Braunschweig. Am Abend des 17. Aprils 2021 eskalierte ein Streit verfeindeter Clans auf offener Straße im Westlichen Ringgebiet. Bei einer Schießerei wurde auch eine Straßenbahn getroffen und deren Fahrer verletzt. Im Juni dieses Jahres wurden in diesem Fall fünf junge Männer zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt (regionalHeute.de berichtete). Ab dem morgigen Dienstag steht ein weiterer Verdächtiger vor Gericht. Er soll die entscheidenden Schüsse abgegeben haben. Das berichtet das Landgericht in einer Pressemeldung.
Dem 27-jährigen Angeklagten, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Laut Anklage sei es ihm darauf angekommen, mindestens ein Mitglied der verfeindeten Familie zu töten. Demnach sei der Angeklagte einer Gruppe beziehungsweise Familie zugehörig gewesen, die mit einer anderen Familie seit mehreren Jahren im Streit gelegen hätte und verfeindet gewesen sei. Der Konflikt zwischen den beiden Familien sei im Laufe der Jahre eskaliert. Daher hätte er mit weiteren Mittätern beschlossen, mindestens ein Mitglied der verfeindeten Familie zu töten.
Knüppel, Macheten und andere Waffen
Zur Umsetzung ihres Tatplanes hätten sich weiteren Personen mit Gegenständen wie Knüppeln, Macheten und anderen Waffen ausgestattet zu einer Unterführung der Straße Westbahnhof (sogenannte Jokerbrücke) in Braunschweig begeben. Der Angeklagte habe eine scharfe Schusswaffe mit sich geführt. Gegen 22.30 Uhr sei es in Höhe der Luisenstraße/Ecke Hedwigstraße zu dem Angriff der zwischenzeitlich mit zwei Fahrzeugen angekommenen verfeindeten Familienmitglieder gekommen.
Die weiteren Mittäter hätten dabei mit den mitgebrachten Gegenständen den noch fahrenden Opel der anderen Familie angegriffen und beschädigt. Der Angeklagte habe auf den fahrenden Wagen mindestens drei Schüsse abgefeuert. Eine Kugel habe unter anderem den Querträger und die Stoßstange beschädigt. Bei der gezielten Schussabgabe auf den Opel sei eine tödliche Verletzung der Insassen in Kauf genommen worden. Im Anschluss seien die Mittäter auf drei Mitglieder der verfeindeten Gruppe losgegangen. Der Angeklagte habe zudem mehrere Schüsse auf den Zeugen abgegeben, um diesen tödlich zu verletzen. Dabei hätte der Angeklagte auch in Kauf genommen, dass die beiden anderen Gruppenmitglieder von den Schüssen hätten getroffen werden können. Zwei Kugeln hätten die Fassade eines Hauses und eine weitere einen Mülleimer getroffen.
Acht Patronenhülsen gefunden
Darüber hinaus habe ein Querschläger die Frontscheibe einer fahrenden Straßenbahn in Höhe des ArtMax getroffen. Der Straßenbahnfahrer sei durch Glassplitter im Halsbereich und Oberkörper verletzt worden. Die Glassplitter hätten sich in der Straßenbahn befunden. Ein weiblicher Fahrgast mit einem Kleinkind habe sich vor Schreck und zum Schutz auf den Boden der Straßenbahn gelegt. Insgesamt seien am Tatort acht Patronenhülsen der Schusswaffe gefunden und sichergestellt worden.
Fortsetzungstermine sind für den 24., 27. und 28. Oktober, 9. und 22. November, 6. und 28. Dezember sowie 4., 16. und 18. Januar angesetzt.
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