Braunschweig. Zu der für den 12. Januar angemeldeten "#unfällbar-Demonstration" ab der Jasperallee der Bürgerinitiative Baumschutz Braunschweig gab der NABU nun ein Statement ab. Darin erklärt der Naturschutzbund, dass man das Anliegen und die rundum nachvollziehbare, umfassende Argumentationsführung der Bürgerinitiative in vollem Umfang unterstütze. Auch der NABU fordere den Erhalt der alten Bäume und damit auch den durchgängigen Erhalt der bestehenden Allee.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung, dass der durch die Ratsfraktionen von CDU, SPD und FDP herbeigeführte Ratsbeschluss, 87 vitale alte Bäume auf der Jasperallee für einen kosmetischen Eingriff fällen zu lassen, um einen nur kurzzeitig existenten Zustand zu Beginn der 1900er-Jahre wiederherzustellen, nur Kopfschütteln hervorrufen würde und sei aus einer Vielzahl von Gründen abzulehnen.
Man könne nicht nachvollziehen, dass der großflächig für das gesamte Lebensumfeld wirkenden, riesigen, gleich mehrfachen Wohlfahrtswirkung dieser alten Bäume (realer Allee-Charakter, Mikroklima, Sauerstofflieferanten, Feinstaubfilter u.a.m., ebenso als Lebensraum für Tiere) in der politischen Entscheidung offenbar kaum Gewicht beigemessen werde.
Weiter heißt es:
"Die unbestreitbar positive Wirkung der vorhandenen Alleebäume würde nach einer Rodung von den Neupflanzungen erst nach Jahrzenten erreicht werden. Das kann keine Entscheidung zum Wohle der Bürger/innen sein. Und das in Zeiten, in denen das Thema "Klimawandel" offiziell eigentlich auch in der Politik angekommen ist oder zumindest in aller Munde geführt wird.
Dass ein technisch durchaus mögliches sukzessives Nachpflanzen irgendwann abgängiger einzelner Bäume und der damit durchgehende Erhalt einer vorhandenen Allee – was ein Gewinn für alle wäre – statt dessen abgelehnt wurde, kann nicht glaubhaft mit zu hohen Kosten begründet werden. Denn für das vorgesehene Fällen der alten Bäume und dem Neupflanzen von Jungbäumchen sollen statt dessen ja aus den Finanzen der Stadt sagenhafte (vorläufig veranschlagte!) Kosten von rund 400.000 Euro ad hoc verpulvert werden! Eine ganze Allee alter Bäume fällen zu wollen, was zudem sogar noch derart hohe Kosten verursacht, und das alles, obwohl in der Stadt in den letzten Jahren rund 2.500 Bäume verloren gingen, die wegen der Kosten nicht ersetzt wurden.... Für die Logik einer solchen Entscheidung findet man kaum Worte!
Hier statt dessen als Zitat eine treffende, auszugsweise Argumentationsauflistung der BI:
„45 verlorene Bäume des Hagenmarkes wurden bis heute nicht ersetzt. Mindestens 1.300 Bäume haben die starken Stürme der letzten Jahre gekostet. Dazu kommen mindestens 1000 weitere seit der Ära des Ex-OB Hoffmann nicht ersetzte Stadtbäume. 1,2 Millionen €uro würden für Ersatzpflanzungen benötigt, teilte die Stadt 2018 in einer Einwohneranfrage mit. Und trotzdem sollen 392.000 Euro für das Fällen und Ersetzen größtenteils vitaler Bäume auf der Jasperallee verschwendet werden? ... Dazu kommen 44.000 große Waldbäume, die die Flughafengesellschaft aufgrund der Baumfällungen für die Verlängerung ihrer Landebahn ersetzen muss. Sie hat aber keine Mittel und braucht jährlich 4 – 5 Millionen €uro Zuschüsse vom Braunschweiger Steuerzahler. Die 600.000 Baumstecklinge, die sie auf Ausgleichsflächen pflanzen ließ, wurden offensichtlich nie gepflegt und sind alle eingegangen. Die Fläche sieht heute wie eine Trockensteppe aus. Wir brauchen aber nicht nur den Ersatz der vielen verlorenen Stadtbäume und Grünflächen, sondern auch viele wirklich neue Bäume und Büsche, um unsere Stadt lebenswert und gesund zu gestalten!“
Auch wenn wir seitens des NABU selten zu einer Demonstration aufrufen, aber in diesem Fall bitten auch wir die braunschweiger Bürger/innen ausdrücklich darum, den betreffenden Ratsfraktionen durch ihre Präsenz bei dieser Demonstration unmißverständlich zu zeigen, was die Bürger/innen von einer solchen Entscheidung halten. Offenbar ist dies dringend nötig.
Wir fordern die Ratsfraktionen von CDU, SPD und FDP auf, Ihre Entscheidung zu überdenken. Auch die vielfältigen Reaktionen in den überregionalen Medien, bei denen es sich im Prinzip ausnahmslos um ungläubiges Kopfschütteln handelte, dürfte hierzu bereits mehr als genug Anlass gegeben haben. Der aktuell von der BIBS-Fraktion zum nächsten PLUA gestellte Antrag "Baumschutz/Denkmalschutz" könnte den Mehrheitsparteien bei der Ratssitzung im Februar als Brücke dafür dienen, ihre Entscheidung zu revidieren", teilt die NABU Bezirksgruppe Braunschweig e. V. mit.
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