Unaufgeregt und nachdenklich: "Simple Songs" von Michael Strauss

von Christina Balder




Braunschweig. Mit gesellschaftskritischen Texten und Blues-Anklängen hat der Braunschweiger Musiker Michael Strauss sein neues Album gefüllt. "Simple Songs" heißt es und er präsentiert es am 1. Juni bei einem Konzert in der Braunschweiger Michaeliskirche.

"Simple Songs" - der Albumtitel kann in die Irre führen, wenn man ihn auf Englisch liest. Michael Strauss singt nicht auf Englisch, nicht einmal den Titelsong. Der Braunschweiger textet und singt auf Deutsch. So kann man, so muss man den Texten folgen, ob man will oder nicht. Strauss' Musik ist nichts zum Nebenherhören, während man anderen Gedanken nachhängt. Die Texte wollen angehört werden. In ihnen geht es um aktuelle politische Themen ebenso wie um vordergründig private Probleme und Gedanken. Doch beim genauen Hinhören merkt man auch dort: Es ist immer auch der Blick auf das große Ganze. Sogar "Unnahbar", die Geschichte über die schöne 16-Jährige, die immer andere Freunde hatte als das verknallte Lyrische Ich, erzählt am Ende nicht nur von einer nie zustande gekommenen Liebe zwischen Teenagern, sondern auch vom Scheitern der schönen 16-Jährigen.

Fast durchweg nachdenklich sind Michael Strauss' Lieder, einzig bei "A 45" lässt der gebürtige Sauerländer ein wenig mehr Tempo aufkommen und stimmt etwas leichtere Töne an. Und dann sind da wieder Songs wie "Thorsten kann nicht sterben" und "Ihr eigenes Leben". Da singt Strauss über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und über Flüchtlinge in  Deutschland.

Strauss spielt alle Instrumente selbst


In anderen Liedern klingt Strauss' Beruf an, mehr oder weniger explizit kommt Gott darin vor, Religion und Religiosität. In seinem anderen Leben leitet Michael Strauss die Pressearbeit der evangelischen Landeskirche Braunschweig. Vorher hat er als Journalist gearbeitet; den kritischen Blick auf die Welt hat er sich aus dieser Zeit bewahrt. "Hey du (in Berlin)" ist eine direkte Ansprache an Bundespolitiker. Erst einfach eine schlecht gelaunte Anklage, "Mir scheint, viel mehr als ich verstehst du auch nicht, in Berlin", dann zunehmend mitleidsvoller angesichts der Verantwortung und Fraktionszwänge: "Hey du, bitte gib auf dich Acht, da oben in Berlin (...). Mir scheint, es schadet nicht ein Gebet für dich, in Berlin."

Gelegentlich etwas angestrengt wirken Strauss' Verse, wenn er etwa  "Iserlohn" auf "nichts als Hohn" reimt oder "Masar-i-Sharif" auf "lernen intensiv". Das ist gerade in dem ernsten Kontext des Liedes über den Krieg in Afghanistan schade, weil man sich irgendwann mehr über die Reime amüsiert als dem Text zu folgen. Und wie gesagt, das sollte man.

"Simple Songs" ist zwar ruhig und unaufgeregt, aber keine leicht verdauliche Kost. Mit Unterstützung von Gitarren und Mundharmonika (alles von Strauss selbst gespielt) ist ein melancholisches Singer-Songwriter-Album entstanden, das sich durchaus hören lassen kann. Wer aber Musik zum Ablenken oder für den besonderen Schwung beim Fensterputzen sucht, der ist mit Anderem besser beraten.

Am 1. Juni stellt Strauss sein Album im Konzert vor. Er spielt um 18 Uhr in der St. Michaelis-Kirche in Braunschweig, unplugged  und solo. Karten gibt es im Vorverkauf für fünf Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr bei Musikalien-Bartels in der Schlosspassage in Braunschweig. An der Abendkasse kostet ein Ticket acht Euro. Mehr Informationen gibt es unter der Telefonnummer  0531/470 4862.


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