Prof. Jochen Hinz versuchte, zwischen beiden Positionen zu vermitteln. „Konkurrenz ist gesellschaftlich gemacht, nicht biologisch vorgegeben“, meinte er. Die negativen Tendenzen aus dem Tierreich könnten überwunden werden, indem zum Beispiel Firmen, die dem Allgemeinwohl dienen, steuerlich begünstigt würden.


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