Braunschweig. In einer Pressemitteilung des ADFC Braunschweig forderte der Fahrradverband kurzfristig mehr Platz für die Radfahrer in Braunschweig zu schaffen. So sei das Autoverkehrsaufkommen nach den Lockerungen lediglich auf 75 Prozent des Vor-Corona-Wertes gestiegen. Der ADFC Braunschweig fordert deswegen die Verbände und die Politik dazu auf, "mehrere Straßen für den Fuß- und Radverkehr zu öffnen und entlang von Hauptverkehrsstraßen Fahrstreifen zu Radwegen zu markieren" (regionalHeute.de berichtete). In einem Antrag, der in der gestrigen Ratssitzung diskutiert wurde, forderte Die Linke nun die "Entzerrung des Radverkehrs während der Sommerferien". Dabei bezog sich die Fraktion auf die Vorschläge, die der ADFC unterbreitet hatte.
Konkret wurde in dem Antrag gefordert die Güldenstraße, die Lange Straße, die Küchenstraße, den Hagenmarkt, den Bohlweg, den Kennedyplatz, den Bruchtorwall, den Kalenwall und den Gieseler Wall zeitnah - spätestens jedoch bis zum Beginn der Sommerferien - durch Sperrung eines Fahrstreifens in einen Zwei-Richtungsradweg zu wandeln. Außerdem sollte die Casparistraße im selben Zeitraum für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt werden. Ein Teil der Parkplätze sollte in diesem Zuge durch Sitzgelegenheiten umgenutzt werden. Daraufhin sollten die Erfahrungen im September ausgewertet werden und über eine mögliche Weiterführung entschieden werden.
Die Verwaltung begrüßt das Engagement zur Förderung des Fuß- und Radverkehres, wie es in einer Stellungnahme heißt. Die Veränderung der Verteilung der begrenzten Verkehrsflächen im Stadtgebiet zugunsten des Fuß- und Radverkehrs werde auch bei der zukünftigen Verkehrsplanung eine bedeutende Rolle spielen. Dies müsse aber wie bisher auch immer das Ergebnis einer umfassenden fachplanerischen Prüfung und politischen Beratung auf Grundlage konzeptioneller Planungen sein. Die Einschätzung, dass die Radverkehrsanlagen überlastet seien, teile die Verwaltung überwiegend nicht. Das im Fahrradstadtplan dargestellte Radverkehrsnetz biete für eventuelle punktuelle Überlastungen viele Ausweichoptionen an, heißt es weiter. Schon zeitlich seien darüber hinaus die Punkte nicht realisierbar.
Überlegung zu kurzfristig
Nicht nur vonseiten der Verwaltung hagelte es Kritik an dem Antrag der Linken. "Der Radverband macht einen Vorschlag und die Linke macht einen Antrag. Wie soll das so schnell funktionieren?", kritisierte Nicole Palm von der SPD. Da bereits am Donnerstag die Sommerferien beginnen, gebe es da zeitlich keinen Puffer. Ähnlich sah es auch Björn Hinrichs von der CDU: "Die Linke guckt, was jemand sagt und macht dann einen Antrag. Es ist der falsche Zeitpunkt."
Auch aus den Reihen der Grünen und der BIBS gab es keinen Zuspruch für den Antrag. "Normalerweise stimmen wir mit dem Antrag überein und natürlich sind wir dazu auch bereit, den Radverkehr zu privilegieren, aber der Antrag funktioniert nicht an der Stelle. Er ist sehr konkret, das ist wahnsinnig viel. Es handelt sich um sehr große Straßen mit hoher Verkehrsbedeutung für die Innenstadt. Das muss gut vorbereitet werden", so Lisa-Marie Jalyschko von den Grünen. Um das Ganze konfliktfrei abzuriegeln, brauche man mehr als eine Woche. Dennoch könne sie sich vorstellen das Thema nach der Sommerpause noch einmal aufzugreifen. Dr. Wolfgang Büchs von BIBS ärgerte sich derweil darüber, dass die Linke den Antrag eingebracht hätte, als wenn die Diskussion nicht stattgefunden hätte. Überdies stimmte er mit Jalyschko überein. So müssten ganze Kreuzungsbereiche umgestaltet werden und auch gegenläufige Radwege finde er sehr gefährlich. "Wenn da Leute dem Autoverkehr entgegenfahren und in den Gegenverkehr geraten, können schlimme Unfälle passieren. Man kann das überlegen, das muss aber längerfristig sein."
Der Antrag wurde bei drei Fürstimmen abgelehnt.
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